Probleme Rekonstruktion von Fossilien?

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Die Fossilisation ist ein höchst seltener natürlicher Prozess, der nur unter ganz bestimmten Bedingungen erfolgt. Der Fossilkörper muss möglichst schnell möglichst luftdicht abgeschlossen werden, um den natürlichen Zersetzungsprozess zu unterbrechen - wie etwa durch eine Schlammlawine, einen Erdrutsch, einen Sandsturm, durch Vulkanasche oder andere natürliche Sedimente.

Ein Tierkadver, der im Freien liegt, wird immer sehr schnell von Aasfressern entdeckt und zerfressen, oft tragen größere Aasfresser auch Teile des Kadavers davon. Besonders die Körper sehr großer Tiere können deshalb nur selten komplett fossilieren, weil sie zu groß sind, um im Ganzen bedeckt zu werden. Sehr kleine Tiere sind ebenso selten, weil diese besonders schnell verwesen und schon nach kurzer Zeit nicht mehr viel übrig ist, was zu einem Fossil werden kann. Somit ist jedes Fossil ein echter Schatz aus der Erdgeschichte.

Selbst wenn ein Tier komplett fossiliert und über Jahrmillionen unversehrt im Erdboden liegt, kann das Fossil durch äußere Einflüsse beschädigt und auch komplett zerstört werden. Da sich die Erdkruste ständig in Bewegung befindet, können solche Bewegungen das Fossil an die Erdoberfläche befördern und freilegen, wo es dann Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert ist und abgetragen wird. Diese natürliche Erosion zerstört dann das Fossil, wenn es nicht schnell genug entdeckt und konserviert wird. Auch zufällig bei Bau- oder Bergarbeiten entdeckte Fossilien können unabsichtlich zerstört werden - durch Menschenhand. Etwa, wenn unvorsichtige Arbeiter sich gar nicht bewusst darüber sind, was sie da eigentlich entdeckt haben und das Fossil beschädigen, sei es durch Muskelkraft oder gar durch Sprengstoff.

Die meisten fossilen Tiere sind aus den oben genannten Gründen nur sehr unvollständig überliefert. Oft findet man nur einzelne Knochenfragmente, vielleicht auch nur mal einen einzelnen Zahn - Zähne sind als härteste Bestandteile des Körpers am besten für die Fossilisation geeignet. Wegen der Unvollständigkeit müssen Paläontologen - also die Wissenschaftler, die sich mit der Rekonstruktion von Fossilien und deren Erforschung beschäftigen - fast immer Ergänzungen am Material vornehmen. Dazu betrachten sie sich besser erhaltenes Fossilmaterial von verwandten Arten und versuchen, die fehlenden Körperteile nachzuzeichnen und im Modell nachzubilden. Das erweist sich natürlich als sehr schwierig - vor allem, wenn nur einzelne Knochensplitter und Zähne vorliegen, müssen die Paläontologen viel ihrer Fantasie überlassen.

Solche Rekonstruktionen haben sich in der Vergangenheit deshalb oft schon als falsch erwiesen - zum Beispiel wurden die meisten fleischfressenden Dinosaurier früher als aufrecht wie ein Känguru gehende Tiere dargestellt, deren Schwanz wie der einer Echse über den Boden schleifte. Heute wissen wir, dass die Dinos ihren Körper nach vorn geneigt haben und ihren Schwanz zum Ausbalancieren ihres Körpergewichts benutzt haben und ihn deshalb waagerecht in die Höhe hielten. Solche Verbesserungen und Korrekturen sind nur möglich, wenn man besser erhaltene Fossilien findet, an denen die Wissenschaftler forschen können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.

"Kein Fossil wird mit seiner Sterbeurkunde begraben. Eine Abfolge von Fossilien zu verwenden und zu behaupten, dass sie eine Entwicklungsreihe darstellt, ist keine wissenschaftliche Hypothese, die man testen kann, sondern eine Behauptung, die dieselbe Aussagekraft hat wie eine Gutenachtgeschichte." (Dr. Henry Gee ; Herausgeber der wissenschaftlichen Zeitschrift "nature") Es ist wie er sagt. Alle Methoden zur Altersbestimmung sind zu ungenau und können verfälscht werden, z.B. durch einen Vulkanausbruch etc.

MarkusPK  02.12.2017, 15:14

Es ist echt eine Frechheit, wie du Gees Aussage völlig aus ihrem Zusammenhang reißt, um wieder Evolutionsleugnung zu betreiben.

Gee hat hier auf die Unmöglichkeit hingewiesen, in der Paläontologie lückenlose Stammbäume zu rekonstruieren. Jedes Fossil ist nur eine Momentaufnahme, die wir durchaus in eine Entwicklungsreihe einordnen können. Doch sobald neue Fossilien auftauchen, wird diese Entwicklungsreihe ergänzt - und oft werden solche Entwicklungsreihen dann auch noch einmal völlig anders aufgestellt, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben. Deshalb spricht Gee von Gutenachtgeschichten: Die Paläontologie kann keine Dogmen erheben, legt keine testbaren Dokumente vor und kann deshalb in vielen fällen nur vage und ergänzungswürdige Aussage treffen. Das wird von vielen Möchtegerns und Schlaumeiern nur oft und gerne vergesssen.

Deine Konklusio mit den Altersberechnungen hat hiermit jedoch gar nichts zu tun. Fossilien können sehr wohl datiert werden und dank der heutigen radiometrischen Untersuchungsmethoden sogar sehr exakt. Dafür machen sich die Wissenschaftler die absolut regelmäßig und konstant verlaufenden und auch durch nichts zu beeinflussenden - weder durch kosmische Strahlung, Druck oder Vulkanaktivität - und damit unbestechlichen Zerfallsraten radioaktiver Isotope zunutze. Indem man diese Isotope mithilfe eines Massenspektrometers misst und ihre noch vorhandene Menge dann zurückrechnet, erhält man einen auf einige Jahrzehntausende genauen Wert, der beschreibt, wann das Fossil entstanden sein muss. Für ein Fossil des Tyrannosaurus rex zum Beispiel ergeben sich damit Werte, die auf etwa 34.000 Jahre genau sind - und da dieses Tier vor sage und schreibe 67.000.000 Jahren lebte, ist das eine lächerlich kleine Zahl und eine Abweichung von weniger als 0,052%!

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