Orthographie scheiß egal?

Das Ergebnis basiert auf 23 Abstimmungen

Nein, es ist schlimmer geworden 74%
Ja, war schon immer so 26%

12 Antworten

Nein, es ist schlimmer geworden

Das Thema ist nicht neu, aber in der letzten Zeit auch aus meiner Sicht augenfälliger geworden - einher geht damit auch ein oft verschlechterter Wortschatz in Kombination mit Unsicherheit im Umgang mit der deutschen Sprache. Im Ganzen würde ich (m, 31) es als Mischung aus Unwissen und Faulheit deuten, warum dieser Eindruck entsteht bzw. das Problem tatsächlich da ist!

Die "modernen Kommunikationsmitteln" bzw. digitale Medien führen nämlich dazu, dass immer weniger Wert auf eine korrekte Rechtschreibung gelegt wird und/oder man sie, da das meistbenutzte Medium zum Schreiben das Internet mit seinen Social Networks ist, immer weiter vernachlässigt bis verlernt! Wir hatten das damals nicht, wir mussten noch alles ausschreiben - und Chats, wo man ohnehin alles kleinschreibt sowie auf Rechtschreibung, Kommasetzung usw. pfeift, trennten wir ganz gut von der Schule ab. Da galten andere Maßstäbe!

Zudem wird weniger gelesen und die aktuellen Kinder- und Jugendbücher, die ich so in die Finger kriege, sind inhaltlich häufig schlecht und sprachlich unfassbar schnodderig - von nix kommt nix, das ist kein Vergleich etwa zu Erich Kästner, Willi Fährmann oder Christine Nöstlinger. Ich sage nicht, früher war alles besser, aber die Jugendliteratur war es sicher. Auch die Eltern achten laut meiner Beobachtung jedoch immer weniger darauf bzw. machen es den Kindern vor, da sie selbst immer weniger schreiben: Denn wer wenig schreibt, macht auch mehr Fehler, da er nicht mehr alle Regeln kennt... Und wer lediglich auf dem Smartphone Termine eintippt, die sowieso nur er selbst ablesen muss, schert sich weniger um Rechtschreibung, weil es ohnehin jedem gleich ist (Stichwort Faulheit!) --------> Hauptsache, man versteht "rudimentär", was in etwa gemeint sein soll mit jener SMS und entsprechend wenig strengt man sich an.. aber das führt in die falsche Richtung! Beispiel: Ich pflege einen handschriftlichen Tageskalender. Da steht dann bei mir eben (z.B.) im Kalender: "Thomas abholen, 16.30 Uhr, Hauptstraße/Ecke Briefkasten". Im Smartphone würde das wohl so aussehen: "thoms 16.30 hautpstrße briefkasen", und das aus dem Grund weil es einem einfach egal ist, wie es geschrieben wird -------> denn man weiß schließlich, dass man (beispielsweise) um 16.30 Uhr Thomas am Briefkasten der Hauptstraße abzuholen hat.. Ist der falsche Weg, da das die Hemmschwelle zu Fehlern herabsetzt, aber leider Usus.

schorle22  07.05.2022, 16:25

Da hast du Recht. Auch in Zeitungen und Literatur werden immer mehr Fehler gemacht. Selbst bei den Sprechern der Tagesschau kommen heute Fehler vor.

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rotesand  07.05.2022, 16:27
@schorle22

Ich habe den Spiegel vor wenigen Jahren abbestellt, weil mir genau das aufgefallen war. Sprachlich war das Niveau entsetzlich geworden; ich hatte den Eindruck, dass nur noch Volontäre und Praktikanten am Werk waren, die sich kaum zurechtfinden im "Sprachwald".

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Ich beobachte das viel hier bei GF, denke aber, dass es hier vor allem an dem jungen Alter vieler Benutzer liegt. Auch vor 50 Jahren konnte ein Zehnjähriger noch nicht völlig fehlerfrei schreiben, vor 50 Jahren hat das aber niemand außer seiner Lehrer mitbekommen, während heute die ganze Welt seine Texte mittels Internet bestaunen kann.

Vielleicht ist auch die Benutzung von Smartphones eine Ursache, wo man nur zwei Finger zum Tippen zur Verfügung hat. Auf einem PC oder Laptop nutzt man idealerweise alle zehn Finger, da ist ein Komma schneller gesetzt und ein Großbuchstabe schneller getippt, als bei so einer virtuellen Smartphone-Tastatur.

Plincheeee  07.05.2022, 16:18

Bei vielen ist das ganz im Gegenteil.

Die meisten Jugendlichen und Jungen Erwachsenen können heute wohl besser auf dem Handy, als mithilfe einer Tastatur tippen.

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Nein, es ist schlimmer geworden

Für meine Magisterarbeit bekam ich Mitte der 90er Jahre eine halbe Note abgezogen, weil vier Kommas fehlten, auf 80 Seiten.

Heute vermutlich undenkbar, weil man ja froh sein kann, wenn überhaupt Kommas drin sind.

Meine Französisch-Lehrerin hat mir meine Einschätzung bestätigt. Sie sagte, dass eine gute Leistung mit dem heute üblichen Fehlerquotienten zu unserer Zeit nicht mal ein "Mangelhaft" gewesen wäre, so sehr wurde der runtergesetzt.

Und ich erinnere mich an eine Grundschullehrerin meiner Söhne, der ich mal einen Elternbrief korrigiert zurückgegeben habe.
Aber vier eklatante Fehler in zwei Zeilen fand ich einfach drüber. Sowas hätte es früher auch nicht gegeben.

Das Problem ist einfach, dass man sich gegenseitig irgendwann nicht mehr versteht, wenn man nicht ordentlich schreiben kann. Das erlebe ich in der Kommunikation mit meinen Freunden aus dem Ausland. Wenn die nicht ordentlich Englisch schreiben können, versteh ich kein Wort mehr.

Debo88 
Fragesteller
 07.05.2022, 16:39
ich erinnere mich an eine Grundschullehrerin meiner Söhne, der ich mal einen Elternbrief korrigiert zurückgegeben habe.

Coole Aktion! :D Was hat sie dazu gesagt?

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Kristall08  07.05.2022, 16:54
@Debo88

Nicht viel.
Es war der letzte Elternbrief, den wir bekamen, danach war das Kind mit der Schule fertig.

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grtgrt  07.05.2022, 19:24

Irgendwann wird man – hoffentlich – Texteditoren so einrichten, dass sie gar nicht mehr erlauben, orthographisch fehlerhafte Texte abzuspeichern oder vom Rechner absenden zu lassen. Dann wäre der ganze Spuk schnell vorbei (und jedem klar, wie wichtig es ist, die eigenen Muttersprache auch schriftlich beherrschen zu können).

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Menschen verwenden die Sprache immer nur so ausgiebig und detailliert, wie es von ihnen gebraucht wird.

Unter Freunden wird man eher selten so reden oder so schreiben, wie mit dem Chef o.ä.

Mir fällt eher auf, dass viele Leute gar nicht mehr lernen darin zu unterschieden, wann man auf die Semantik, Syntax und Orthographie achten sollte und wann nicht.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistik & Geschichte
Ja, war schon immer so

Es gibt schon immer jene, die sich gut oder nicht so gut artikulieren können. Das spiegelt sich auch in der Rechtschreibung und Zeichensetzung wider.

Erst seit vergleichsweise kurzer Zeit ist es überhaupt so normal, dass in Deutschland jede:r schreiben kann.

Natürlich ist es immer leicht, seine eigene Empörung auf die Jugend oder den Zeitgeist zu schieben.