Pferd reiten, dass ein Hufeisen verloren hat? Ja oder Nein?

16 Antworten

Was noch niemand angemerkt hat: Wenn die Hufe "sensibel" sind, ist schon einiges schief gelaufen in der Hufbearbeitung und es sollte schnellstmöglich reagiert werden! Das Hufeisen macht das nicht besser, sondern kaschiert nur die Katastrohe eine Weile. Aber dadurch, dass die Lederhäute wohl extrem unter Zwang stehen, kein ordentliches Horn mehr produzieren, werden die Eisen immer schneller verloren gehen, das ganze niemals besser, sondern immer schlimmer werden.

Das kann man nur mit Barhuf retten, aber nicht in Zusammenarbeit mit dem Schmied, der bei sowas zum Eisen rät, denn der hat eben das gelernt, was die Schmiede lernen: Probleme kommen von woanders, im Zweifel von der Fütterung oder der Rasse und wir kaschieren mit Eisen, so lange es geht.

Korrekt wäre aber: Wenn es von der Fütterung oder Rasse käme, dass das Horn Probleme macht, würde sich das auch im Fell und der Haut zeigen. Aber die Pferde, deren Besitzer das so begründet wird, haben oft ein glänzendes Fell, das wenig Talg schiebt und neigen nicht zu Ekzemen. Komisch.

Wenn man lernt, Hufe zu beurteilen, dann sieht man sehr schnell, dass beschlagene Hufe IMMER dieselben Probleme haben. Das ist einfach der Nachteil, den man für den Abriebschutz des Beschlags in Kauf nimmt. Den Abriebschutz, den der Beschlag bietet, braucht aber so gut wie kein modernes Pferd. Vielleicht ein Fiaker, aber da kenne ich genug, die stattdessen mit Hufschuhen fahren, weil das für die Gelenke und Sehnen weitaus gesünder ist als der Beschlag mit seinem spezifischen Materialverhalten. Das heißt, es gibt hierzulande so gut wie niemanden, der den Vorteil nötig hat, aber viele, die den Nachteil hinnehmen, vielleicht gar nichts davon wissen, dass der Beschlag als Nachteil leider zu bleibenden Schäden führt:

  • Dadurch, dass der Hufmechanismus vom eisen unterbunden wird, wird der Huf und sogar das ganze Bein zu wenig durchblutet. Fass mal die Beine von einem beschlagenen Pferd und von einem unbeschlagenen an, die dasselbe gearbeitet haben. Das beschlagene wird immer ein klein wenig bis sogar deutlich spürbar kälter sein, weil seine Durchblutung gestört ist.
  • Das Eisen kann sich nur hinten an den Schenkeln, ein geschlossenes gar nicht, weiten. Dadurch wird nie, wie beim unbeschlagenen Huf, der Druck von der Lederhaut genommen UND dadurch fängt der Huf nicht einen Teil der Last ab, sondern die Beine müssen alles übernehmen. Der Lederhautdruck führt dazu, dass die Lederhaut die Hornproduktion auf ein Minimum beschränkt, weil sie unter Druck einfach nicht so produktiv ist, die mangelnde Lastabtragung des Hufs dazu, dass die Beine ständig überlastet werden. Beschlagene Pferde haben deshalb auch statistisch mehr Beinverletzungen.
  • Das Eisen verhindert den Abrieb. Die Natur hat allerdings den Pferdehuf so ausgeklügelt, dass das nicht in die menschliche Zivilisation gepresste Pferd ohne Hufbearbeiter zurecht kommt. Dazu gehört: Starker Abrieb führt zu starkem Wachstum, geringer Abrieb zu geringem Wachstum. KEIN Abrieb wie unter dem Eisen kommt in diesem Programm nicht vor, also wird die Variante geringer Abrieb genommen.

Ich persönlich an Deiner Stelle würde das zweite Eisen runter nehmen und ganz normal arbeiten (vorsicht nur, weil ein für Beschlag bereiteter Huf nicht so griffig ist wie ein gut bearbeiteter Barhuf) und mir in den nächsten Tagen einen guten Huforthopäden suchen, der die Schäden behebt. Huforthopäde ist KEIN Schmied, sondern ein Barhufbearbeiter, der es versteht, die durch das Eisen angerichteten Zwänge zu beheben. Wenn Du das wirklich wagen solltest, wird es Dir gehen wie mir: Ich frage mich, wie ich meinem Pferd jemals Beschlag und Bearbeitung durch den Hufschmied antun konnte. Ich habe ihm gegenüber deswegen ein schlechtes Gewissen, obwohl natürlich klar ist, dass man nur nach bestem Wissen handeln kann und ich leider zugeben muss, dass mein Wissen seinerzeit hier einfach an einer Grenze war. Das wird uns immer wieder passieren, dass wir weiter lernen und merken, das neu gelernte ist ja viel besser als das, was wir mit dem geringeren Wissen vorher gemacht haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

nicht reiten bis der schmied da war.

er steht mit nur einem eisen vorne jetzt unterschiedlich hoch.

da kann er sich schnell vertreten - oder mit dir oben drauf stürzen!!!

auch nicht longieren, sondern nur führen.

die anfahrt des schmieds müsstest du natürlich extra zahlen, aber:

einen schmied, der wegen einem pferd nicht kommt, jag ich hin, wo der pfeffer wächst...

schliesslich muss ja wenigstens das zweite eisen runter.

kleiner tip unter pferdefreunden: wenn das horn so schlecht ist, dass er ohne grosse einwirkung das eisen verliert, überlege, ob nicht hufschuhe besser für dein pferd wären.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
Baroque  14.02.2013, 12:18

Besser noch als Hufschuhe wäre ganz barhuf, denn dann bekommt der Huf endlich wieder den Reiz, der die Hornproduktion fördert.

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Baroque  14.02.2013, 12:50
@Baroque

Ach, und wenn man sonst nicht nur auf Teppichboden das Pferd bewegt, macht die Höhe den geringsten Unterschied. Keine Halle, kein Platz, kein Waldweg und keine Weide ist eben. Das Pferd hat immer Unterschiede zwischen rechts und links und so dick ist ein Eisen auch nicht.

ABER: Das Pferd spürt nun plötzlich was in dem einen Bein ohne Eisen und das andere ist immer noch gefühllos. Das Eisen rutscht anders als der Barhuf. Da der für Beschlag bearbeitet ist, wird er auch rutschen, aber eben anders. Das Pferd muss also komplett unterschiedliches Gefühl ständig, bei jedem Schritt, verarbeiten. Damit hat es ohne Reiter genug zu tun.

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pony  14.02.2013, 14:06
@Baroque

tip top - super erklärt...

oder wie equus caballus anmerkt:

ür mich wäre es auch unbequem, an einem fuß einen schuh zu tragen und auf dem anderen barfuß zu laufen.

reiten auf dem platz kann man am besten barhuf, im sommer auf der koppel, bzw. am besten auch winters im offenstall mit auslauf kanns pferd ebenfalls am besten barhuf laufen.

für den winter ein paar hufschuhe, in das stollen eingeschraubt werden können, für den rest normale hufschuhe. auf weichem boden barhuf...

die hufschuhe werden ja nur für die arbeit angelegt. den rest der zeit kann das horn in ruhe wachsen und robuster werden. die nagellöcher fallen weg.

in der schweiz ists mittlerweile üblich - da wird mehr hufschuh getragen, als beschlagen.

zu berücksichtigen ist, dass auch der hufschuh der gewöhnung bedarf, also zunächst etwa eine woche damit nur führen und schritt reiten.

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Baroque  14.02.2013, 14:16
@pony

Ich würde im Winter keinen Meter mit Hufschuhen gehen - auch nicht mit Stollen. Die Pferde derer, die das bei uns so machen, sind wesentlich unsicherer als unsere. Im Sommer, wenn es sehr trocken ist, ziehe ich für lange Touren welche an, so lange bei unseren Pferden noch die Folgen des Beschlags korrigiert werden müssen, denn für die Korrektur muss die Huforthopädin an die Sohle ran und ab 3 bis 4 Stunden merkt man den Pferden dann schon an, dass sie ermüden.

Gewöhnung hab ich nicht gemerkt, dass nötig war. Kommt sicher auf das Modell an. Ich habe mich bewusst für welche entschieden, die nur am Hufhorn fassen und von ihrer Elastizität her dem Huf sehr ähnlich sind, dem Pferd also ein möglichst natürliches Laufgefühl geben und die Pferde gingen mit kein bisschen anders als ohne vom Bewegungsablauf her, sodass ich die anzog und los ging. Auch nach dem langen Winter, wo ich sie nicht nutze (das ist so Oktober bis Ostern etwa, wenn man mit Winterreifen Auto fährt), ist es kein Thema, die wieder anzuziehen, wenn ich dann wieder mehr als 3 Stunden auf hartem Schotter gehe.

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also ich würde es lassen. für mich wäre es auch unbequem, an einem fuß einen schuh zu tragen und auf dem anderen barfuß zu laufen. zumal beim reiten ja auch noch das gewicht dazukommt, welches beim longieren ausbleibt.

pony  13.02.2013, 22:05

bis auf einen punkt gebe ich dir recht.

beim longieren kommt eine seitenbelastung durch die kreiselkräfte dazu. jedenfalls sagen das die gesetze der physik...

für deinen vergleich mit dem schuh hast du ein dickes DH verdient!

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Reiten ja aber nicht schneller als schritt! Wenn er ein eisen weniger hat macht das ein unterschied von 2cm auf dem bein aus! Dadurch 'plumbst' er auf das bein und das mögen die gelenke garnicht! Dadurch können sie sich schnell entzünden! Ohne gewicht auf dem rücken kann er auch traben aber mit reiter bitte nicht! Lg nina

pony  13.02.2013, 22:04

die allerwenigsten eisen sind 2cm dick.

miss mal nach.

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Wenn er sowieso ein Sensibelchen ist, würd ich es lassen - er steht schief, weil er nur ein Eisen hat (wie schon erwähnt, so als hättest du nur einen Schuh an), und fühlig ist er auch noch. Wenn du Pech hast, bricht ihm der Huf auch noch blöd aus...

Pony hat übrigens recht, wenn der HS für "nur ein Pferd" nicht kommt, such ich mir einen anderen... Ich hab mir übrigens vom HS zeigen lassen, wie man Eisen abnimmt, damit das Pferd wenigstens nicht mehr schief steht, wenn er schon nicht gleich kommen kann.