Leutnant Gustl und seine Beziehung zu dem Militär?

1 Antwort

Gustl ist ein kleiner Berufsoffizier, der sich völlig in den Ehrenkodex der k.u.k. Offiziere eingebunden sieht. Wird ein Offizier beleidigt, muss er den Beleidiger zu einem Duell herausfordern. Das bringt "Satisfaktion", Genugtuung, und löscht die Beleidigung, egal, wie der Zweikampf endet.

Gustl wird eine Ohrfeige angedroht, eine schwere Beleidigung. Ein typischer Fall für ein Duell? Beim Beleidiger aber handelt es sich um einen Bäcker, und ein Bäcker steht in der Rangvorstellung der Offiziersgesellschaft ganz weit unten und ist daher "nicht satisfaktionsfähig", er kann gar nicht zu einem Duell herausgefordert werden, und er kann gar nicht Genugtuung geben.

Leutnant Gustl bleibt also die Schande, beleidigt worden zu sein und seine "Offiziersehre" nicht wieder hergestellt zu haben. Es bleibt der Verlust der Ehre, obwohl sich diese ja gar nicht wiederherstellen lässt. Er müsste aus der Armee ausscheiden. Das aber kann er nicht, er ist nichts, er hat nichts. Ihm bleibt also nur ein einziger Ausweg: Er muss sich selbst erschießen.

Da erfährt er. dass der Bäcker plötzlich gestorben ist. Der Beleidiger ist tot! Da könnte ... Aber hat er vorher jemandem von der Ohrfeigendrohung und der Schande des Leutnants erzählt? Nein? Ja, dann, wenn's keiner weiß....

Dass der Dichter den Leutnant trotz dieser Schande nach der Devise "was keiner weiß, macht keinen heiß" frisch und fröhlich weiterleben lässt, wurde übrigens vom österr.-ungarischen Militär als ganz bösartige Beleidigung und Verspottung durch Arthur Schnitzler empfunden!

susi100503 
Fragesteller
 11.11.2020, 14:46

Vielen vielen Dank!!

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