Nicht fähig konzentriert zu lernen. Wer kann mir behilflich sein?
Ja, der Titel sagt schon alles. Ich bin grad voll im Prüfungsstress, habe nach all meinen bisherigen schlechten Erfahrungen dieses Mal einen Lernplan aufgestellt, aber dennoch pack ich es nicht vernünftig zu lernen. Vielleicht kann mir einer von euch ja nen Wink geben, ob das vielleicht zu einem bestimmten Krankheitsbild passt. Ich dachte schon an ADS (ohne Hyperaktivität), bin mir aber nicht sicher, da mir die Schilderungen auf diversen Websites nicht so passend vorkamen.
Also, das Problem ist, dass ich mich irgendwie immer vom Lernen ablenke. Das tu ich nicht mit Absicht, ich bin einfach ein sehr nachdenklicher Typ, der sich zu allem seine (unnötigen und zeitverschwenderischen) Gedanken macht. Öfters stell ich mir auch einfach nur Situationen und Gespräche vor. Die btw eh nie passieren würden, aber ich kann mich in sowas extrem reinsteigern, sodass ich mit einem solchen blödsinnigen Gedanken gut und gern 2 Stunden vertrödele. Ich versuche mich gezielt dann davon abzubringen, aber nach 10 Minuten kommt mir wieder irgendein Gedanke in den Kopf, den ich dann auch nicht sofort abschütteln kann. So geht das die ganze Zeit. Selbst wenn ich mal im Workflow drin zu sein scheine, kommt mir der Gedanke "Hey, das läuft ja grad echt gut" - und schon bin ich mit den Gedanken wieder woanders und starre Löcher in die Luft. Sehr lange Zeit dachte ich, dass es einfach daran liegt, dass ich früher nie Lernen musste und deswegen eben nie gelernt hab zu Lernen und es mir deswegen jetzt schwer fällt. War halt immer einer der besten und musste nie groß was tun - was mir auf'm Gymnasium das erste Mal richtig auf die Füße fiel. Auch danach - an der Realschule und schließlich Fachhochschule - hab ich nie wirklich lernen können, mein Glück war, dass ich dennoch immer irgendwie gut genug war. Schön war es trotzdem nicht, weil ich jedes Mal richtige Panik hatte - eben weil ich das Gefühl hatte nicht wirklich gut vorbereitet zu sein.
Jetzt im Studium kann ich mich aber nicht irgendwie durchmogeln, und das hat mir nochmal bestärkt Anlass gegeben über die ganze Sache nachzudenken. Denn irgendwie scheint mir das nen unüberbrückbares Problem. Es ist ja nicht so, als hätte ich keine Disziplin und nicht den Willen zu Lernen. Ich kann's nur einfach nicht. Ich lerne extrem bruchstückhaft und muss meist ein und dieselbe Sache wieder und wieder angehen, weil mich irgendein Gedanke abgelenkt hat. Das ist anstrengend und stresst mich nur zusätzlich, und ich komm ja auch zu fast nichts.
Vielleicht hat jemand ja ne Ahnung, ob und was das sein könnte. Hab schon überlegt mal zu nem Psychologen zu gehen und ihm das zu schildern, aber ich hab jetzt einfach gar keine Zeit und meist muss man ja auch ne Weile auf nen Termin warten. Daher hab ich gehofft hier vielleicht erstmal ein paar vorläufige "Diagnosen" zu bekommen. =/
4 Antworten
Es muss nicht automatisch krankhaft sein, wenn man sich nicht dauerhaft auf eine Sache konzentrieren kann, denn es gibt unterschiedliche Lerntypen: die einen setzen sich an eine Sache, ziehen die durch und erledigen dann die nächste, andere arbeiten eben an mehreren Sachen gleichzeitig. Sowas nennt man polychrones Arbeiten. Dass du statt zu arbeiten anderen Sachen nachhängst, kann daran liegen, dass dein Hirn unausgelastet ist. Das klingt im ersten Moment paradox, aber lass mich erklären: Wenn du z.B. etwas liest und dabei abschweifst, liegt das daran, dass dein Gehirn nicht genug mit dem Lesen zu tun hat und mehr machen will. Wenn du nun langsamer liest und alles nochmal machst, wird es nur schlimmer, weil es dann das Gefühl bekommt, noch weniger leisten zu müssen. So seltsam es klingt: Wenn du nicht mehr mitkriegst, was du liest, lies schneller! Anfangs wirst du da noch viel überlesen, aber irgendwann hat sich dein Gehirn dran gewöhnt, dass es jetzt damit ausgelastet ist, und wird gar nichts anderes mehr machen wollen. Dazu kann ich dir das Buch "Schneller lesen lernen" von Wolfgang Schmitz empfehlen (gibt bestimmt noch andere, aber so hab ich's gelernt).
Ähnlich läuft es mit dem Lernen ansich: Du kannst dich nicht lange auf eine Sache konzentrieren, also sorg dafür, dass du die Aufgaben nicht als eine Sache empfindest. Ich selber kann mich etwa 10 Minuten gut konzentrieren, dann hab ich keine Lust mehr, dasselbe zu machen. Also teile ich meine Aufgaben in 10-Minuten-Pakete ein und wechsle sie durch, dann hab ich immer eine "neue" Aufgabe und langweile mich nicht, dennoch wird alles erledigt, was erledigt werden muss, denn nach 6 Einheiten hab ich eine Stunde gearbeitet, auch wenn ich mich nie aufraffen könnte, eine Aufgabe eine ganze Stunde lang zu machen.
Unabhängig davon: Wenn du fiktive Dialoge durchspielst, fehlt dir womöglich ein Ventil für deine Kreativität. Hast du es schonmal mit Schreiben versucht? Womöglich ist auch (Impro)Theater was für dich. Und wenn du glaubst, dass du für so Zusatzaufgaben keine Zeit hast, weil du ja lernen musst: Es ist viel effektiver, ausgeglichen und motiviert an weniger Arbeitszeit ranzugehen, als den ganzen Tag dazusitzen und nicht voranzukommen.
Danke für die Antwort, das ist ne Sichtweise, die ich noch gar nicht kannte. Ein kreativer Mensch mit vielen kreativen Hobbys bin ich definitiv, auch Schreiben gehört(e) dazu. Es gab aber eine Phase in meinem Leben, wo ich mich nur noch damit beschäftigt habe und alles andere (Schule) hab links liegen lassen. Deswegen hab ich das irgendwann sein lassen, da ich auch keinen guten Mittelweg gefunden hab.
Werd mir deinen Kommentar aber sehr zu Herzen nehmen und mal versuchen deine Vorschläge anzuwenden. Dankeschön =]
Vielleicht hilft es Dir wenn Du Dir kleinere Etappenziele setzt. Sowas wie: Jetzt konzentriere ich mich nur auf diese eine Teilaufgabe für die nächsten 30 min. Und Dir danach dann gestattest für ein paar Minuten aus dem Fenster zu sehen oder irgendwas in der Art. Ich bin auch so ein Mensch der sich gern und schnell in irgendwelchen Gedanken verliert, die nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben. Ich glaube dass das auch nicht krankhaft ist, sondern ganz normal. Es gibt doch bestimmt auch Situationen, denen Du für längere Zeit Deine ganze Konzentration widmen kannst. Wenn Du beispielsweise richtig Spaß an etwas hast oder ein echt spannendes Buch liest. Dass man bei irgendwelchen trockenen Abhandlungen auch öfter mal abschweift ist völlig normal.
Nur weil du dich nicht gut konzentrieren kannst musst du nicht zwangsläufig ADS haben. Natürlich kannst du dich einmal um eine Diagnose bemühen und du kannst auch gezielt Konzentrationstraining machen.
Du könntest aber auch einmal versuchen mit Studienkollegen eine Lerngemeinschaft zu bilden. Wenn man zu zweit oder zu dritt lernt bleibt man bei der Sache und lernt viel effektiver. Vielleicht kannst du dir auch von deinen Studienkollegen einiges an Lernstrategien abschauen.
das klingt jetzt wahrscheinlich total esotherisch, aber vielleicht wäre yoga und meditation was für dich.
Ich bin immer offen für neues, also passt schon =]
Dachte sowieso daran nächstes Semester mal nen Yoga-Kurs zu belegen.