Opas Taschenuhr - einfach aufziehen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ohne Öl läuft die Uhr trocken.

Mechanik: Jede mechanische Uhr verfügt über einen recht komplizierten Mechanismus. Damit die Zugfeder ihre Kraft einwandfrei über die Zahnräder zur Hemmung weitergeben kann, ist eine gewisse Schmierung notwendig, genau wie beim Auto.

Heißt im Klartext, dass genug Öl in den Lagern vorhanden sein muss und auf den Ankerpaletten usw.

Problem: Bei deiner Uhr wird sicher kein Tropfen Öl mehr in den Lagern vorhanden sein und dementsprechend kann der Schaden groß sein, wenn du sie wieder in Betrieb nimmst.

Wenn die Uhr trocken läuft und weiter in Betrieb genommen wird, können deutlich mehr Ersatzteile bei einer späteren Revision vonnöten sein.

Aber: Natürlich kannst du mal an der Krone drehen, um zu schauen, ob überhaupt noch Kraftübertragung stattfindet. Doch solltest du die Uhr nicht auf Dauer nutzen in dem Zustand.

⇨ Drehe hierzu ein bis zwei Umgänge an der Krone, um ein klein wenig Kraft auf die Zugfeder zu geben...

Verkleben: Die damaligen Öle waren noch nicht vollsynthetisch. Heißt, dass die alten Öle gerne eintrocknen oder sogar verkleben. Aus diesem Grund kann es auch gut sein, dass die Uhr gar kein Lebenszeichen mehr von sich gibt.

⇨ Sofern jedoch die Unruh frei schwingt und zumindest bei Kraftzugabe ein wenig ausschwingt, ist es schonmal ein gutes Zeichen, dass die Uhr 'überholt' werden kann.

Wieder aber: Und hier kommt dann leider der Haken. So eine Taschenuhr 'nur mal nach-ölen' bringt leider nichts. Das alte Öl muss raus und das geht nur, wenn die Uhr komplett zerlegt, gereinigt, defekte Teile ausgetauscht und komplett wieder montiert, geölt und gefettet wird.

Kosten: Rechne mal 120,- bis 150,- € mind. bei ganz einfachen Kalibern. Und das lohnt sich leider in den meisten Fällen nicht mehr. Schon gar nicht, wenn die Taschenuhr vor 1910 gebaut wurde und eine Zylinderhemmung aufweist.

Ideeller Wert: Wenn dir aber viel an der Uhr liegt, ist der ideelle Wert höher als der Restwert und nach Instandsetzung hast du wieder eine schöne Uhr.

Ansprechpartner: Du hast schon gut gemerkt, dass Uhrmacher mit Kenntnissen der Taschenuhrreparatur schwer zu finden sind, bzw. das nicht jeder Juwelier noch Taschenuhren repariert.

Meine Empfehlung: Auch wenn du schon von vorneherein weißt, dass du die Reparatur zu teuer ist, würde ich sie trotzdem mal bei einem seriösen Uhrmacher vorstellen.

⇨ Am besten bei einem Uhrmachermeister und vorab anrufen!

Denn leider liegt mir deine Uhr nicht vor (auch keine Fotos) und so kann ich keine genaue Beurteilung vornehmen.

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
U7rmacher  03.09.2019, 14:34

Danke für den Stern ;-)

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ich würde dir raten, das gute stück zu einem fachgeschäft für teure uhren zu bringen, bei dem es auch noch jemand gibt, der mal "uhrmacher" gelernt hat.

da kann durchaus etwas kaputt gehen, wenn du sie nach jahrzehntelangem "dornröschenschlaf" wieder in gang setzen willst.

wenn ein fachmann die uhr öffnet und feststellt, dass die beweglichen teile aber nicht verharzt oder verklebt sind, sollte sie wieder funktionieren. und ggf. erhältst du gleichzeitig eine einschätz, ob sich das überhaupt für so eine uhr lohnt.

Mauritan 
Fragesteller
 31.08.2019, 12:23

Danke für Deine Antwort.

Verharzt, verklebt? Woher kommt das?

Fachgeschäft ist das nächste Problem. Bei uns gibt es zig Juweliere, doch die sind so unfähig, dass sie nicht mal ein Kettenglied flicken können. Das wird "eingeschickt". Bei Uhren werden gerade mal die Batterien getauscht.

Der Uhrmacher, bei dem damals gekauft wurde, ... schätze er lebt nicht mehr. Die Gravur sagt "1895". Wo finde ich jemanden, der solche Uhren nicht nur behandeln kann, sondern dem auch das unwiderbringliche Stück anvertraut werden kann?

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