Martin Luther, Zwei-Reiche-Lehre?

1 Antwort

Liebe coconutJZ,

die Zwei-Reiche-Lehre hat nicht Luther, sondern Augustinus formuliert. Demnach gibt es ein Reich des Teufels (civitas diaboli) in der Welt und ein Reich Gottes (civitas dei). Die Kirche ist das Reich Gottes, das in sich gut ist und alle in seinem Einflussbereich vor Satan und den Verführungen der Welt bewahrt. Außerhalb davon herrscht Satan und verdirbt die Welt, ob das nun Ketzer, Heiden oder Philosophen sind. Daher stehen die Kirche und der Satan in einem ewigen Kampf um die Seelen der Menschen, in dem die Kirche versucht, möglichst vielen Schutz zu bieten und sie vor der Verdammnis zu bewahren. Der weltliche Staat dagegen wird zwar in seinem Ansatz positiv bewertet, weil er versucht, Frieden und Gerechtigkeit zu schaffen, muss darin aber zwangsläufig scheitern, solange er nicht selbst Teil des Gottesreiches ist.

Luther lehrte dagegen zwei "Regimenter", also zwei Institutionen, die von Gott eingesetzt sind, um dem Menschen zu dienen, nämlich die weltliche und die geistliche Gewalt, oder, vereinfacht ausgedrückt, Staat und Kirche. Die Könige und Fürsten sind von Gottes Gnaden eingesetzt, um alle Bedürfnisse des körperlichen Wohls der Menschen in ihrem Herrschaftsbereich zu befriedigen, während die Priester und Bischöfe die Seele des Menschen im Blick haben.

Das bedeutet auch, dass man in der Regel beiden Instanzen Gehorsam schuldet, es sei denn, sie begehen selbst schwerwiegende Sünden gegen den ausdrücklichen Text des Evangeliums, die an ihrer Rechtgläjubigkeit zweifeln lassen. In diesen Fällen ist Widerstand gegen sie (durch das Wort, nicht durch das Schwert) nicht nur erlaubt, sondern verpflichtend.

Außerdem lehnte Luther jede Vermischung der beiden Gewalten ab. Bischöfe sollten keine Fürstentümer regieren und Fürsten keine Predigten halten dürfen, da es sich ja um getrennte Aufgabenbereiche handelt.

Ich glaube, das müsste erstmal das Wichtigste gewesen sein.