Wird das Doppel-r am Ende wie bei "Narr" oder "Herr" wie ein [ːɐ̯] oder wie ein [ʁ] ausgesprochen?

4 Antworten

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Es gibt im Deutschen neben dem Zungen-r zwei Rachen-r – ein kratziges, das Richtung /x/ geht, weil es gerieben wird (​[⁠ʁ⁠]), und ein mit dem Gaumenzäpfchen gerolltes ​[⁠ʀ⁠]​. Hörbeispiel 1 ist ein ​[⁠ʀ⁠]​, Hörbeispiel 2 ein zungengerolltes ​[⁠r⁠].

Beide Rachen-r werden in der Regel im Auslaut nicht realisiert (außer vielleicht im Theater). Das erste Hörbeispiel bei wiktionary halte ich nicht für repräsentativ. Viel häufiger ist [hεɐ]. Ein realisiertes /r/ im Auslaut ist eher zungengerollt wie im österreichischen Hörbeispiel. Das ist auch hier und da in Bayern und Baden-Württemberg zu hören.

Wer das /r/ im Rachen realisiert, wird auch bei <Narr> wird das Doppel-r meines Erachtens eher vokalisch andeuten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Es gibt keinen Anspruch auf Dank. Ich freu mich nur darüber.
LottaKirsch  09.06.2022, 15:15

Danke für den Stern! 🍒

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Ein unbetontes -er am Wortende wird in der südlichen Hälfte des deutsche Sprach­rau­mes weithin als [ɐ] ausgesprochen, z.B. Bauer [ˈbaʊ̯ɐ] oder wieder ['wiːdɐ]. Viele bairi­sche Dialekte treiben das noch weiter und vokalisieren das R auch an anderen Stellen, z.B. Pferd [pfεɐt] oder kurz [kʊɐts], wobei dann Diphthonge entstehen; in Österreich wird sogar L analog vokalisiert, z.B. kalt [kɔɪt]. In der Standardsprache wird das oft, aber bei weitem nicht immer, vermieden.

Da ich ganz aus dem Süden komme (50 km südlich spricht man bereits Slovenisch), sage ich auch Herr [hɛɐ], aber damit bin ich nicht repräsentativ für die Deutsch­spra­chi­gen, von denen die Mehrzahl wohl [hεʁ], [hɛɾ] oder [hɛr] sagen würden, und die Details oft von der Stellung im Satz abhängen.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
LottaKirsch  04.06.2022, 17:09

Da widerspreche ich dir und ich finde auch die Hörbeispiele bei wiktionary nicht repräsentativ.

Die allermeisten Rachenroller werden bei <r> am Ende des Wortes kein /r/ realisieren, sondern ein a-Schwa. Überhaupt habe ich realisierte /r/ im Auslaut fast ausschließlich südlich der Nord-Süd-Grenze gehört, und zwar immer zungengerollt. Im Rachen realisierte /r/ werden im Wortauslaut in der Regel nicht realisiert.

Kategorie unnützes Wissen: In der Logopädietherapie wird ein Rachen-r nur im Anlaut, Inlaut und in Konsonantenverbindungen gefestigt, nicht im Auslaut – eben weil es nicht realisiert wird.

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Ich sage es wie A, aber in meiner Region wird häufig auch R (gerollt) verwendet.

ist wohl regional unterschiedlich

bei uns wird das R nicht gerollt, sondern hört sich eher wie A an

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich mag es wissenschaftlich fundiert. 📋