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Hallo Bernhard 554,

auch für diese Frage vielen Dank!

So ganz pauschal können wir dazu sagen: Ja, auch das ist Prävention von sexuellem Missbrauch. 

Es gibt kein einheitliches Täterprofil. Verschiedene Ursachenmodelle betonen unterschiedliche Faktoren, die dazu führen, dass jemand Kinder oder Jugendliche missbraucht. Fest steht: Ein wesentliches Motiv ist der Wunsch, Macht auszuüben und durch die Tat das Gefühl von Überlegenheit zu erleben. Hier kann Therapie ansetzen.

Bei einigen Tätern und wenigen Täterinnen kommt eine sexuelle Fixierung auf Kinder hinzu. Das nennt man auch Pädosexualität / Pädophilie (primäre sexuelle Interesse an Kindern vor Erreichen der Pubertät.) Das Präventionsnetzwerk „Kein Täter werden“ bietet für diese Menschen an vielen Standorten in Deutschland ein kostenloses und durch die Schweigepflicht geschütztes Behandlungsangebot - sprich therapeutische Hilfe - an. Im Rahmen der Therapie erhalten die betroffenen Personen Unterstützung, um mit ihrer sexuellen Neigung  leben zu lernen, diese zu akzeptieren und in ihr Selbstbild zu integrieren - ohne Kinder sexuell zu missbrauchen. Ausdrückliches Ziel von “Kein Täter werden” ist es, sexuelle Übergriffe durch direkten körperlichen Kontakt oder indirekt durch den Konsum oder die Herstellung von Missbrauchs-Abbildungen im Internet (sogenannte Kinderpornografie) zu verhindern. Einbezogen in das Therapieprogramm werden sowohl Personen, die bisher (noch) nicht übergriffig geworden sind bzw. keine “Kinderpornografie” (Abbildungen von sexuellem Kindesmissbrauch) genutzt haben, aber befürchten, dies zu tun, als auch Personen, die bereits sexuelle Übergriffe auf Kinder begangen bzw. Missbrauchsabbildungen konsumiert haben, aber den Strafverfolgungsbehörden (noch) nicht bekannt sind. Darüber hinaus können auch Personen aufgenommen werden, die in der Vergangenheit wegen entsprechender Taten angezeigt und/oder rechtskräftig verurteilt wurden, eine gegebenenfalls gegen sie verhängte Strafe vollständig verbüßt haben und befürchten weitere Straftaten zu begehen.

Neben dem Netzwerk “Kein Täter werden” gibt es zahlreiche andere Institutionen, die therapeutisch mit Tätern und Täterinnen arbeiten - ausdrücklich auch, wenn die Ursache nicht in einer sexuellen Präferenzstörung liegt. Eine umfassende Liste mit Anlaufstellen bundesweit finden Sie unter https://www.hilfeportal-missbrauch.de/fileadmin/user_upload/Informationen/Uebersicht_Vorbeugung/2019-05-28_Liste_von_Einrichtungen_die_mit_erwachsenen_Sexualstraftaetern_arbeiten.pdf.

Die Arbeit mit Menschen, die sexuellen Missbrauch begangen haben (oder befürchten, dies zu tun), ist immer eine wichtige Form von Prävention, denn sie zielt darauf ab, zukünftige Taten zu verhindern. Ziel einer Therapie oder Beratung ist unter Anderem, dass die Klienten beziehungsweise Klientinnen Verantwortung für ihre Taten und die daraus resultierenden Verletzungen und Folgen übernehmen und Mitgefühl für die Opfer entwickeln. Die Klienten beziehungsweise Klientinnen werden aber nicht auf ihr Tatverhalten oder die fantasierten Taten reduziert. Konkrete Handlungsschritte und deren Umsetzung für ein zukünftiges gewalt- und straffreies Leben sollen erarbeitet werden - so unser Kenntnis- und Erfahrungsstand.

Nochmal viele Grüße vom N.I.N.A.-Team!