Themenspecial 11. November 2020
Missbrauchsprävention
Alles zum Themenspecial

Missbrauch erkennen und Handlungsvorschläge?

1 Antwort

Hallo ioannis1,

vielen Dank für das Interesse und toll, dass Sie sich als angehender Erzieher mit diesem sensiblen Thema auseinandersetzen.

Sexueller Missbrauch ist schwer zu erkennen. Was die Frage nach typischen Warnsignalen angeht, würden wir gerne auf unserer Antwort auf die Frage “Erkennen von Missbrauch?” verweisen. Dort haben wir viele Beispiele gegeben, an denen vor allem deutlich wird, dass die Signale und Symptome sehr unterschiedlich sein können. Besonders dann, wenn ein Kind sich sehr stark verändert, sollten die Erwachsenen aufmerksam sein und Missbrauch als eine Ursache dieser Verhaltensänderung zumindest im Blick haben. Viele Kinder werden sehr still und ziehen sich zurück. Andere werden sehr aggressiv. Wieder andere zeigen keine besonderen Auffälligkeiten. Es gibt auch Kinder, die sich stark sexualisiert verhalten (im Sinne von Erwachsenensexualität - weit über die altersgerechte Entwicklung hinaus) und anderen gegenüber grenzüberschreitend werden. Auch das kann auch sexuellen Missbrauch hinweisen - muss aber nicht. 

Wenn Sie einen Verdacht haben - und sei dieser auch noch so vage - sollten Sie weiter beobachten und alles schriftlich dokumentieren, was Sie zu diesem Verdacht führt. Sprechen Sie auch mit Ihrer Leitung darüber und ziehen Sie im Idealfall die Beratung durch eine Fachberatungsstelle hinzu, die auf das Thema spezialisiert ist. Konfrontieren Sie nicht den mutmaßlichen Täter oder die mutmaßliche Täterin mit Ihrem Verdacht, solange dieser sehr vage und das Kind nicht geschützt ist. Besprechen Sie alle Schritte zunächst mit der spezialisierten Fachberatung oder einer “insoweit erfahrenen Fachkraft”. Wichtig ist auch, das Kind nicht mit konkreten Fragen zu konfrontieren. Wenn das Kind von selbst ins Erzählen kommt, dann können Sie es ermuntern, damit fortzufahren. Aber stellen Sie keine direkten und geschlossenen Fragen, die das Kind in irgendeiner Form unter Druck setzen. 

Ausgesprochen hilfreich ist es, wenn Einrichtungen Schutzkonzepte etablieren. Diese umfassen neben Risikoanalyse, konkreten Handlungsplänen und Verhaltenskodex auch Vereinbarungen zur Kooperation mit regionalen Partnern aus dem Kinderschutz sowie Präventionsangebote für die Fachkräfte, Eltern und Kinder. Das gibt unserer Erfahrung nach allen Beschäftigten sehr viel Sicherheit im Thema und ermöglicht somit auch, dass sich wirklich alle trauen, aufmerksam zu sein und genau hinzuschauen…Auch die Art und Weise wie Gespräche bei Verdacht zu führen sind, wird gemeinsam im Team und zusammen mit der Fachberatungsstelle erarbeitet. 

Umfassende Informationen zu Schutzkonzepten für pädagogische Einrichtungen bietet Ihnen die Initiative “Kein Raum für Missbrauch” (www.kein-raum-fuer-missbrauch.de).  

Alles Gute und viele Grüße vom N.I.N.A.-Team

ioannis1 
Fragesteller
 11.11.2020, 15:11

Vielen Dank für die ausführliche Antwort.

0