Opus caementitium (römischer Beton): Hat damit irgendwer Erfahrungen oder kennt gute, weiterführende Links dazu?

4 Antworten

Von den Römern abgeschaut haben sich dagegen Forscher um Kunal Kupwade-Patil vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) ihre Alternative. Schon vor 2.000 Jahren mischten die antiken Baumeister ihrem Zement und Beton vulkanische Asche bei, um die Haltbarkeit und Wasserbeständigkeit ihrer Bauten zu erhöhen. Ob der Römer-Beton jedoch auch in Bezug auf seine CO2-Emission und den Energieverbrauch Vorteile bringt, war bisher unbekannt.

https://www.scinexx.de/news/geowissen/vulkanasche-macht-beton-gruener/


NityaDevas 
Fragesteller
 11.04.2022, 15:58

Oh ja, ich vergaß ja ganz die hohe CO2-Bilanz der Betonherstellung!!! Danke. Wir werden Uns vielleicht doch besser eine Oposumhöhle oder Ähnliches suchen.
Nein, im Ernst: CO2 halte ich für Lebensnotwendig und wenn ich keinen Zement haben will, dann nur, weil die Herstellung so viel Strom verbraucht.
Die Vulkanaschegeschichte gefällt mir ganz hervorragend! Aber Wir sind auf dem spanischen Festland. Ich glaube Vulkane finden sich hier nur auf den Balearen und den Malediven. Aber vielleicht können wir deren Asche irgendwo kiloweise bestellen...

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Weiss nicht, ob deine Frage noch aktuell ist. Der römische Beton ist ein Glücksfall der Baugeschichte und keine spontane Erfindung der Römer. Das Prinzip Füllmauerwerk zu verwenden, das aus Mörtel und Steinbrocken bestand kannten die Griechen schon. Bei ihnen hieß es "Emplekton". Die Römer mischten gebrannten Kalk, Sand und die vielzitierte Vulkanasche. Es handelt sich aber um eine relativ spezielle Asche, nämlich die aus dem Bereich bei Puzzuoli bei den phlegräischen Feldern. Ist übrigens ein Supervulkan. Er hat zufällig genau die Eigenschaften, die man braucht um mit den anderen Beimengungen einen hochwertigen, hydraulischen Beton zu bekommen. Die Römer wussten das auch und benützten die Puzzolanerde für Projekte, wo es auf beste Ergebnisse ankam. Wenn nötig verfrachteten sie zehntausende Tonnen davon in andere Reichsgebiete um daraus Beton zu machen. Zusammen mit dem Kalk bewirkt die Puzzolanerde eine wesentlich günstigere Nacherhärtung des römischen Betons. Es bilden sich aus den Mineralbestandteilen der Asche Kristalle, die den Beton dichter und fester werden lassen. Diese "Nacherhärtung" läuft beim römischen Beton in Jahrzehnten und Jahrhunderten ab. Ähnliche Ergebnisse bewirkt auch eine einheimische Resource, nämlich Trass, aus der Eifel. Den verwendeten die Römer auch. Man bekommt auch heute noch Trasszement zu kaufen. Mischungsverhältnisse kannst in den Büchern von Vitruvius erfahren.


Tutmosis  15.06.2022, 23:40

PS, auch manche Flugaschen aus den Elektofiltern von Großkraftwerken bewirkt ein gleiches. Der Eurotunnel ist zum Beispiel daraus gebaut. Wenn die Asche allerdings Chloridhaltig ist, schädigt sie langfristig den Beton. Ich denke daher, das der Eurotunnel nach ca. 80 Jahren zur Bauruine wird.

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https://www.holcim.ch/sites/switzerland/files/atoms/files/kleine_zementgeschichte.pdf

Das nennt man ja Zement, dessen Herstellung erst im 19. Jahrhundert gelang, wo es solange nur die Kalkbrennerei gab. Der römische Zement/Beton ist eine Irreführung er beruht aus einer Mischung wo von die Grundlage aus Kalk besteht, der durch verschiedene Beimengungen und darunter Lavaasche, dann einer Qualität entsprach, den der heutige Zement erst möglich macht.

Dein Vorhaben wird in der Schwierigkeit bestehen, an Lavaasche zu kommen und wenn dann könnte das eine teure Geschichte werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

NityaDevas 
Fragesteller
 11.04.2022, 16:44

Vielen Dank!
Die Vulkanaschebeimengung gefällt mir aber wirklich ausgesprochen gut. Vielleicht finden wir hier ja irgendwo Vulkanaschablagerungen. Von vergangen Ausbrüchen auf den Malediven... Naja, vermutlich würde dies ein sehr unbefriedigendes und zeitaufwendiges Unterfangen werden.
Meinst Du denn, dass es sehr teuer wäre, eine Menge an Vulkanasche zu organisieren, welche uns für ca. 5 m³ "römischen Beton" genügen würde?
Ich finde nur kleine Verkaufseinheiten mit 750 ml für 5 Euro...
Nein, hier hat jemand einen Sack in Sizilien zusammengesammelt: 14 kg für 40 Euro! Vermutlich nochmal 80 Euro Transportkosten dazu... (https://www.ebay-kleinanzeigen.de/s-anzeige/vulkanasche/2038805496-87-1321)
Eigentlich hört sich das, erst einmal, ganz gut an. Muss nur noch herausfinden, wie das Mischungsverhältnis ist.

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zetra  11.04.2022, 19:38
@NityaDevas

Das sind so Einzelheiten, fuer die sich die Forschung noch interessieren könnte. Deshalb kann nur geschätzt werden, denn Kalk verträgt, an Zusatz von Farbpulver, höchstens 5 %, bei der Mörtelherstellung ist das mit Sand, 1 Teil Kalk, 4 Teile Sand. Somit müsste an dieser Stelle nur mit der Lavaasche ausgetauscht werden, das bei 5 m3 Bedarf eine ganze Menge werden würde, um den den Roemer-Beton zu erhalten. Ob da nach andere Indigenen mit drin waren, ist mit Sicherheit zu vermuten, bei der Stabilität, die hinten bei rauskommen sollte?

Es wird zur Liebhaberei, das ist klar, aber des Menschen Wille ist ja das Himmelreich, viel Erfolg übrigens.

https://che.sika.com/de/construction/beton-und-moertelherstellung.html

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zetra  11.04.2022, 20:08
@zetra

Ingredienzien natürlich. sorry.

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NityaDevas 
Fragesteller
 12.04.2022, 14:31
@zetra

Besten Dank. Da Wir den Beton bestenfalls für ein nicht-tragendes Fundament benötigen und evtl. als verstärkten Kalkputz für den Außenanstrich, muss er nicht übermäßig belastbar sein. Wodurch wir damit auch sehr experimentierfreudig umgehen können.

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zetra  12.04.2022, 14:35
@NityaDevas

Viel Spaß, andere arbeiten wieder mit Lehm den sie ausprobieren. Alles sehr interessant und mutig experimental kreativ zu sein.

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NityaDevas 
Fragesteller
 12.04.2022, 15:53
@zetra

Vielen Dank. Da unsere Vorstellung des Eigenheims sehr einfach sind und wir aber dafür alle denkbaren Möglichkeiten ausschöpfen können (solange das Geld noch etwas wert sein sollte), will ich unbedingt immer mehr Alternativen finden. Wir brauchen nur vier Wände, ein Dach, Wasser, Strom und einen Ofen. Da sind Wir, was die Ökologie angeht, bereit geringe Eigenansprüche zu erheben. Alles Andere wird erst einmal versucht, im größtmöglichen Einklang mit unserer Umgebung zu gestalten. Und im Moment ist der fiktive "Bauplan" extrem variabel und bietet viel Raum für Experimente. Nur der Grundriss und die grundsätzliche Dachkonstruktion sind relativ fix... Es sei denn, wir finden noch eine schöne Höhle für uns. Dann wird die ganze Hausplanung wieder über den Haufen geworfen.

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zetra  12.04.2022, 16:14
@NityaDevas

Zurück zur Natur, das hoert sich interessant an, denke aber daran, das dein Ofen bald einen Filter fuer die Abgase brauchen wird, in DE musst du damit rechnen, der Kamin wird schon dazu verdammt. DE rettet die Welt und in Brasilien brennt der Urwald weiter und wir kaufen Sojabohnen von dort. Augenwischerei ist am werken.

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NityaDevas 
Fragesteller
 15.04.2022, 23:18
@zetra

Jaja, das ist eine schlimme Geschichte. Leider kenne ich auch hundert andere, mindestens genauso dramatische, politische Entscheidungen der Gegenwart.

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Der römische Beton hat Bauwerke ermöglicht, die nach 2.000 Jahren immer noch stehen. Ob es eine ähnliche Mischung auch heute noch gibt, ist eher fraglich. Wenn man bedenkt dass Autobahnbrücken nach 40 -50 Jahren erneuert werden müssen.


DerRoll  11.04.2022, 14:52
Wenn man bedenkt dass Autobahnbrücken nach 40 -50 Jahren erneuert werden müssen

Bitte nicht die Gebäude von damals mit Autobahnbrücken verwechseln, die vor 40 Jahren für eine ganz andere Last gebaut wurden als sie heute aushalten müssen.

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/bau/autobahnbruecken-halten-gewachsenen-verkehr-kaum-stand/

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NityaDevas 
Fragesteller
 11.04.2022, 15:59
@DerRoll

Aber hatten die Römer nicht auch Aquädukte gebaut, welche große Wassermaßen transportieren mussten, oder waren da nur Rinnsale drin?

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DerRoll  11.04.2022, 16:28
@NityaDevas

Das hat mit einer regelmäßigen, dauernden Belastung durch 40tonner nun genau was zu tun? Ein kleiner Vergleich, die Aquädukte nach Rom führten pro Tag je ca. 100.000 cbm Wasser zu, also eine Belastung von 100.000t/Tag.

https://de.wikipedia.org/wiki/Aqu%C3%A4dukt#Aqu%C3%A4dukte_in_Rom

Die vielgescholtene Rheinbrücke der A1 war ursprünglich für 40.000 Fahrzeuge/Tag konzipiert, bei einem gemischten Verkehr bei 2t/Fahrzeug also für etwa 80.000t. Tatsächlich fahren aber 120.000 Fahrzeuge pro Tag über die Brücke, davon 14.000 LKW. Setzen wir für die LKW im Schnitt 10t an und für die restlichen Fahrzeuge im Schnitt 1,5t, so kommen wir auf insgesamt etwa 300.000t/Tag.

https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/bau/warum-der-neubau-der-autobahnbruecke-leverkusen-auf-der-a1-ein-desaster-ist/

Nun vergleiche noch die Bauweise einer Aquäduktbrücke mit der einer Autobahnbrücke, sowohl in der Breite wie auch bezüglich des grundsätzlich anderen Materialeinsatzes.

Jemand der mehr Ahnung von Ingenieurswissenschaften hat wird eventuell auch noch etwas zum Unterschied der Belastung durch fließendes Wasser und der durch Automobile sagen können.

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NityaDevas 
Fragesteller
 11.04.2022, 16:36
@DerRoll

Nein, ich denke Deine Argumentation ist ausreichend. Vielen Dank für diese exakten Zahlen und das, damit verbundene, Erweitern meines Horizontes!
...Auch wenn Wir ehrlich gesagt ein wenig von meinem eigentlichen Beweggrund zur hiesigen Fragestellung abgewichen sind, so empfinde ich Deine Ausführungen allemal als bereichernd.
Herzlichen Dank, für die große Mühe!

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DerRoll  11.04.2022, 16:40
@NityaDevas

Danke. Ich bin bei dem Thema etwas angefressen, weil das was wir derzeit erleben ein typischer Fall von Shit in - Shit out ist. Klar hätte man früher etwas unternehmen müssen, spätestens als klar wurde das die alten Annahmen eben nicht mehr haltbar sind. Aber statt dessen machen wir uns oft genug über die Bauingenieure der 60er und 70er lustig, die scheinbar nicht in der Lage waren haltbare Brücken zu bauen.

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NityaDevas 
Fragesteller
 11.04.2022, 17:18
@DerRoll

Gut, ich denke, da stimme ich Dir zu, dass es gewiss nicht zwangsläufig die Ingeneure gewesen sind, welche für den heutigen Zustand der Autobahnbrücken zur Verantwortung gezogen werden können. Genauso wenig wie beispielsweise die WTC-Architekten es zu verantworten haben, dass die "Twin Towers" einstürzten.
Ich denke sogar, dass die, von Dir erwähnten Bauherren, mindestens genau so viel Fachwissen und logisches Denken unter Beweis stellen konnten, als ihre heutigen Nachfolger!
Wenn ich eine Brücke bauen lasse und dann aber die eingeplante Nutzlast (oder wie man es auch nennt) deutlich überschreite, dann ist da wohl kaum die Schuld von mir zu weisen.
Aber über das deutsche Bauwesen lässt sich sicher Ewigkeiten lange diskutieren.
Auf alle Fälle: Vielen Dank, für das Teilen Deines Wissens, an dieser Stelle!

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