Müssen bei der Erdung eines Schaltschrankes zwei Unterlegscheiben verwendet werden?
Ich habe im Internet immer gesehen dass man zwei Unterlegscheiben benutzt. Ich lege aber den Kabelschuh immer zuerst auf die Zahnscheibe und lege dann eine Unterlegscheibe und einen Federring darauf bevor ich das Ganze verschraube.
Außerdem haben wir in der Umschulung gelernt dass man auch bei einer Montageplatte aus Metall alle Hutschienen einzeln mit dem Schutzleiter auf den Xpe verbinden und erden muss (laut Norm), auch wenn dies physikalisch gesehen keinen Sinn ergibt. Wie ist es da? Kann man das auch ohne extra Anschlüsse machen? Oder ist das absolut vorgeschrieben?
2 Antworten
Worum geht es bei all diesen Anschlüssen? Um einen geprüften und sicheren Kontakt. Klar kann man diesen auch gleichzeitig mit der richtigen mechanischen Befestigung erreichen und die Norm erfüllen.
Beschäftige dich mal mit Kontaktscheiben und zulässigen Materialien.
Inzwischen gibt es sogar Erdungsblindnieten, die auf beschichteten Haushaltsgeräteflächen verwendet werden dürfen.
Wenn du mal Isolationsmessungen an blanken Aluplatten unternimmst, wirst du erschrecken: die schlagen manchmal selbst bei einigen hundert Volt noch nicht durch geschweige denn bieten einen guten Kontakt - wenn man nichts in dieser Richtung unternimmt.
Apropos Schaltschrank: wozu gibt es verzinkte Platten als Ersatz für die Jahrzehnte üblichen lackierten oder beschichteten Platten? Aha!
Alles Gute!
Deine Erfahrung kann ich voll und ganz nachvollziehen. Wie oft muss ich falsch ausgebildete Gutachter belehren, dabei ist allen eigentlich ein gutes Studium vorangegangen. Als ob mit dem Abschluss das Denken verboten würde...
Nein, es gibt wunderbare Kontakt-Federscheiben mit Dacromet - Beschichtung, auch solche mit Krallen für Aluminiumplatten.
Die Erdungsblindnieten sind eher für den Schutzleiteranschluss an metallenen Gehäuseteilen im Haushalt und kleineren Maschinen hilfreich und sinnvoll - mit Zulassung für lackierte oder emaillierte Platten, versteht sich (Kontakt erfolgt mit Messing-Stückchen über die Bohrung).
Jede EMV-Verschraubung nutzt das ähnliche Prinzip des Rundum-Kontaktes zur wirksamen HF-mäßigen Erdung. Da kommt hoffentlich niemand mehr auf die Idee, Kabelschwänze für die Schirmerdung stattdessen verwenden zu wollen.
Aber in einer Zeit, wo vom VDE-Vorstand von der DKE mindestens 30.000 Seiten neue Normen pro Jahr gefordert werden (seit 1997, wo diese Zahl erstmals erreicht wurde), braucht man sich über schriftlichen Unfug und unklare Ausdrucksweise nicht zu wundern. Kein Mensch kann das je alles gelesen haben, alle unterschreiben hingegen, sie hätten es getan...
Das wichtigste aber ist immer, dass, sobald du "andere Wege" einschlägst, du das mit Fachwissen, Skepsis, und Nachfragen erledigst - einschließlich Nachweis.
Alles Gute!
Danke!
„Aber in einer Zeit, wo vom VDE-Vorstand von der DKE mindestens 30.000 Seiten neue Normen pro Jahr gefordert werden (seit 1997, wo diese Zahl erstmals erreicht wurde), braucht man sich über schriftlichen Unfug und unklare Ausdrucksweise nicht zu wundern. Kein Mensch kann das je alles gelesen haben, alle unterschreiben hingegen, sie hätten es getan...“
Wow, das ist enorm, wenn man mal bedenkt dass man auch noch viel Geld bezahlen muss wenn man die Normen wirklich im Original lesen will.
Ich weiß es deshalb so genau, weil mir damals die Stelle angeboten worden war. Mit dem damaligen Vorstand habe ich mich dann über diesen Sachverhalt zerstritten, sonst säße ich heute dort.
Zwei Unterlegscheiben verwenden, alles Andere ist unanständig.
Dass man jede Schiene einzeln mit dem Schutzleiter verbinden muss, habe ich noch nie gehört oder gesehen.
Ok, danke! In meinem Praktikumsbetrieb macht der Ausbilder das ganz komisch. Scheint mir mittlerweile bei aller Liebe etwas verpeilt, auch wenn ich sicher selber häufiger mal veroeilt bin. Ich sage es nicht gerne. Aber für die AP1 haben wir das halt anders gelernt.
In einem Schaltschrank aus Metall ist die Schiene fest mit der Tragplatte verschraubt und es gibt keinen Grund, diese Schiene separat zu erden. Die leitfähige Verbindung ist vorhanden. Ich war in der Industrie in der Instandhaltung als Elektriker viele Jahre tätig und kenne Schaltschränke bestens.
Ja, das glaube ich Ihnen gerne. Wir hatten auch einen etwas älteren Elektriker im Werk und der hat auch den Kopf geschüttelt als der Ausbilder gesagt hat dass das jetzt so Vorschrift ist. Vielleicht hat aber auch der Ausbilder da etwas falsch verstanden das will ich nicht ganz ausschließen. Das Blöde ist dass man die Normen nicht immer so leicht finden kann.
Ja, das glaube ich Ihnen gerne.
Nicht "Sie" oder "Ihnen", wir sind hier per Du. Du bist Elektriker und ich bin es bzw. war es (Industriemeister Elektrotechnik, aber heute im kaufmännischen Bereich tätig).
Die VDE-Vorschriften spiegeln den "Stand der Technik" wider und haben keinen direkten Gesetzescharakter. Jeder von uns weiß z.B., dass man zum Anschluss von flexiblen Leitern Aderendhülsen oder Kabelschuhe verwenden muss, und jeder weiß, dass bei der Anordnung von Leitungsschutzschaltern die Selektivität und die Belastbarkeit der Leitungen zu beachten ist. Doch wo steht das? Frage doch mal den Lehrmeister, wo festgelegt sein soll, dass jede Tragschiene geerdet sein muss. Ich bin gespannt, ob er es beantworten kann. Die Aussage "Das steht in der VDE" zählt nicht. Alternativ frage doch mal den ProofWood, der nimmt sich dem Thema gerne an, denke ich. Kennst du den?
Ja! Ich schaue mir hin und wieder Videos von ihm an.
„Dass man jede Schiene einzeln mit dem Schutzleiter verbinden muss, habe ich noch nie gehört oder gesehen.“
So haben wir es in der Vorbereitung auf die Zwischenprüfung gelernt. Scheint eine neue Norm zu sein. Ergibt zwar physikalisch scheinbar eher wenig Sinn, wird aber so verlangt.
Eventuell eine ganz neue Norm, ich will es nicht ausschließen. Es gibt genügend unsinnige Vorschriften. Aber ich sehe keinen Sinn darin, wenn ein Metallteil mit einem geerdeten Metallteil fest und leitend verbunden ist.
Ja, das versteht niemand. Aber so ist es halt. Vielleicht gibt es einen Grund, aber ich denke dass in den meisten Fällen die vielen Schraubverbindungen auf der Montageplatte niederohmig genung sind. Aber bei der Entstehung von Normen könnten auch kommerzielle Interessen involviert sein. So verkauft man mehr.
„Beschäftige dich mal mit Kontaktscheiben und zulässigen Materialien.“
Leider sagt mir da im Moment jeder Ausbilder was anderes. Ich gehe aber mal sicherheitshalber lieber nach dem was die Ausbilder im BFW sagen. Seitdem ich im Praktikum bin fühle ich mich manchmal wie auf einem anderen Planeten.
„Wenn du mal Isolationsmessungen an blanken Aluplatten unternimmst, wirst du erschrecken: die schlagen manchmal selbst bei einigen hundert Volt noch nicht durch geschweige denn bieten einen guten Kontakt - wenn man nichts in dieser Richtung unternimmt.“
Das habe ich schon damals gemerkt als ich mal versucht habe Kondensatoren mit 330 V auf solchen Flächen zu entladen. Gerade die eloxierten und lackierten Flächen halten oft bis 500 V und vielleicht sogar mehr aus.