Maltose und Lactose?

2 Antworten

Ja, Maltosee (Gluc+Gluc) und Lactose (Gluc+Galac) sind Disaccharide, bestehen also wie in den Klammern angedeutet aus zwei Monosacchariden, die über eine Semi­acetal­-Funktion miteinander verknüpft sind.

Semiacetale sind Stoffe der Form R–CH(OH)–OR’. Man hat also einen Kohlenstoff, der sowohl eine Alkohol- als auch eine Ethergruppe trägt (ein Vollacetal hat dann zwei Ethergruppen am selben Kohlenstoff). Formal leiten sie sie von Aldehyden R–CO–H her; wenn man an die CO-Gruppe Wasser addiert, enthält man die meist sehr instabilen geminalen Diole R–CH(OH)₂, und wenn man eine der beiden OH-Gruppen ver­ethert (z.B. mit einer der vielen OH-Gruppen eines anderen Zucker­mole­küls), dann lan­det man beim Halbacetal.

Also verbraucht die Semiacetal-Bildung eine Aldehydgruppe. Zur Bildung eines Di­saccha­rids beginnen wir mit zwei Monosacchariden (≈2 Aldehyd-Gruppen) und ver­brau­chen eine davon für die semiacetalische Verknüpfung. Also bleibt eine Al­dehyd-Grup­pe üb­rig, und das Disacchaid ist immer noch reduzierend.

Auch Saccharose ist ein Disaccharid (Gluc+Fruc), gibt aber keinen Fehling. Das liegt dar­an, daß Saccharose ein spezieller Fall ist: Die Acetal-Bildung verbraucht hier bei­de Al­de­hyd-Fun­kti­o­nen (OK, bei der Fructose ist es eine Keto-Gruppe und keine Al­de­hyd-Grup­pe, aber das spielt da­bei keine Rolle). Erinnere dich daran, daß das Ketal eine Art Ether eines hypo­the­ti­schen ge­mi­nalen Diols mit einem Alkohol ist, sehr schematisch:

R–OH + R’–OH   ⟶   R–O–R’ + H₂O         (allgemeine Bildung eines Ethers)
R–CH(OH)₂ + R’–OH   ⟶   R–CH(OH)–O–R’     (Halbacetal-Bildung)

Im speziellen Fall der Saccharose ist auch die zweite Alkohol-Komponente ein gemi­na­ler Diol, nämlich von der Diol-Form der Fructose:

R–CH(OH₂) + R’–C(OH)₂–R’’   ⟶   R–CH(OH)–C(OH)R’R’’

Nichtreduzierende Disaccharide sind die Minderheit, es gibt aber durchaus einige davon, z.B. Trehalose.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Die Ringöffnung am zweiten Zuckermolekül beim Disaccharid ist dafür verantwortlich, dass eine reduzierende Gruppe verfügbar ist (Aldehyd).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – MSc in Biochemie