Mein bester Freund ist schwul und will meine Hilfe es seinem Vater zu beichten?

5 Antworten

Eine gewiss schwierige Situation, das seinen Eltern beizubringen.

Wenn man sich nicht direkt getraut, kann man es auch durch leichte Andeutungen machen, wie z.B. "mit Gretel will ich nichts mehr zu tun haben, aber Hans, auf den ist Verlass wie ein guter Kumpel, ja, mit den Weibern macht das eben keinen Spaß" oder so ähnlich. Dann kann man auch durch seine Kleidung, Haarfrisur oder durch Tragen von femininen Schmuck seinen Vater etwas ahnen lassen. Dieser wird das dann mit der Mutter bereden oder er fragt seinen Sohn dann ganz barsch: " Bist wohl schwul?"

Dann hilft nur noch ein selbstbewusst gesagtes "Ja". Dann ist es raus....und die große Anspannung ist erstmal vorüber.

Man muss allerdings auch Verständnis gegenüber seinen Eltern aufbringen, wenn ihre Vorstellung von einer passenden Schwiegertochter und mehreren Enkeln nie in Erfüllung gehen werden, zumal es das einzige Kind sein sollte.

Vielleicht ist es sinnvoll, dass der Sohn den Vater in ein gutbesuchtes Lokal mit besserem Ambiente einlädt und dort das Thema klärt. Möglicherweise beherrscht sich der Vater dort besser.

Grundsätzlich sollte sich Dein Freund aber mal eines klar machen: Er meint, sich verteidigen zu müssen. Das ist die falsche Einstellung; damit wird er als ein Opfer wahrgenommen. In Wirklichkeit steht es niemandem zu, ihn wegen der Homosexualität zu kritisieren.

In aller Regel können die Leute, die so einen Unfug von sich geben, auf die Frage, wann sie sich ihre Sexualität denn herausgesucht hätten, keine Antwort geben. Wann und wo haben sie aktiv die Entscheidung treffen können: Ich werde jetzt heterosexuell? Oder eben homosexuell?

Wer war denn jemals im Kaufhaus der körperlichen Eigenschaften und hat aus den Regalen Aids, Lepra, Cholera, Homosexualität, Heterosexualität, Schwindelfreiheit, Angst vor Spinnen, Magersucht oder sonstwas in den Einkaufskorb gelegt und das dann in sich eingebaut?

Er sollte nicht in die Verteidigung gehen, wenn der Vater aggressiv wird. Stattdessen könnte er ihm den Vorwurf machen, dass es doch alleine am Vater liegt - er hat ihn schließlich erzogen. Warum hat er es denn nicht so gemacht, dass er jetzt heterosexuell ist? Der Vater wird zugeben müssen, dass es nicht gesteuert werden kann - und das kann der Sohn eben auch nicht. Angriff ist der richtige Weg - Dein Freund hat keinerlei Schuld, dass er in dem Körper steckt, den er nunmal bekommen hat - von wem hat er den denn?


silberring1  29.05.2020, 21:41

Wäre ein Möglichkeit, zur Beichte! Der Sohn sollte aber vorher wissen, ob sein Vater nach Alkoholgenuss agressiver als sonst wird ( leider bei vielen Männern so! ) und das ohne Rücksicht auf ein eventuell vornehmes Lokal. Auf alle Fälle wäre es gut, wenn der Vater in einer schönen, sonst ungewohnten Umgebung unterrichtet wird, z.B. beim Sport oder Wandern.

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silberring1  29.05.2020, 23:45
@silberring1

Ich habe nochmal nachgedacht, ob der Besuch eines Lokals gut wäre. Ich denke unterdessen eher nein, denn interne familiäre Angelegenheiten sollten auch nur im gewohnten Familienumfeld ausgetragen werden und nicht in der Öffentlichkeit, wo doch emotionale Situationen im Beisein fremder Leute nicht hinpassen. Insofern wäre der Anlass eines Spazierganges oder Wanderung in der Natur besser geeignet.

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Ich denke, er sollte es ihm wirklich Persönlich Beichten.

Vielleicht sollte er mal mit ihm rausgehen, etwas trinken oder essen und dann etwas über sich und seine Gefühle erzählen.

Für seinen Vater ist es natürlich eine neue Situation und dementsprechend auch recht ungewohnt, jedoch wird er sich daran gewöhnen müssen und sollen, wenn er seinen Sohn wirklich liebt.

Am besten er sagt es ihm und sagt auch, dass er ihn verstehen kann.

Dann fühlt dich sein Vater auch nicht sofort wütend auf.

Er soll ihn klarmachen, dass er ihm Zeit dafür gibt, alles erstmal zu verdauen.

Leider kann sich keiner den richtigen Körper bei seiner Geburt und auch nicht 9 Monate vorher heraussuchen, so dass es eben schon immer etwa 3-5 % schwule bzw. lesbische Kinder gab. Und in der heutigen Zeit dürfte wohl jeder zumindest durchschnittlich gebildete Mensch wissen, dass Homosexualität keine Krankheit ist und auch kein Böserbubenstreich, den man durch irgendwelche Erziehungsmaßnahmen abstellen kann.

Nun, bei mir war es so, dass ich mich schon in der Pubertät vorzugsweise mit weiblich aussehendem Outfit richtig wohlfühlte. So hatte ich eben keinen Herrenwollschal, sondern einen seidenen mit Lila-Musterung. Meine Mutter fand eines Tages einen Lippenstift in meiner Jackentasche und in der anderen Tasche fand sie die 4 Ringe aus der Schmuckschatulle meiner Oma, die ich beim abendlichen Ausgang heimlich an meine Finger steckte. Das gefiel meinem Vater absolut nicht. Ich kam eines Tages mit frisch gestochenen Ohrlöchern und Ohrsteckern nach Hause. Meine Eltern tuschelten etwas, Mutter ging hinaus und kam mit weinendem Auge wieder, Vater ging in seine Kneipe zum Bier trinken.....Ja und ich? Ich musste plötzlich auch weinen, weil ich dummerweise Schuldgefühle zeigte, war aber wiederum froh, dass es einfach raus war. Ja es war raus! Wie eine Art Erlösung! Damals war es aber noch ein großer Makel, anders zu sein. Ungeachtet dessen, dass auch sehr viele Schwule keine weiblich anmutenden Äußerlichkeiten zeigen und sich eher sportlich kleiden sowie auch Sport im Vordergrund sehen.

Und fortan war es mir ein Bedürfnis, mich als Frau zu sehen und auch so behandelt zu werden, ohne meine Personalien amtlich verändern zu lassen. So lebe ich nun schon seit etwa 30 Jahren, finde es interessant, von anderen Leuten gemustert zu werden und nette Gespräche zu führen. Die wenigen von homophob eingestellten Männern kritischen Pöbeleien stecke ich einfach beiseite. Männerkontakte habe ich gelegentlich aber nicht in fester Bindung. Jedenfalls bin ich so zufrieden und rate jedem: Man kann sein inneres "Ich " nicht verheimlichen, ansonsten könnte es sehr weh tun, wenn man des guten Scheines wegen eine Ehe eingehen würde, die dann nicht funktioniert und letztlich unter hohen finanziellen Verlust zerbricht.

Also hilft nur eins: Raus mit der ehrlichen Sprache!

Heute, ich sage Gottseidank, werden doch - auch von Arbeitgebern - viele Lebensformen akzeptiert und das reale Leistungsvermögen und der ehrliche Charakter im Fokus gesehen. Vielleicht redet in ein paar Jahren überhaupt keiner mehr abfällig über dieses Thema.

Ja, dann hätte der junge Mann auch keine Scheu mehr, seinem Vater offen in die Augen zu schauen, um frei zu sagen: ICH BIN SCHWUL!

Einfach raus damit. Sonst soll er mit dem Jugendamt drohen. Gibt genug Möglichkeiten von einem verachtendem Vater wegzukommen

lg :-)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin Schwul und das ist auch gut so!