Psychisch krank und trotzdem studieren?
Hallo ihr Lieben,
ich weiß, das Beste wäre wohl im Dekanat anzurufen und dort nachzufragen, aber ich traue mich das gerade nicht. Man wird dort erfahrungsgemäß gleich angegangen und runtergemacht. Deshalb wollte ich zuvor hier nach Lösungsvorschlägen fragen.
Ich studiere Medizin und habe übermorgen eine praktische Erfolgskontrolle, von der ich wegen körperlicher Erkrankung bereits einmal zurückgetreten bin. So, wie ich das verstanden habe, kann ich für diese Nachprüfung nicht erneut zurücktreten ("Die Teilnahme ist obligat.") und habe auch für mich beschlossen teilzunehmen, auch wenn ich mit meinen Gedanken gerade ganz woanders bin.
Seit ich 12 bin, leide ich bereits unter einer posttraumatischen Belastungsstörung infolge sexuellem Missbrauch, die Depressionen mit absichtlicher Selbstschädigung und einer Essstörung zur Folge hatte. Meine schulischen Leistungen sind damals massiv abgefallen und ich habe mich mehr und mehr zurückgezogen. Alle Hobbys habe ich beispielsweise aufgegeben, weil ich von Männern unterrichtet/trainiert wurde. Ich hatte zu der Zeit eine massive Abneigung gegen Männer und sogar gegen meinen Vater und Stiefvater entwickelt. Ich war über ein halbes Jahr in einer psychosomatischen Klinik und gehe seither (Alter von 15) auch einmal die Woche zur ambulante Psychotherapie.
Nun habe ich letztes Jahr mein Abitur mit einem sehr guten Durchschnitt bestanden und konnte so meinen Traum vom Studium der Medizin verwirklichen. Ich bin unglaublich glücklich, da das für mich vor noch fünf Jahren unvorstellbar war. Allerdings habe ich natürlich immer wieder mit psychischen Rückschlägen zu kämpfen. In der Schule wurde mir mit viel Verständnis begegnet. Eine Krankmeldung aus psychischen Gründen, wurde beispielsweise akzeptiert.
In der Uni ist das jetzt alles anders. Ich bin unter knapp 500 Studenten nur noch eine gesichtslose Nummer, deren Wohlbefinden niemanden auch nur die Bohne interessiert. Ich verstehe, dass ein Studium ein ganz anderes Kaliber ist, als das Abitur, aber dennoch bin ich der Meinung, dass auch die Universität eine gewisse Rücksicht auf psychisches Wohlbefinden nehmen sollte. Nur, weil ich psychisch erkrankt bin, heißt es nicht, dass ich nicht studieren kann. Oder etwa doch? Bisher habe ich auch alles mit lückenloser Teilnahme bestanden, aber an die 1-2 Mal im Jahr, kann es eben zu Extremsituationen kommen.
Ich frage mich, wie ihr in eurer Universität mit Depressionen und Co. umgegangen seid. Wurde auf euch Rücksicht genommen? An wen habt ihr euch gewendet? Habt ihr Tipps?
Ich hatte gestern aufgrund einer Schlüsselreiz-Situation einen Flashback. Ich habe nicht geschlafen und kann mich kaum auf das Lernen konzentrieren. Ich werde am Mittwoch zur Prüfung antreten und wenn sie schlecht läuft, läuft sie eben schlecht. Ich frage nur für die Zukunft: wie viel Verständnis kann ich in Bezug auf meine psychische Situation erwarten?
Ganze liebe Grüße
3 Antworten
Ich empfehle dir einen Schwerbehindertenausweis zu beantragen.Aufgrund der Diagnosen die du aufgezählt hast bekommst du da sicherlich einen Grad der Behinderung der dir spezielle Unterstützung ermöglicht.
Mein Studium ist schon lange her.Meine Erfahrungen bringen dir nicht viel...ausser,dass ich dir sagen kann,dass man es trotzdem schaffen kann.
Für deine aktuelle Situation empfehle ich dir ein Gespräch mit dem Gleichstellungsbeauftragten.Normalerweise gibt es in einer Uni jemanden der chronisch erkrankten Menschen hilft und diesen Titel trägt.
Mit einem Schwerbehindertenausweis findet man aber kaum eine Anstellung, das würde ich mir gut überlegen.
Eine psychische Erkrankung wird wie eine physische gerechnet bei dem Thema Krankmeldungen und & Co. Du hast also schoneinmal diese Prüfung nicht mitgemacht weil du krank warst. Jetzt bist du wieder krank und kannst dir aussuchen, ob du die Prüfung wieder ausfallen lässt (mit allen Konsequenzen) oder ob du Teilnimmst und einfach schaust wie es läuft.
Du wirst behandelt wie alle anderen auch. Genauso wie es sein sollte. Es wird kein Unterschied gemacht ob deine Krankheit jetzt ein gebrochens Bein oder ein, verzei mir den Ausdruck, gebrochenes Hirn ist.
Ein Attest vom Arzt ist ein Attest. Da steht kein Grund / Krankheit mit drauf. Da steht nur drauf "Krank".
In unserem Fall reicht leider kein Attest. Wir müssen dieses vorgefertigte Formular vom Arzt persönlich ausfüllen lassen. Das ganze ist wie ein Vertrag mit Paragraphen aufgesetzt, dass den Arzt von seiner Schweigepflicht entbindet und ihn verpflichtet, dass Attest nur dann auszustellen, wenn er sich für den Studenten verbürgen würde. Die Krankheit darf zudem nicht aus psychischem Grund entstanden sein und nur vorübergehend vorliegen. Deswegen ist das ja alles nicht so einfach.
Verständlich. Hier geht es ja auch um einiges.
Aber schau es dir auch mal von der anderen Seite aus an... möchtest du später an einen Mediziner geraten der aufgrund seiner psychischen Probleme durch die Prüfungen getragen wurde?
Ich finde nicht, dass meine psychische Erkrankung irgendetwas darüber aussagt, wie gut ich als Arzt arbeiten werde. Außerdem verlange ich ja nicht "durch die Prüfungen getragen zu werden". Ich möchte ja nicht am Mittwoch den Schein geschenkt bekommen, aber hätte gerne die Möglichkeit die Prüfung abzusagen und zu verschieben.
Die Möglichkeit hattest du schonmal. Gebracht hat es dir offensichtlich gar nichts wenn du jetzt wieder danach schreist.
Ich verstehe nicht, wieso du jetzt so "gemein" wirst und mich darstellst, als würde ich meine Prüfungen schwänzen wollen. Das erste Attest wurde mir wegen körperlicher Erkrankung ausgestellt. Das hatte absolut nichts mit meinem psychischen Zustand zutun. Ich habe mir nicht ausgesucht, dass es mir jetzt gerade psychisch schlecht geht.
Ich bin nicht gemein. Ich bin direkt. Und wenn du das nicht auseinander halten kannst, dann wahrscheinlich weil du der Meinung bist angegriffen zu werden und dich verteidigen zu müssen. Musst du nicht. Ich mache nur um was du mich gebeten hast: ich gebe eine Antwort auf deine Frage.
Sorry, aber das stimmt nicht. Ein Attest enthält sehr detaillierte Informationen, die als Begründung für verschiedene Sachen dienen können. Eine AU enthält nur "krank" mit der entsprechenden Codierung. Deshalb ist ein Attest ja auch kostenpflichtig und kostet zwischen 30 udn 50 €.
Was unterm Stich hier aber auch wieder blunze ist weil die Prüfung schonmal verschoben wurde und jetzt obligat ist.
Das mag ja sein, ich habe nur auf den Unterschied zwischen Attest und AU aufmerksam machen wollen.
Ich finde nicht, dass du direkt bist, sondern rücksichtslos. Wegen genau solcher Menschen kann ich möglicherweise mein Studium nicht beenden. Ich kann nichts dafür, dass ich so etwas erleben musste. An solch einem Ereignis, würde jeder Schaden nehmen. Und weil ich nun einmal in eineinhalb Jahren auf Hilfe angewiesen wäre, wegen meinem psychischen Befinden, heißt es nicht, dass ich andauernd eine Sonderbehandlung wünsche, alles geschenkt haben möchte und eine schlechte Ärztin werde.
Beantwortet hast du gar nichts, da du offensichtlich keine Ahnung hast, wie das mit dem Rücktritt läuft. Und einen Rat oder eine Erfahrung hast du auch nicht mit mir geteilt, wie ich darum gebeten habe, sondern hast nur "rumgestänkert".
"Gebracht hat es dir offensichtlich gar nichts wenn du jetzt wieder danach SCHREIST" - das ist nicht direkt, sondern unfreundlich, ungerecht und unnötig.
Hast Du Dich schon einmal mit dem Thema Nachteilsausgleich befasst :
https://www.studentenwerke.de/de/content/nachteilsausgleich-antragsverfahren-und-nachweise
Suchbegriff : z.B. Nachteilsausgleich Uni wegen psychischer Beeinträchtigung
Hallo, danke erstmal für deine Antwort.
In dem Bezug bin ich mir leider nicht sicher. Das Dokument, was ein Arzt ausfüllen muss, um die Prüfungsunfähigkeit zu bescheinigen, drückt klar und deutlich aus, dass es sich um keine aus psychischen Gründen entstandene Krankheit handeln darf und dass die Krankheit auch nicht von Dauer sein darf, was sie ja in der Theorie bei mir wäre.