Muss man um Erlaubnis bitten wenn man vom Esstisch aufsteht?

11 Antworten

Ja, sollte man, wenn man schon vorzeitig den Tisch verlassen muss. Dann sollte dir jedoch ein vernünftiger Grund einfallen, der dich eben dazu twingt, zu gehen. Ansonsten gebietet es die Höflichkeit, abzuwarten, bis sich die Gelegenheit ergibt, den Tisch zu verlassen. So sehe ich das.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

In meiner Familie musste ich das nie machen und muss ich auch nicht. Nur meine Großmutter väterlicherseits war dann oft eingeschnappt, aber meine Mutter sorgte dafür, dass ich aufstehen konnte, wann immer ich wollte. Ich stand dann halt meistens früher auf, weil ich mich irgendwie bewegen musste (vor allem bei Familienfeiern oder wenn es mir langweilig war, weil sich die Erwachsenen noch stundenlang unterhielten und ich längst fertig war mit Essen) und häufig auch, weil es mir viel zu laut war. Generell zu viele Reize. Zu laut. Da brauchte/brauche ich einen ruhigen Rückzugsort, sonst kann ich schnell gereizt und gestresst und "pampig" werden und so und Kopfschmerzen bekommen, sehr müde und erschöpft werden.

Was da "höflich" ist und was nicht, ist auch ziemlich egal, denn wenn es tatsächlich soweit ist, dass ich aufgrund von Reizüberflutung sogar einen Meltdown habe (Ich bin Autistin), ist das unhöflich, mich das durchleben zu lassen, anstatt mich halt einfach aufstehen und für einige Minuten in einen ruhigen Raum gehen, mich mit mir selber beschäftigen zu lassen. Ich mache/machte (Jetzt muss ich nicht mehr zur Verwandtschaft, Kontakt ist seit Jahren abgebrochen) das schließlich nicht einfach so, weil ich unhöflich sein wollte, sondern weil ich es musste. Manchmal bin ich dann auch irgendwann später wieder zurückgekommen.

Wenn man extra um Erlaubnis bitten muss, läuft was schief, finde ich. Weder Erwachsene, noch Kinder sollten um Erlaubnis bitten müssen, meiner Meinung nach. Kinder müssen schon stundenlang in der Schule sitzen und die paar Minuten Pause reichen zum richtig Austoben kaum aus. Der Sportunterricht ist häufig auch koordiniert und durchgeplant und niemand kann sich so wirklich auf seine eigene, individuelle Art und Weise austoben oder nur selten. Erwachsene sind Erwachsene. Ich, als Erwachsene, werde ja wohl selber darüber entscheiden dürfen, was mein Körper nun macht, wo er sich nun aufhält.

Wenn jeder fertig gegessen hat und sich nur noch unterhalten wird, aber ich quasi nur dumm rumsitze und den Gesprächen zuhören muss, anstatt dass sich jemand mit mir unterhält (Wobei das für mich auch schlimm genug wäre), sehe ich logisch betrachtet keinen Sinn darin, mich weiterhin diesen Reizen auszusetzen. Das hat etwas damit zu tun, dass ich auf mich selbst und meine eigenen Grenzen achten muss, weil die von der Gesellschaft generell mal gerne übergangen werden. Beispielsweise Restaurants können schlimm sein. Überall ist es so laut. Gelächter, Gespräche, Geschepper. Geklirre, draußen bellt ein Hund, das Handy klingelt, es fällt etwas runter, Bestellungen werden aufgegeben, ein Kind fängt an zu kreischen, Stühle bewegen sich und kratzen am Boden, im Hintergrund läuft Musik, irgendwo feiert jemand Geburtstag und es wird "Happy Birthday" gesungen, draußen hupen Autos, irgendetwas quietscht .... Argh. Zu viel. Kann mich dann eh nicht konzentrieren.

Es ist auch so: Wenn jemand mich fragen würde "Wollen wir morgen um 12 rum etwas essen gehen?" versteht mein autistisches Gehirn: "Okay, essen gehen, geht klar". Es versteht nicht "Essen gehen und dann noch plaudern." Sondern nur Essen. Essen ist der Hauptfokus. Wir unterhalten uns vielleicht über das Essen, aber das wars auch schon. Wenn es ein Date werden soll, ist das etwas anderes, doch wenn es nur heißt "Wollen wir essen gehen?" - Was soll ich da denn sonst denken? Nichts. Ich denke das, was mir gesagt wird. Nun gut, mich hat noch nie jemand zum Essen eingeladen, aber genau so würde ich denken.

Aber es kann schon nervig sein, wenn man ständig aufsteht, dann wieder herkommt, dann wieder aufsteht und so weiter und sofort. Und ich finde auch, man sollte vorher Bescheid geben, bevor man weggeht (Zugegeben: Das würde ich mich nicht trauen, weil wegen Gründe, aber trotzdem) und als Erwachsener seine Sachen abräumen bzw. schon mal für sein Essen bezahlen. Ich denke nicht, dass das von mir erwartet werden sollte, wenn ich sensorisch bereits komplett überstimuliert bin und mich darauf konzentrieren muss, mich irgendwie im Zaum zu halten, aber wenn man dazu in der Lage ist, sollte man es tun, sonst ist es tatsächlich unhöflich. Allerdings muss ich mich nicht dafür entschuldigen. Ich sage Bescheid und das muss dann eben akzeptiert werden. Wer das nicht akzeptieren würde, mit dem würde ich nie mehr etwas zu tun haben (wollen). Denn weshalb muss ich mich entschuldigen, wenn ich für meine Grenzen einstehe und sie wahrnehme? Das wäre ja komplett bescheuert. Es tut mir nicht leid, dass ich aufstehen muss, daher muss ich mich auch nicht entschuldigen.

Zum Glück hatte meine Mutter dafür stets Verständnis. Ihr wurde es auch nach einer Weile zu viel und wir gingen nicht selten etwas früher nach Hause.

Das kommt auf die Familie an, in die man hineingeboren wurde. Manche Leute sind da sehr streng, andere eher locker. Man muss ausloten, was erlaubt und was verboten ist.

Das wird vermutlich in jeder Familie unterschiedlich gehandhabt, wobei man wohl zumindest sagt, dass man jetzt aufsteht (aber nicht ausdrücklich um Erlaubnis fragt).

Von daher lässt sich deine Frage so nicht beantworten. Das ist etwas, das die Eltern jeweils selbst festlegen.

Es ist höflich abzuwarten bis alle mit Essen fertig sind.

Also im Prinzip würde ich bejahen. Die Erlaubnis aufzustehen wird erteilt, wenn alle fertig sind.