Pflichtfeuerwehr? Einge Fragen?


03.11.2023, 17:33

Würde man mich verpflichten wollen und ich währe dagegen, würde ich einfach meinen formalen Wohnsitz ändern.

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Zunächst einmal: Eine Pflichtfeuerwehr ist immer nur das allerletzte Mittel der Wahl. Und selbstverständlich sind Freiwillige den Verpflichteten vorzuziehen, denn letztere werden wirklich nur "Dienst nach Vorschrift" machen.

Eine Person die nicht bei der Feuerwehr sein möchte könnte doch einfach dieses Schlupfloch nutzen?

Das ist nicht ganz so einfach, wie Du Dir das vorstellst.
Schon als Freiwilliger gehst Du eine Dienstverpflichtung ein. Als Pflichtfeuerwehrler sowieso. Ein Fernbleiben von Dienst und Einsatz muss da schon sehr gut begründet sein. "Ich habe keine Lust" oder "Tante Käte hat Geburtstag" gilt nicht. Bist Du permanent "krank", dann wirst Du irgendwann einem Amtsarzt vorgestellt und musst beim Fehlen ein ärztliches Attest vorlegen.

Bleibst Du trotz Verpflichtung dem Dienst fern, dann drohen empfindliche Geldbußen bis hin zu einem Gefängnisaufenthalt als letzte Möglichkeit.

das ich schon beobachtet habe wie Leute von der freiwilligen Feuerwehr den Einsatz einfach abgeleht haben, bzw. auf nicht ereichbar waren. Zitat: "Langweilig, interessiert mich nicht!"

Das funktioniert in der Praxis nicht. Auch ein Freiwilliger Feuerwehrmann kann sich nicht aussuchen, welchen Einsatz er wahrnimmt und welchen nicht. Natürlich kann man argumentieren, dass man nicht erreichbar war, krank oder was auch immer. Wenn das aber häufiger der Fall ist, dann wird das schon hinterfragt. Außerdem kommt das immer irgendwann heraus... ist nämlich blöd wenn man behauptet, 50 Kilometer entfernt gewesen zu sein, gleichzeitig aber von Oma Erna beim Rasenmähen oder Einkaufen gesehen wird.

Laut einem Bekannten von mir, der Feuerwehrmann ist, müssen Feuerwehranwärter diverse Prüfungen bestehen. Was passiert wenn man sich einfach dumm stellt und nicht besteht? Was passiert wenn man bei Sporttest einfach total übermüdet erscheint oder Drogen genommen hat?

Einen Sporttest gibt es bei der FF oder PF nicht.

Und wenn Du einen Lehrgang nicht bestehst, dann wird mit Dir solange geübt, bis Du den bestehst. Irgendwann wird man merken, dass Du Dich absichtlich dumm stellst... das wird Dir die Sache aber nicht einfacher machen. Denn verpflichtet bleibst Du, Du darfst dann aber nur die Drecksarbeit außerhalb des Gefahrenbereichs machen. Kaffeekochen, Schläuche reinigen usw.

Und wenn Du permanent unter Drogen stehst, dann hast du noch ganz andere Probleme.

Außerdem, mein Bekannter sagt in seiner freiwilligen Feuerwehr gibt es einen starken zusammenhalt. Wie soll sowas zustande kommen mit Menschen die garnicht dort sein möchten oder jede Sekunde im Dienst sichtlich verärgert sind dort sein zu müssen?

Die kann undwird es in einer Pflichtfeuerwehr nicht geben.

Aber die Pflichtfeuerwehr ist wie gesagt auch nur der allerletzte Ausweg. Bis das soweit ist, ist schon mächtig viel schief gelaufen.

Wenn es aber soweit ist, dann muss man da durch. Das ist nichts anderes als der (noch existierende, aber ausgesetzte) Pflicht-Grundwehrdienst bei de Bundeswehr. Da wollten auch die wenigsten Männer freiwillig hin. Man musste aber, sonst wurde man zwangsweise eingezogen und von den Feldjägern in die Kasene begleitet. Gehört dann halt zu den Bürgerpflichten.

Würde man mich verpflichten wollen und ich währe dagegen, würde ich einfach meinen formalen Wohnsitz ändern

Auch das klappt nicht so einfach. Du müsstest dann schon wirklich umziehen, das würde Dir ja freistehen. Aber "formell" den Wohnsitz ändern, das funktioniert in Deutschland nicht. Dein Erstwohnsitz ist dort, wo Du Dich mehr als die Hälfte des Jahres aufhälst bzw. wohnst.

Meldest Du Deinen Erstwohnsitz woanders als wo Du wirklich wohnst, machst Du Dich strafbar. Und sowas kommt recht schnell heraus.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr
Inkognito-Nutzer   04.11.2023, 12:29

Danke für deine tolle Antwort. Aber was passiert wenn ich mich selbst bei der Drecksarbeit dumm stelle. Was passiert wenn ich jedes mal mit ner Flasche Schnaps in der Hand zur Wache komme? Und was währen typische Kriterien aus gesundheitlichen Gründen, ungeeignet zu sein? Zum Beispiel: Zu fett für die Uniform, Diabetes, Bluthochdruck mit Tabletten, Psychische Probleme (bereits in Behandlung), usw.

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26Sammy112  04.11.2023, 14:30
@Inkognito-Fragesteller
Aber was passiert wenn ich mich selbst bei der Drecksarbeit dumm stelle.

Es gibt halt sehr einfache Arbeiten, die im Grunde genommen jeder ausüben können sollte. Wenn Du selbst die einfachsten Aufgaben nicht ausführen kannst, dann wirst Du ziemlich wahrscheinlich dem Amtsarzt vorgeführt, ob ggfs. eine körperliche oder geistige Behinderung vorliegt. Ansonsten wird man schon sehr schnell feststellen, dass Du Dich nur "dumm stellst". Dann kann es ggfs. Strafen geben - oder man stellt sich stur und lässt Dich einfach irgendwo in der Ecke stehen (was dann wahrscheinlich auch für Dich nicht allzu schön ist, vor allem über Jahre hinweg gesehen). Man wird Dich aber nicht von der Dienstpflicht befreien, weil sonst ja jeder "auf dumm" machen könnte, um seiner Pflicht zu entgehen.

Was passiert wenn ich jedes mal mit ner Flasche Schnaps in der Hand zur Wache komme?

Wenn Du zu geplanten Diensten und Ausbildungen alkoholisiert erscheinst, dann ist das Vorsatz. Folge: Geldstrafe, weil Du Deiner Dienstpflicht nicht nachgekommen bist.
Wenn Du bei jedem Einsatz alkoholisiert bist, dann wirst Du wohl irgendwann dem Amtsarzt vorgeführt werden. Dann liegt entweder eine Alkoholsucht vor (was sich dann auch auf andere Bereiche Deines Lebens negativ auswirken würde) - oder man unterstellt Dir Vorsatz. Denkbar wäre auch eine feste Diensteinteilung... dann bist Du halt an bestimmten Tagen in Bereitschaft und darfst nichts trinken.

Letztendlich ist mir nicht bekannt, dass es so einen Fall schon einmal gab.

Und was währen typische Kriterien aus gesundheitlichen Gründen, ungeeignet zu sein? Zum Beispiel: Zu fett für die Uniform, Diabetes, Bluthochdruck mit Tabletten, Psychische Probleme (bereits in Behandlung), usw.

Da gibt es so gut wie keine Ausschlusskriterien.

Als normaler "Löschknecht" sind die gesundheitichen Anforderungen nicht allzu hoch. Mit großem Übergewicht usw. wirst Du sicherlich kein Atemschutzgeräteträger oder Taucher werden, aber für einfache Aufgaben, Funken, Verkehrssicherung usw. reicht es immer.

Psychische Probleme könnten schon ein Ausschlussgrund vom aktiven Dienst sein... dann bliebe aber ggfs. immer noch der Verwaltungsdienst.

Das käme dann tatsächlich auf das Urteil des Arztes aus.

Mal ganz ehrlich: Es gibt (noch) glücklicherweise relativ wenig Pflichtfeuerwehren. Deshalb stellt sich das Problem für die allermeisten gar nicht.
Und wenn dann wirklich mal jemand dabei ist der sagt, dass er aus diesen und jenen Gründen keinen Pflichtdienst leisten kann, dann wird das auch in aller Regel berücksichtigt. Wenn es aber so weit sein sollte, dass jeder Zweite mit irgendwelchen Ausreden versucht, sich vorm Pflichtdienst zu drücken, dann wird das irgendwann deutlich rigoroser durchgesetzt werden (müssen).

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Die Pflichtfeuerwehr ist immer das letzte Mittel, wenn sich eine Freiwillige Feuerwehr nicht mehr halten lässt und der Brandschutz auch nicht durch die Feuerwehr aus einem Nachbarort sichergestellt werden kann.

Ziel einer jeden Pflichtfeuerwehr ist auch, davon wegzukommen und wieder einen geregelten freiwilligen Feuerwehrdienst auf die Beine zu stellen.

Die von dir hier aufgeführten Phrasen sind tatsächlich nichts anderes als Stammtischgefassel, denn das eine Pflichtfeuerwehr funktioniert und auch nach knapp 20 Jahren des Zwanges den Weg zurück zur funktionsfähigen Freiwilligen Feuerwehr finden kann, hat die einzige Gemeinde die diesen Schritt jemals in der deutschen Nachkriegsgeschichte gehen musste erfolgreich gezeigt.
Und das war bis Juni 2023 die Feuerwehr List auf Sylt.

Es exisieren zwar aktuell einige Pflichtfeuerwehren, List war 2005 tatsächlich die Erste seit dem zweiten Weltkrieg, diese sind aber entweder unterstützend zur nach wie vor bestehenden Freiwilligen Feuerwehr oder immer mal wieder nur temporäre Erscheinungen, weil die Feuerwehrleute mit Massenaustritten ihren Bürgermeister / ihren Stadt-/Gemeinderat erpressen wollen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Zugführer in einer größeren bayerischen Feuerwehr

Es ist wichtig zu wissen das die Frage des Pflichtfeuerwehrs ein Thema ist das auf lokaler Ebene von einer Gemeinde zu einer anderen unterschiedlich ist. Es gibt viele Sachen die in die Entscheidung einfließen ob eine Gemeinde eine Pflichtfeuerwehr einführt oder nicht einschließlich der Größe der Gemeinde, der Anzahl der Einwohner, der Verfügbarkeit von Freiwilligen. Was die motivierten Feuerwehrleute angeht so ist es wichtig zu beachten das die Menschen die sich freiwillig für den Dienst eintragen oft eine Leidenschaft für dieses Thema haben und sich bewusst dafür entscheiden ihre Zeit und ihr Talent dafür benutzen. Es ist jedoch auch wahr das es manchmal Menschen gibt die sich für den Dienst eintragen aber nicht wirklich motiviert sind sich zu engagieren

OnePerson19  04.11.2023, 08:43

Klingt sehr stark nach ChatGPT

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Zunächst einmal ist eine "Pflichtfeuerwehr" für eine Gemeinde grundsätzlich immer nur das allerletzte Mittel überhaupt - und zwar dann, wenn in der Gemeinde eben nicht ausreichend freiwillige Helfer zur Verfügung stehen. Da die Gemeinde den Brandschutz sicherstellen muss, müssen dann eine oder mehrere Gemeindemitglieder dazu verpflichtet werden.

Übrigens: Tatsächlich gab es (zumindest in Baden-Württemberg) so etwas ähnlich schon einmal - aber in einer ganz anderen Form.

Es gab nämlich die Pflicht für jeden Haushalt, Feuerwehrgeld zu bezahlen. Dies war im Endeffekt eine Gemeinde-interne Steuer, welche zur Finanzierung der Wehren herangezogen wurde.

Und wer freiwillig Mitglied in der FFW gewesen ist, musste natürlich das "Feuerwehrgeld" nicht bezahlen. So hatte man schlicht und ergreifend die Wahl: Bezahlen, oder selbst aktiv werden! Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie die Feuerwehrkameraden früher in meiner Jugendzeit durch die Wohnsiedlungen zogen, und das Geld kassierten.

Ganz ehrlich? Soooo schlecht fand ich das System gar nicht. Brandschutz kostet nun einmal viel Geld. Der Einsatz der Feuerwehr ist jedoch für jedes Gemeindemitglied kostenlos - wenn es sich nicht um einen mutwillig verursachten Fehleinsatz handelt. Und mittels des Feuerwehrgeldes hat man eben jedes Gemeindemitglied an den enormen Kosten für Brandschutz und Rettung beteiligt.

Schade, dass man das abgeschafft hat. Man hätte das System auf die Hilfsorganisation ausdehnen können. Denn noch immer sind die Bundesbürger der Meinung, sie hätten ein Anrecht darauf, dass die feuerwehr kommt - oder der Rettungswagen direkt nach dem Notruf vor der Türe steht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Das Leben war eine harte Schule!