Man kann nicht nicht kommunizieren Kritik?
Hallo :) ich studiere gerontologie und muss mein erstes Thesenblatt erstellen. Das Referat habe ich schon erfolgreich hinter mich gebracht .. nun habe ich Probleme damit eine These aufzustellen, mein Dozent möchte dass ich das axiom "man kann nicht nicht kommunizieren " kritisch hinterfrage. Ein paar Ideen hatte ich schon, diese wurden jedoch schnell von meinem Dozenten zerschmettert. Ich hoffe hier jemanden zu finden der sich mit dem Thema Kommunikation auskennt und mir behilflich sein kann eine angemessene These zu finden.
3 Antworten
Die Frage ist, mit welcher Definition von Kommunikation man arbeitet?
Nach Watzlawick: Unter sozialer Kommunikation versteht man den Austausch, die Vermittlung und die Aufnahme von Informationen zwischen Menschen.
Sein Axiom "Man kann nicht nicht kommunizieren." bedeutet also, dass jeder Mensch immer und überall Informationen austauscht, vermittelt und aufnimmt.
Bei älteren Menschen (in diesem Kontext bewegen wir uns ja) ist das Problem, dass Krankheiten dazu führen können, dass sie von diesem Axiom ausgenommen sein könnten (wenn man genauer hinsieht allerdings auch nicht).
Nehmen wir mal an, ein Greis liegt im Koma an der Maschine angeschlossen. Er kann weder Informationen aufnehmen, noch vermitteln noch austauschen. Kann er dann wirklich noch kommunizieren? Auf der anderen Seite können ja aber auch z.B. Körperfunktionen und bestimmte Werte wie Blutwerte usw. als Informationen des Körpers gewertet werden, die man vielleicht nicht bewusst abgibt, die aber trotzdem einen Austausch herstellen.
Vielleicht in diese Richtung?
Hallo Pinar,
Bin gerade auf eine solche Kritik gestoßen in Michael Schmitz's Buch "Psychologie der Macht".
Er meint, dass Kommunikation nicht immer zu Verständigung führt, das heißt sich die Partner der Kommunikation oft nicht verstehen, und so die Leute aneinander vorbei-kommunizieren, wobei es dann nicht wirklich zu einer Verständigung kommt. Im Kapitel "Die Kunst sich zu verständigen" erklärt er, wie es zum Versuch der Verständigung kommt, diese aber nicht gelingt, weil das Gegenüber gar nicht versteht, was der Sender mitteilen möchte.
Meiner meinung findet aber dennoch eine Kommunikation statt, wenn auch keine gelungene, schließlich reagieren beide Parteien ja dann tatsächlich, auch wenn das Ergebnis dann nicht wünschenswert ist, obwohl beide den Eindruck haben, dass der Andere das erwartete macht.
Nur verstehe ich Watzlawick so, dass Kommunikation durchaus stattfindet, auch wenn sie nicht gelingen muss. Schließlich titelt Watzlawick sein Buch, in dem er seine Axiome der Kommunikation ja vorstellt "Menschliche Kommunikation -- Formen, Störungen, Paradoxien". Er ist sichalso der Möglichkeit des Misslingens der Kommunikation durchaus bewusst. Auch bei einem "Double Bind", das er direkt in dem Buch anspricht, gelingt die Kommunikation ja nur scheinbar.
Und selbst bei einer kompletten Verweigerung der Kommunikation findet ja noch die Mitteilung statt "Mit Dir will ich keine Kommunikation". Also wie soll "Nicht Kommunizieren" funktionieren? Mir fällt da kein Weg ein, wie das gelingen könnte.
Dein Dozent möchte wohl darauf hinaus, dass Du das nicht verstanden hast! Wenn Du Watzlawicks Axiom Nummer eins Widerlegst, dann ist Dir Ruhm gewiss! Nichts anderes erwartet er ja von Dir! Erkläre einfach, wie es möglich ist, nicht zu Kommunizieren. Auch eine Verweigerung eines Treffens ist ja eine Kommunikation! Wie soll das gehen?
LG
Vlt im Zusammenhang mit Autisten oder Blinden.
Stehe ich neben einem Blinden und mache ne Grimasse, erkennt er sie z.B. nicht. Der Autist erkennt manch Mimik nicht, was die bedeuten könnte.
Der Autist erkennt manch Mimik nicht, was die bedeuten könnte.
Vlt im Zusammenhang mit Autisten oder Blinden.
Mit solchen Verallgemeinerungen wäre ich sehr vorsichtig. Nicht jeder ist gleich. Weil einer vielleicht Schwierigkeiten im erkennen von Mimiken hat kann ein anderer, der gelernt hat sich gut anzupassen, Mimiken sehr gut einschätzen. Auch ist Autist nicht Autist. Das ist laienhaft schon mehr als fragwürdig, im wissenschaftlichen Rahmen würde das jeder Dozent in der Luft zerreißen. Ich finde die Antwort von Max Noir auf den Punkt.
Da steht auch nur vlt. waren lediglich Vorschläge. Schlussendlich muss der Fragesteller die Arbeit machen. Ich war jetzt für die Frage nicht stundenlang recherchieren, wie das Krankheitsbild des Autismus und seine Formen aussieht. Ich wollte lediglich anhaltspunkte geben, woran man VIELLEICHT mit arbeiten könnte. Und wenn jmd. anderes einen besseren Vorschlag oder eine bessere Antwort bringt, dann ist doch gut. Waren lediglich Vorschläge.