mein bester freund hat sich umgebracht, wie soll ich damit umgehen?

10 Antworten

Hallo lindaschallerx,

einen geliebten Menschen zu verlieren ist zweifellos eine traumatische Erfahrung. Gerade am Anfang ist es besonders schwer. Möglicherweise fühlst Du Dich innerlich leer und empfindungslos, oder plötzliche Stimmungsschwankungen und Weinkrämpfe machen Dir zu schaffen. Nun liegt ein längerer Weg der Trauer vor Dir. Der Prozess des Trauerns läuft bei jedem Menschen anders ab. Vielleicht sagen Dir manche, Du würdest zu viel oder aber nicht genug trauern. Versuche Dich durch solche Äußerungen nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Die Anderen haben kein Recht, Dir vorzuschreiben, wie Du zu handeln oder zu empfinden hast. Auch wenn die Art zu trauern bei jedem anders ist, kann jedoch manchmal auch folgender Fall eintreten: Es könnte nämlich sein, dass man nicht dazu in der Lage ist, sich mit der Realität abzufinden, wie Du das ja auch selbst schilderst. In diesem Fall wäre es gut, die Hilfe mitfühlender Freunde zu suchen. Das offene Gespräch mit anderen könnte ein Ausweg aus dieser Sackgasse sein.

Einem Trauernden stellt sich auch immer wieder die Frage, wie er am besten mit der Situation umgehen kann. Ist es z. B. normal, Schuldgefühle zu haben oder zornig zu sein? Oder ist es richtig, die Gefühle der Trauer zu unterdrücken und den Starken zu spielen?

Manche, die mit einem Verlust fertig werden mussten, haben gemerkt, dass es gut ist, seine Trauer zu durchleben. Warum? Es kann den Druck erleichtern, wenn man seine Gefühle heraus lässt. Diese Gefühle jedoch zu unterdrücken, mag in körperlicher und auch in seelischer Hinsicht großen Schaden anrichten. Dazu, die Trauer zu durchleben, gehört auf jeden Fall zu reden!

Ich bin einmal auf einen Text in der Bibel gestoßen, der in diesem Zusammenhang sehr gut passt. Dieser Text ist dem Bibelbuch Hiob entnommen. Dieser Hiob sagte nach dem Tod seiner 10 Kinder, sowie einiger anderer dramatischer Erlebnisse, folgendes:"Meine Seele empfindet bestimmt Ekel vor meinem Leben. Ich will meiner Besorgnis um mich freien Lauf lassen. Ich will in der Bitterkeit meiner Seele reden!"(Hiob, Kapitel 10, Vers 1). Hiob tat also etwas sehr Wichtiges. Er behielt seine bedrückenden Gedanken nicht für sich, sondern redete mit anderen darüber und fand so Erleichterung. Etwas Ähnliches sagte auch Shakespeare in Macbeth: " Gib Worte deinem Schmerz, Gram der nicht spricht, preßt das beladene Herz, bis daß es bricht". Wenn Du also Deine Erfahrungen und Gefühle in Worte kleidest, kannst Du Dich zum einen selbst besser verstehen und findest auch ein gewisses Maß an Erleichterung. Sehr hilfreich wäre es natürlich, wenn Du jemanden zum Reden hast, der selbst einen geliebten Menschen verloren hat und den Verlust erfolgreich überwunden hat. Durch ihn könntest Du vielleicht praktische Anregungen erhalten, die Dir helfen, Deinen Kummer zu bewältigen. Es kann aber auch sein, dass es Dir überhaupt nicht danach ist, über Deine Gefühle zu sprechen. Was dann?

Manchen hilft es, das, was sie bewegt, aufzuschreiben und es später wieder zu lesen. Auch auf diesem Weg kann man seiner Trauer Ausdruck verleihen und fühlt sich hinterher besser.

Etwas anderes, was die Trauer erleichtert, ist weinen. Das Vergießen von Tränen gehört mit zum Heilungsprozess und man braucht sich dafür nicht zu schämen. In der Zeit der Trauer werden manche sogar zusätzlich mit Schuldgefühlen geplagt. Sie meinen, irgendein Versäumnis habe mit zum Tod des Angehörigen beigetragen. Wenn Du je so empfinden solltest, dann brauchst Du nicht zu denken, das sei nicht normal. Auch hier ist es eine Hilfe, über seine Gefühle zu sprechen, statt sie für sich zu behalten. Letztendlich haben wir keine Macht über das Leben eines uns nahestehenden Menschen.

Bei der Trauer um einen lieben Menschen kann auch die Hilfe von Gott ein ausschlaggebender Punkt sein. Ich fand einmal einen sehr schönen zu Herzen gehenden Text in der Bibel, der folgendermaßen lautet: "Wenn aber aufrichtige Menschen zu ihm rufen, hört er sie und rettet sie aus jeder Not. Der Herr ist denen nahe, die verzweifelt sind, und rettet jeden, der alle Hoffnung verloren hat (Psalm 34:18 Hoffnung für alle)

Das, was einem Trauernden jedoch am meisten hilft ist das Versprechen Gottes, die Toten eines Tages wieder zum Leben zurückzubringen. Jesus beschrieb das einmal mit folgenden Worten:
" Denn so, wie der Vater die Toten auferweckt und sie lebendig macht, so macht auch der Sohn die lebendig, welche er will. Wundert euch nicht darüber, denn die Stunde kommt, in der alle, die in den Gedächtnisgrüften sind, seine Stimme hören und herauskommen werden...zu einer Auferstehung" (Johannes, Kapitel 5, Verse 21, 28 u. 29a). Diese Verheißung beschreibt, das Millionen von Verstorbenen wieder auf der Erde leben werden, und zwar unter besseren Verhältnissen als heute.

Ich selbst habe vor wenigen Jahren meine beiden Elternteile und meine Schwester verloren und finde bis heute in dem eben zitierten Text Trost. Ich habe außerdem schon oft festgestellt, dass ein persönliches Verhältnis zu Gott manches besser ertragen lässt. Wenn man sich glaubensvoll im Gebet an ihn wendet, dann ist er nicht nur ein passiver Zuhörer, sondern kann uns "Kraft geben, die über das Normale hinausgeht" (2. Korinther, Kapitel 4, Vers 7). Mehr als einmal durfte ich erfahren, dass Gott "uns tröstet in all unserer Drangsal" (2. Korinther 1, Vers 4). Gott nimmt zwar den Schmerz der Trauer nicht vollständig hinweg, doch er hilft uns, ihn besser zu ertragen.

LG Philipp

Auch wenn das jetzt evt. nicht das ist was du hören möchtest... such dir einen psychiater.
Das sind menschen die speziell für solche situationen ausgebildet sind und es gibt auch spezialisten, die dabei helfen den verlust eines geliebten menschen zu verkraften. Das ist nichts verwerfliches, und wenn jeder mensch selbst damit fertig werden würde, dann würde es diese Berufsgruppe nicht geben.
Versuch es.
Viel Glück & Mein Beileid.

Hallo Linda,

ich glaube, ich kann ein wenig nachempfinden, was Du fühlst, vor vier Jahren hat sich eine gute Freundin von mir auch das Leben genommen.

Wenn sich Dein bester Freund in den Monaten vor seinem Tod zurückgezogen hat, spricht einiges dafür, daß er eine schwere Depression entwickelt hat, die möglicherweise unerkannt, und deshalb auch unbehandelt blieb.

Das tragische ist, das solche Menschen sich ausgerechnet dann umbringen, wenn die Tage wieder länger werden und der Frühling naht. 

Du hättest seine Tat nicht verhindern können. Depressive Menschen verstehen es gut, ihre Ängste und ihre Hoffnungslosigkeit vor ihrem Umfeld zu verbergen. Sie sitzen ja nicht den ganzen Tag trübsinnig in einer Ecke.

Ich denke, auch die Eltern haben es nicht kommen sehen und fühlen sich deshalb schuldig. Vielleicht hilft es ihnen und auch Dir, wenn Du ihnen einen Brief schreibst und ihnen sagst, wie sehr Du ihren Sohn als guten Freund geschätzt hast und wie sehr er Dir fehlt. 

Und daß Du gerne sein Grab besuchen möchtest. Wenn Du keine Antwort erhältst, kannst Du an seinem Todestag einen Ort aufsuchen, der Dich mit ihm verbindet, weil Ihr Euch dort regelmäßig getroffen habt, oder wo er sich sonst gerne aufgehalten hat.

Ich wünsche Dir, daß Du Menschen findest, mit denen Du über ihn reden kannst.

Alles Gute für Dich,

Giwalato 

Ich fürchte, da musst du selber durch. Ich denke nicht, dass ich mich irre, wenn ich sage, dass jeder Mensch einmal eine schwere Zeit durchstehen muss. In meinem Fall, habe ich viel geweint und erkannt, dass Trauern wichtig ist, egal auf welcher Weise. Also nimm dir Zeit.

Das dir so ein Ereignis ins herz geht kann ich verstehen, aber du musst damit Leben, egal die Zeit geht weiter.
Ein Sprichwort aus Norddeutschland sagt.:
Die Zeit heilt alle Wunden.  Da ist viel Wahres dran aber nicht alles.

Ich rate dir Zu einem Psychiater zu gehen,
Das sind Leute die kennen sich damit aus. Die haben das Studiert,

und bringen, dich auf andere Gedanken, das muss auch sein,denn die Zeit kann man nicht zurück drehen. Die Zeit läuft weiter.

Mit freundlichem Gruß aus dem Oldenburger Münsterland

Bley 1914