Praktikum im einer Behindertenwerkstatt?

1 Antwort

Ich habe selber mein FSJ in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderungen gemacht und kann dir sagen, dass es immer auf die Werkstatt und ihr Klientel drauf ankommt, was du zu tun hast.

Du kannst ganz unterschiedliche Tätigkeiten übertragen bekommen:

  • Unterstützung des Gruppenleiters/der Gruppenleiterin, wenn du in einer Gruppe schwerpunktmäßig eingesetzt wirst

-> das war meine hauptsächliche Arbeit und nach einigen Wochen konnte ich z.B. einfache Fragen zu Problemen im Arbeitsablauf beantworten oder bei Kleinigkeiten helfen.

  • Hilfestellungen in allen Bereichen des Alltags (Nahrungsaufnahme, An- & Auskleiden, Fortbewegung)

-> das habe ich sehr viel gemacht, zumal ich ab einem gewissen Zeitpunkt im Förderbereich unterstützt habe - also dort wo schwerstmehrfachbehinderte Menschen nach ihren Möglichkeiten ganz leichte Tätigkeiten verrichtet haben.

  • Begleitung & Unterstützung bei Pflegetätigkeiten

-> das kommt immer so ein bisschen drauf an, was du dir zutraust. Ich habe erlebt, dass die da gerade bei "Neulingen" in dem Bereich sehr sensibel sind und sich an dich bzw. dein Tempo anpassen.
-> Ich habe bspw. angefangen, indem ich Personen die Haare gebürstet und sie bis zum Badezimmer begleitet bzw. ins Bad gebracht habe; nach und nach habe ich immer mehr übernommen, bis ich dann irgendwann eine Person (aus meiner Gruppe) während des Tages alleine gepflegt habe bzw. 3 Personen in konstanter Pflege hatte, wenn ich im Förderbereich unterstützt habe

  • Hol- & Bringdienste zum Bus und zu den Pausen (z.B. zum Mittagessen in die Mensa)

-> gerade die Rollstuhlfahrer*innen brauchten die Begleitung, weil der Fahrstuhl nur per Schlüssel bedient werden konnte
-> war meine erste Aufgabe und meine letzte Aufgabe während des Arbeitstages - logischerweise brauchen sie Unterstützung wenn sie ankommen und wenn sie Feierabend haben.
-> zum Mittagessen hatte ich je nach Tag 4-6 Personen im Rollstuhl bzw. mit Gehstock, da hieß es oft Tetris mit den Rollstühlen spielen ;)
-> Dazu gehörten aber auch Bringdienste zu den therapeutischen Maßnahmen

  • pädagogische Angebote (z.B. Basteln, Spielen, Spaziergänge,...) für Zeiten, in denen es keine Arbeit gibt

-> es kommt schonmal vor, dass es entweder aktuell keine Aufträge zum Abarbeiten gibt oder dass es Lieferschwierigkeiten des benötigten Materials gibt. Für solche Zeiten ist es immer gut, was in petto zu haben, damit die Menschen dort nicht bis zu 8 Stunden ihre Zeit absitzen.
-> bei uns war ´Mensch ärgere dich nicht` voll im Fokus. Entweder habe ich mitgespielt oder ich habe den schwächeren Beschäftigten geholfen.
-> Wenn es passte, habe ich auch ab und zu jahreszeitliche Deko gebastelt - wir haben z.B. zu Weihnachten entsprechende Window Color gestaltet
-> zu Begeistern war meine Gruppe auch immer zum Karten basteln - egal ob jemand Geburtstag hatte oder weil der Gruppenleiter erkrankt war, irgendein Anlass fand sich immer (ich habe nach nur 2 Wochen in der Werkstatt von denen eine Geburtstagskarte bekommen und zum Abschied haben sie mir auch nochmal eine gebastelt)
-> 5 Minuten Fußweg entfernt war ein Spielplatz mit Netzschaukel. Ich habe im September dort angefangen, weswegen ich bis zu den wärmeren Temperaturen im folgenden Jahr schon reichlich Erfahrungen hatte. Also bin ich dann, sobald es das Wetter draußen zugelassen hat, auch schon mal mit einer Person im Rollstuhl und 1-2 Fußgängern dorthin gegangen.
> das hatte 2 Vorteile: Die Personen kamen mal raus und ich hatte auch mal Zeit mich abseits des Arbeitsplatzes mit den Menschen zu unterhalten

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Heilerziehungspflegerin/ Ally der Behindertencommunity
Selkiade  08.08.2022, 22:53

Übrigens: Auch als Unterstützung bei Werkstatt-internen Festen oder Ausflügen kannst du angefragt werden bzw. darum gebeten werden (ich war z.B. mit auf einem Weihnachtsmarktbesuch, damit noch eine Person im Rollstuhl mehr mit konnte).

Ich wurde auch zum Geburtstagsfrühstück eines Beschäftigten einer anderen Gruppe eingeladen. Bin ich an dem Vormittag mit der Gruppe in der Bäckerei gewesen.

Du siehst: sehr unterschiedliche Aufgabenbereiche

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