Pferd wegen Bruch einschläfern lassen?

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bei wertvollen zuchttieren, insbersondere hengsten wird in der regel versucht, den bruch auszuheilen und ggf wird sogar operiert.

ein trümmerbruch ist in der regel nicht mehr hinzukriegen. bei einem oberarm- oder oberschenkelbruch ist in der regel kaum aussicht auf heilung zu erwarten.

bei einem glatten röhrbeinbruch oder der gleichen stelle an der hinterhand sind die heilungsaussichten recht gut. aber das ist kein beinbruch, sondern ein fussbruch.

im rahmen der reinen wirtschaftlichkeit ist es meist besser, das tier zu euthanasieren. der heilungsprozess ist fast immer sehr aufwändig und so teuer, dass es sich kaum jemand leisten kann.

pferdebeine sind allerdings gegenüber querbelastungen sehr widerstandsfähig. daher sind beinbrüche bei pferden selten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

pony  02.03.2020, 22:40

merci fürs sternchen.

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Es kommt darauf an, wo der Bruch ist - und wieviel die OP etc.. kostet. (viel).

und man darf auch leider nicht vergessen, dass so ein Bruch auch sehr, sehr, sehr teuer sein kann. Mein TA hatte mal in seiner Klinik bei einen Vollblüter einen Röhrbeinbruch operiert - mit sechs Schrauben. Das Pferd ist ein Jahr später dritter beim Großen Preis von Europa geworden. Man sagt, dass die Rechnung 50.000 DM und mehr betragen hatte. Na ja, so weit ich weiß, war der Besitzer ein Scheich.

Mein eigenes Pferd, der Vorgänger meiner Stute, hatte sich mal das Strahlbein gebrochen. Operieren konnte man das nicht - innerhalb des Hufes. Das Pferd bekam ein orthop. Eisen, das den Huf hochstellte. Der Wallach lief also auf High Heels. Bzw. er konnte damit kaum laufen. Er musste vier Monate fest stehen, insgesamt 7 Monate Reitpause. Die Kosten haben sich in Grenzen gehalten, da ja weder ein Klinikaufenthalt noch eine OP nötig/möglich war.

Was mir mein TA nicht gesagt hatte, war, dass vermutlich 90% aller Pferde mit diese Befund nicht mehr unter den Sattel kommen. Bei meinem Pferd war das gott sei Dank anders. Ich konnte ihn wieder reiten. Zwei Jahre lang mit orthod. Eisen, die den Huf etwas höher stellten.
Der Bruch war passiert, als er 11 war und gestorben ist er mit 28. Er hat auf dem Bein nie wieder gelahmt. Aber: das Pferd hatte auch in Form und Konsistenz perfekte Hufe gehabt, die Schmiede und Hufbearbeiter in ehrfürchtiges Schweigen verfallen ließ. Zwei Jahre nachdem ich wieder angefangen hatte zu reiten, hat mein Schmied ihm die Eisen wieder abgemacht.

Als mein Tirfi 18 war, nahm ich an einem Hufpflegekurs bei Jochen Biernath teil. Auch er schaute sich die Hufe voller Ehrfurcht an. Ich erzählte ihn von dem Strahlbeinbruch, und er lehnte die Diagnose rundweg ab. "Das kann nicht sein." sagte er. "So ein Pferd kommt nie wieder ans Laufen. Das war eine Fehldiagnose." Mein TA macht aber keine Fehldiagnosen!! (er ist jetzt leider in Pension und hat die KLinik aufgegeben.). Ich fuhr also in die KLinik und ließ mir die Röntgenaufnahme geben. Und gab sie dann Herrn Biernath. Große, rollende Augen. Spotz.... mein TA hatte keine Fehldiagnose getroffen. Und Tirfi war eines der sehr wenigen Pferde, die diesen Bruch überstanden hatten.

tja, DAvenport, BAbson Blutlinie halt.

Das kommt auf den Bruch und die Gesundheit und das Alter des Pferdes an. Auch bei Pferden kann man Brüche oft operieren und Platten einsetzen. Bei alten Pferden und sehr komplizierten Brüchen verzichtet man aber darauf. Oder aus Kostengründen, denn so eine OP plus Nachsorge kostet viele Tausend Euro, ohne Garantie, dass das Pferd hinterher wieder reitbar ist.

Heilen kann man einen Bruch fast immer, aber viele Besitzer wollen ihrem Pferd den Weg dahin nicht antun.

Die Pferde müssten Monate lang in der Box stehen, bzw. mit einem bestimmten system „aufgehangen“ werden, damit die Beine entlastet sind.

Dabei bekommt das Pferd dann oft auch akut gesundheitliche Probleme.

Zudem ist es bei vielen Brüchen nicht gewährleistet, dass das Pferd jemals wieder richtig das Bein belasten kann.

Dann muss man als Besitzer entscheiden ob man dem Pferd das ganze Prozedere nicht lieber ersparen möchte.
Eben da es sein kann, dass das Pferd trotz allem nie wieder richtig laufen kann was dann natürlich auch im Endeffekt nicht gesund für das Pferd ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich reite seit meiner frühen Kindheit; habe 2 eigene Pferde

Je nach dem, was für ein Bruch, wo ist der Bruch, wie ist die Prognose,... Leider ist Einschläfern oft die einzige Möglichkeit, natürlich sowieso bei Trümmer-/Spiralbruch. Das Problem ist, dass Pferd ruhig zu halten u. durch die Schonhaltung kommt es auch ganz schnell zu Schäden durch Überbelastung der anderen Gelenke.

Selbst wenn der Bruch verheilt, ist solch ein Pferd hinterher oft nur noch eingeschränkt nutzbar. Oft ist es sogar bei ganz normaler Haltung in Gefahr, also Weide, Paddock, Toben u. Spielen mit Artgenossen nicht mehr möglich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin