Muss ein Lehrer vorbildhaft sein?

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Pädagogik und die Vermittlung von Wissen beruht im wesentlichen auf der "Erreichbarkeit" des Adressaten. Dich hat der Lehrer mit seiner unkonventionellen Lebensweise, Benehmen, Kleidung "abgeholt".

Muss ein Lehrer nun vorbildhaft sein ?

Das richtet sich u.a. nach seinem beruflichen Stand. Als verbeamteter Lehrer unterliegt dieser den Pflichten des Berufsbeamtentum, was auch außerdienstliches "Fehlverhalten" mit einbeziehen kann.

Lehrer haben eine Vorbildfunktion, sollen gelebt zur Nachahmung anleiten.

Geordnete Kleidung, Umgangsformen wahren und sich vor allem politisch neutral verhalten sehe ich als eine Grundvoraussetzung für das Lehramt an.

Wie vorbildlich müssen sich Lehrer verhalten? Impulse der sozial-kognitiven Lerntheorie von A. Bandura für Lehrerbildung und Schule Erscheint in: Friedrich Jahresheft 2002 
https://pub-data.leuphana.de/frontdoor/deliver/index/docId/204/file/sieland1.pdf
https://www.yumpu.com/de/document/view/5565015/1-wie-vorbildlich-mussen-sich-lehrer-verhalten-impulse-der-sozial-

rotesand 
Fragesteller
 25.04.2023, 13:43

Ja genau, er hat mich "abgeholt". Er war als Typ sympathisch und ich mochte ihn einfach - weil er sich offen gab und dazu stand, was er gemacht hat (Dialekt, Kleidung, Privatleben). Er gab sich keine Mühe bzw. wollte nicht so unnahbar wirken, sondern war der Typ, den man donnerstags im Club am Bahndamm traf, wo er mit den "Jungen" tanzte und lachte, obwohl er schon über 50 war. Er war einfach cool und es war uns als Jugendlichen auch nicht peinlich, wenn wir ihm begegneten, selbst wenn man "getrunken" hatte - dann saß man trotzdem zusammen und er hat das nicht verurteilt ... aber im Gegenzug auch geguckt, dass man nicht noch mehr trank.

Er war/ist ein grundehrlicher Mann, der es im Gegensatz zu den meisten Lehrern, die immer so schön taten und so nett wirkten, immer gut mit uns gemeint hat und uns als Menschen sah, nicht als Volltrottel oder dumme Kiddies. Genau das ließ er uns auch immer spüren.

Obwohl er objektiv nicht als "seriös" galt und manche Eltern ihn bedenklich fanden, die Etepetete-Mädels auch, war er in Sachen Toleranz, Ehrlichkeit und Offenheit in gewisser Weise Vorbild.

So hielt er auch zu uns, wenn wir Ärger mit anderen Lehrern hatten und sprach für uns - und es war legendär, als er den evangelischen Pfarrer, dessen Tochter bei uns in der Klasse war und eine üble Mobberin, öffentlich vor dem Lehrerzimmer der Scheinheiligkeit bezichtigt hat (war richtig so, stimmte auch!) und dann noch mit "hören Sie doch auf, Sie alter Pseudo-Pfaffe" betitelt hat. Klasse!

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Udavu  25.04.2023, 13:54
@rotesand

Genieße die zeit des Klassentreffen und sage dem Lehrer ruhig wie Du ihn erlebt hast.

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Udavu  25.04.2023, 13:52

⭐Danke

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Ich sehe es so: Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps.

Lehrersein ist sein Beruf. Im Lehrerberuf sollte man schon im Unterricht, auf dem Schulhof, auf Schulveranstaltungen und Klassenfahrten gesellschaftsfähig sein.

Das Privatleben ist allerdings jedem selbst überlassen, auch Ehemaligentreffen sind Privatveranstaltungen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – mehrere Semester Psychologie, Erfahrung m. psychisch Kranken

Wenn Du das Rauchen und sein Privatleben anziehst, ist das der vorbildlichste Lehrer, den man sich vorstellen kann.
Wer sich da an diesen Oberflächlichkeiten aufhängt und sich entblödet, dahinter die absolut entscheidenden Qualitäten nicht mehr Wert zu schätzen, ist ein Idiot.


rotesand 
Fragesteller
 21.04.2023, 23:49

Es waren vor allem Eltern und andere ältere Lehrer, die gegen ihn schimpften - oder auch so "Etepetete-Mädels", die aber immer unzufrieden waren. Eigentlich haben ihn sonst alle gemocht, er war total beliebt bei den Schülern - und auch mit den jungen Lehrern kam er super klar. Er sagte, dass er mit einigen immer noch Kontakt hat. Auch in dem Dorf, in dem er gewohnt hat, war er beliebt.

So schwierig die Klasse war, er kam super an und wir hatten einen Partner auf Augenhöhe, zu dem wir echt gern gegangen sind. Er gab sich super viel Mühe, ging mit uns aufs Amtsgericht, organisierte Firmenbesichtigungen, alles Mögliche.

Der Rektor hat ihn übrigens erst dann so richtig respektiert, als der Getränke-Automat der Schule kaputtging und unser Lehrer ihn eigenhändig repariert hat.

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Smartass67  22.04.2023, 00:00
@rotesand

Jedenfalls danke für diese schöne, gefühlvolle Personenbeschreibung, die mein Herz ein wenig erwärmt hat. 😉

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rotesand 
Fragesteller
 22.04.2023, 00:02
@Smartass67

Ich habe ihn nur so beschrieben, wie ich ihn erlebt habe - als grundehrlichen Mann, der es im Gegensatz zu den meisten Lehrern, die immer so schön taten, gut mit uns gemeint hat und uns als Menschen sah, nicht als Volltrottel oder dumme Kiddies. Genau das ließ er uns auch immer spüren.

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Smartass67  22.04.2023, 00:07
@rotesand

Und dein Gespür für solche Dinge und fürs Wesentliche scheint Dich als Menschen auszuzeichnen.

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Ein Lehrer muss die Gabe haben, das Gute im Menschen zu wecken und Positives Weitergeben können. Selber muss er danach nicht leben, denn Privates und Beruf kollidieren oft. Ähnlich beim Doktor, der seinen Patienten sagt, das Rauchen ist ungesund, es allerdings selber nicht einhält.

Ein Wegweiser zeigt die Richtung, geht aber selber nicht mit.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ich finde es sehr schön zu lesen, dass ihr ihn akzeptiert habt und so viel wichtiges von ihm lernen konntet.

schlussendlich ist er nicht nur lehrer und verbringt seine freizeit so, wie es ihm spass macht. klar muss ein lehrer ein vorbild sein, allerdings müssen schüler ihm nicht alles nachmachen, deshalb empfinde ich persönlich das nicht als schlimm, scheint ja wirklich ein cooler typ zu sein, der euch mochte, was ja einige "scheinbar vorbildliche" lehrer nicht unbedingt tun.

finde es auch sehr cool, dass er kommt, das zeigt dass er euch gerne alle wieder trifft.


rotesand 
Fragesteller
 21.04.2023, 23:50

Ich habe mich auch riesig gefreut - genauso sehr wie ich mich freute, wenn ich ihn vor rund 20 Jahren in der Kneipe sah oder in einem Club oder so. Er war einfach cool und es war uns als Jugendlichen auch nicht peinlich, wenn wir ihm begegneten, selbst wenn man "getrunken" hatte - dann saß man trotzdem zusammen und er hat das nicht verurteilt ... aber im Gegenzug auch geguckt, dass man nicht noch mehr trank.

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