Normale Rechenkünste einer 5. Klässlerin (Gymnasium)?
Hallo zusammen,
ich habe eine kurze und vielleicht etwas merkwürdig daherkommende Frage:
Ist es normal, dass eine 5. Klässslerin eines Gymnasiums, trotz knapp 1 stündiger intensiv und gleichzeitig mental aufbauender verbaler und zu Papier bringender Hilfestellungen durch eine erfahrene Nachhilfelehrerin (Lehramtsstudentin für u.a. das Fach Mathematik, kurz vor dem Studienabschluss), es nicht schafft wenigstens eine der drei folgenden Rechenaufgaben
- Aufgabe 1) 10.000-1 = ?,
- Aufgabe 2) 50.000+1=? oder
- Aufgabe 3) 99.999+1 = ?
zu lösen?
Danke für eure Antworten, die mich brennend interessieren! :-)
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10 Antworten
Ich würde sagen, diese Aufgaben können die meisten Schüler am Ende der 1. Klasse lösen. Selbst wenn sie es vielleicht offiziell nur bis 100 oder 1.000 gelernt haben, haben sie meist das Prinzip erkannt.
Wer nicht einmal b) schafft, hat vermutlich irgendetwas Grundlegendes nicht verstanden. Entweder das Wesen des Dezimalsystems oder die Bedeutung von Addition und Subtraktion.
Es gibt verschiedenste hilfreiche Arbeiten zu diesen Themen, am besten mit Materialien "zum Angreifen", z.B. aus der Montessori-Pädagogik. Damit erziele ich in derartigen Problemfällen immer wieder große Erfolge.
Hi,
als (angehende) Lehrkraft sollten, wenn tatsächlich solche Probleme in einem Fach auftreten, die Alarmglocken läuten. Es ist gut möglich, dass hier etwas nicht stimmt.
Als Stichwort möchte ich hier nur einmal die Dyskalkulie, also die Rechenschwäche, nennen. Diese geht oft mit einem schlechten Gefühl für Zahlen und Größen, sowie schlechter räumlicher Vorstellung einher. Oft ist es auch so, dass Kinder mit Dyskalkulie beim Kopfrechnen mit den Finger abzählen.
Die klassische Form von Nachhilfe liefert oftmals nicht die gewünschten Ergebnisse, was dann auf allen Seiten für Frust sorgt. Es gibt aber bestimmte Lerntherapeutin, deren Hilfe man in Anspruch nehmen kann.
Gut möglich.
Etwas in diese Richtung äußere auch meine Bekannte.
Ich als Ingenieur und somit pädagogischer Laie kann in Sachen einer möglichen Dyskalkulie nicht viel Konstruktives zu beitragen, sondern habe fast schon etwas Mitleid mit dem Mädchen. (Absolut nicht zynisch gemeint!)
In der 5. Klasse haben wir erst mal ein halbes Jahr lang das kleine Einmaleins gelernt, und zwar durch endloses Abschreiben und Auswendiglernen, um das Kopfrechnen zu stärken.
Der Zahlenraum über 100 war da noch nicht dran und allein das könnte die Schülerin bereits überfordern.
Ich denke, das sollte schon machbar sein. Hast du es denn vorher mit kleineren Zahlen versucht, damit sie die Logik erkennt? Also zum Beispiel:
10 - 1 = ?
100 - 1 = ?
1000 - 1 = ?
Wenn sie das nicht hinbekommt, wirst du wohl bei den Grundlagen noch mal anfangen müssen. Wobei dann die Frage im Raum steht, wieso sie aufs Gymnasium geschickt wurde.
Versteht sie denn schriftliches Addieren? Wenn ja, dann könnte man es ja so versuchen:
50000
+ 1
.......
Wie gesagt, ich habe die Eingangsfrage nur als - sozusagen - Außenstehender in den Raum geworfen, da es mich schon ziemlich verwundert hatte, als ich davon erfuhr. Denn, wo soll das hinführen, wenn heutzutage auf einem Gymnasium auf einem solch niedrigen Niveau gearbeitet wird bzw. zwangläufig gearbeitet werden muss? Ganz gewiss sind die mangelhaften Rechenfähigkeiten dieses einen Mädchens nicht auf das durchschnittliche Gesamt-Niveau aller GymnasiastInnen abzubilden und somit als Referenz anzusehen. Der Großteil wird genannte Aufgaben sicherlich ohne große Mühe meistern können.
Den Ansatz, wenn es um die Gesamtbetrachtung geht, sich ausschließlich an dieser einen Schülerin "aufzuhängen", finde ich nicht richtig, denn sie ist zuallerletzt dafür verantwortlich, dass sie als (Negativ-)Beispiel herhalten muss.
Hier sehe ich zuallererst mal ihre Eltern sowie ihre (Mathematik)Lehrer in der Pflicht, an der Situation, die für das Mädchen bestimmt auch als belastend empfunden wird, etwas Grundlegendes zu verändern.
Dazu fallen mir spontan nur zwei Lösungen ein: Entweder man tut der Schülerin einen Gefallen und denkt über einen Wechsel in Sachen Schulform nach, oder aber - und das halte ich inzwischen für wahrscheinlicher und demnach die bessere Lösung - die Schülerin leidet i.d.T. unter Dyskalkulie.
Ohne jetzt aus dem Stand die entsprechenden Richtlinien (die sich zudem in Dt. föderal unterscheiden können, da wir uns hier im Bildungssektor bewegen) für SchülerInnen mit Dyskalkulie zu kennen, müsste es meiner Auffassung nach doch möglich sein, der betroffenen Schülerin einen sog. Nachteilsausgleich, wie es ihn beispw. für SchülerInnen, die unter Legasthenie oder Stottern leiden, gibt, zu ermöglichen. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass die Schülerin in Fächern, in denen die Mathematik keine Rolle spielt, Leistungen erbringt, die ein Besuch eines Gymnasiums rechtfertigen.
Hi,
wie sieht es mit dem Einmaleins aus? Oder Addieren, Subtrahieren mit Zahlen bis 100?
Wenn sie diese auch nicht kann, dann ist es sicher Dyskalkulie, aber es gibt auch Formen von Dyskalkulie, wo die Betroffenen, kein Gefühl haben für große Zahlen, obwohl sie das Einmaleins beherrschen.
LG,
Heni
Also, so wie ich meine Bekannte verstanden habe, hat das Mädchen selbst die Aufgabe 100-1=? erst nach rund 10 Minuten intensiver Erklärung des Grundprinzips dieser Art von Rechenaufgaben und ausgiebiger Hilfestellungen "eigenständig' lösen können.
Falls dem so sein sollte: Wie soll das Mädchen dann auf dem Gymnasium auch nur halbwegs bestehen?
Denn in vielen Fächern werden solche grundlegenden Fähigkeiten als selbstverständliches Werkzeug vorausgesetzt. Z.B. in Fächern wie Chemie, Physik, Biologie, Informatik, etc.
In dem Falle, ist das Problem nicht einfach. Ich weiß dass die Eltern des Mädchens das nur schwer wahrhaben wollen. Mit diesen muss aber ein klärendes Gespräch geführt werden. Ich vermute dass man den Eltern das Problem bereits nahegelegt hat, aber sie wollen es nicht gelten lassen und suchen dann eine Nachhilfe, die Wunder bewirken soll und den Lehrern in ihrer Schule beweisen dass sie unfühig sind. Ich bin selbst Nachhilfe-Lehrer und wollte auch nicht in die Lage kommen, denn Eltern das schoneend beizubringen. In den wenigen identischen Fällen die ich bisher hatte haben die Eltern mich auch als "Sündenbock" gesehen und es gab eine Trennung - worüber sich keine der Seiten gefreut hat.
Nicht dein Ernst, oder? Welche Schulform war das denn?