Mindestens 150 IQ (weiter nicht messbar) und keine "Anzeichen"?

3 Antworten

Was erwartest du von dir mit deiner Hochbegabung? Wie soll sich diese zeigen? Ich habe auch eine sehr wechselhafte Schulzeit hinter mir, vor allem notentechnisch. Man konnte keineswegs zu jedem Zeitpunkt eine Hochbegabung vermuten, aber es gab auch Schuljahre, in denen man es nicht leugnen konnte (ich habe mich erst mit 25 testen lassen). Rückblickend würde ich sagen, dass das schon stark davon abhing, ob die Erwartungen, die an mich gestellt wurden, von anderen kamen oder von mir. Kamen sie von außen, waren sie meist nicht so hoch und ich konnte sie mühelos erfüllen, konnte es mir sogar erlauben, bewusst bei Klassenarbeiten Mist zu bauen. Kamen sie von mir, konnte ich mich im Unterricht anders konzentrieren, mitmachen und schrieb auch ohne viel außerschulischen Lernstress gute Noten. Ich habe tatsächlich rückblickend die Erfahrung gemacht, dass das Abitur für mich so "flowig" war, dass ich als HB einen Entwicklungsschritt nicht, bzw. viel später gemacht habe als die meisten anderen Schüler. Denn wer in der Schule bereits an Grenzen stößt, hat die Gelegenheit, relative Stärken und Schwächen (im Zusammenhang mit schulischen Themen) zu identifizieren. Das ist jedoch ein Schritt, der dazu führen wird, dass du Interessen entwickelst.

Begabung wird ja erst zu Leistung, wenn sie durch Motivation und Übung, also Aktion gefüttert wird. Das mit den "Spezialinteressen" hat durchaus einen realen Kern, muss aber nicht zwangsläufig nur auf Hochbegabte zutreffen. Bei dem, was wir unter Interesse verstehen, ist ja die Motivation schon impliziert, sodass nicht einfach nur eine Begabung dafür vorliegen muss. Das ist ja im Grunde wie mit der Partnersuche: Diei meisten Menschen haben die natürliche Veranlagung ("Begabung") für eine Beziehung. Das bringt uns aber nicht viel, wenn wir uns nicht die Chance geben, unter Leute zu gehen, potentielle Partner anzusprechen, zu werben, uns zu verlieben, auch mal einen Korb zu riskieren, Prioritäten zu setzen und Kompromisse einzugehen.

Ergo: Probier' dich aus, wage dich in seriöse Denkprobleme hinein! Vielleicht kannst du ja mal was programmieren, eine Novelle schreiben, eine Party organisieren, eine Bergtour planen, ... Ich habe letztendlich sogar einen ersten Bachelor gebraucht, um in diesem dann festzustellen, mit was für Fragestellungen ich mich identifizieren kann, weil das Gymnasium mich diesbezüglich noch nicht ausreichend "analysieren" konnte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es kommt ggf. auch auf den Test an, den du gemacht hast. Gruppentests sind m.W. unzuverlässiger als Einzeltests bei spezialisierten Psychologen.

Hochbegabung bedeutet "nur", dass man schnell und "gut" denken kann. Das kann dazu führen, dass man schnell verschiedene Themen vernetzen kann und damit relativ kreativ ist. Hochbegabung muss nicht mit hoher Konzentration und sehr gutem Gedächtnis zusammenfallen. Wenn du aber schlechte Noten hast, könnte das auch an Unterforderung liegen oder es fehlt dir die Motivation, mehr als nötig zu tun. Vielleicht musst du für deine Noten viel weniger als deine Klassenkameraden tun.

Hochbegabte werden in den Medien oft sehr speziell dargestellt, oft werden fast Überschneidungen mit Savants unterstellt. Es muss kein Hochbegabter ein Spezialinteressensgebiet haben.

Wenn du Interesse hast, schau mal nach folgenden Büchern:

Alvarez: Hochbegabung: Tipps für den Umgang mit fast normalen Kindern,

Monika Reinsch ;-): Hochbegabt oder gescheit gescheitert (auf Grundschulkinder bezogen: Was ist am Denken/ Lernen hb Kinder besonders, was kann daran missverstanden werden, was kann davon das betroffene Kind vielleicht auch verunsichern, z.B. bei der Herangehenweise an Aufgaben oder bei Fragen, die sich nur ihnen im Unterricht stellen und auf Mitschüler kurios wirken etc.),

Andrea Brackmann: Ganz normal hochbegabt (über Erwachsene, die meist ihre Begabung erst zufällig im Erwachsenenalter entdeckten und sich oft auch für eher minderbemittelt hielten)

Andrea Brackmann: Jenseits der Norm - hochbegabt und hochsensibel (Hochbegabung + andere "Auffälligkeiten" im Doppelpack bspw, Hochsensibilität, ADS, Verwechselungen von Hochbegabung und Störungen in der Psychotherapie, warum Hochbegabung von Klienten für einige Therapeuten ein Problem darstellen kann),

Webb, Meckstroth: Hochbegabte Kinder, ihre Eltern, ihre Lehrer (viele Erfahrungsberichte über besondere Herausforderungen, das Denken und Lernen hochbegabter Kinder und Missverständnisse im Alltag vor allem dargestellt seitens der Eltern).

Die Bücher findest du oft auch noch in größeren Büchereien.

Bedenke, wenn du selbst hoch- bzw. höchstbegabt bist laut deines IQ-Testergebnisses, dann ist vieles für dich normal, was für andere vielleicht nicht normal ist, z.B. wenig bis nichts für die Schule lernen zu müssen oder bestimmte Herangehensweisen an Probleme/ Aufgaben, vernetztes Denken usw. Das ist ein bisschen so, als wenn man Synästhesie hat: Für Außenstehende klingt das spannend, exotisch, sehr verwirrend, für Betroffene ist das einfach die normale Wahrnehmung.

Und bedenke, was BEGABUNG bedeutet: Bessere Voraussetzung für bestimmte Situationen. Wer musikalisch hochbegabt ist, aber noch nie ein Instrument gelernt hat, kommt vielleicht schneller damit zurecht, kann aber auch nicht in der ersten Geigenstunde das Tschaikowskykonzert spielen. Oft erwartet man vielleicht aufgrund des Begriffes zu viel, vor allem von sich selbst.

Grenze den Begriff mal sauber von Savants ab, das sind Menschen mit (oft autistischen Einschränkungen) extrem herausragenden Begabungen, die oft eher auf Intuition als auf Lernen/ Aneignen zu beruhen scheinen.

Mit mMn extrem hochbegabten bis höchstbegabten Kindern, die vieles, auch im fortgeschrittenen Bereich als Kleinkind einfach so konnten (z.B. Mathematik über den Grundschul- oder Mittelstufenstoff hinaus) beschäftigt sich

Ellen Winner in "Hochbegabt: Mythen und Realitäten von hochbegabten Kindern" (Buch von 2004).

Winner hat später noch andere Bücher zu ähnlichen und angrenzenden Themen geschrieben. Hier fällt aber auf, dass sehr oft von herausragenden Leistungen ohne jegliche Erfahrung oder Begenung mit einem Fachgebiet die Rede ist, also von offenbar komplett intuitivem Wissen, das andere sich durch jahrelanges Lernen, Lesen und Unterricht beibringen müssen. Möglicherweise ist das auch deine Vorstellung von Hochbegabung. Meiner Meinung nach handelt es sich hier größtenteils um echte Ausnahmetalente.

PS
Zum Thema Savants suche mal nach Büchern und Beiträgen über Oliver Sacks und Temple Grandin (Betroffene).


Pilatus04 
Fragesteller
 12.01.2021, 22:40

ok vielen dank für die Hinweise und büchertipps. ich werde sie mir mal angucken. PS.: ich war bei beiden tests bei einem psychologen

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Der beste Schüler war Einstein auch nicht.