Leitungswasser - Unterschiede in Theorie und Praxis?

4 Antworten

Legionellen können fast überall vorkommen. Gefährlich werden sie für den Menschen aber nur, wenn sie sich stark vermehren. Das passiert nur in warmem Wasser. In kaltem Wasser nicht.

Hygieneprogramme, wie Du sie beschreibst, sind nötig in ständig warmstehenden Warmwasserverteilungen, z. B. Warmwasserspeicher mit ständig warm gehaltener Zirkulationsleitung bis zu den Verbrauchsstellen.

Bei uns im Haus wird das Wasser im Durchlauf erwärmt (keine Speicherung von warmem Wasser), und die Zirkulationsleitung läuft nur bei Anforderung, und kühlt dann wieder ab. Somit besteht keine Gefahr einer massiven Vermehrung von Legionellen.

Es gibt zahlreiche Vorschriften beim Leitungswasser, um Legionellen zu bekämpfen. Allerdings stelle ich einen großen Unterschied zwischen Theorie und Praxis fest.

Es gibt viele Vorgaben zur Einhaltung der Trinkwasserhygiene. Zum expliziten bekämpfen von Legionellen fällt mir aktuell keine direkte Vorschrift ein. Aus irgendeinen Grund wird immer ignoriert, dass es u.a. um die Vermeidung von Bakterienwachstum im Trinkwasser geht und da fallen die Legionellen halt mit rein.

So soll nach vielen Vorschriften die Soll-Temperatur bei 60° liegen. Bei und liegt sie bei 55° und das hat ja der Heizungsinstallateur selbst so eingestellt.

Die 60°C sind keine direkte Vorgabe. Diese ergeben sich aus dem wieder eintritt des Zirkulationswasser mit mind. 55°C und einem Temperaturunterschied von 5K zum Austritt aus dem Trinkwarmwasserspeicher. Eine Zirkulationsleitung ist jedoch nicht immer Pflicht und bei Privatnutzung gibt es hier auch Spielraum.

Desweiteren soll man jeden Wasserhahn wöchentlich mehrere Minuten heiß durchspülen. Ungenutzte Wasserhähne sind ein hohes Risiko für Legionellen. Daher sollen alle Wasserhähne regelmäßig genutzt werden.

Bei nicht zirkulierendem Wasser soll ein vollständiger Wasseraustausch alle 72h statt finden. Wie lang die hierfür benötigten Zapfzeiten sind, muss errechnet werden. In Einfamilienhäusern und Wohnungen wird es aber definitiv nicht an jeder Zapfstelle 1 Minute dauern. Dies betrifft übrigens Trinkwarm- und Trinkkaltwasser. Für den notwendigen Wasseraustausch alle 72h gibt es meines Wissens nach keine Vorgabe für eine erhöhte Temperatur beim Spülvorgang. Es gibt aber Vorgaben für max. und min. Temperaturen nach einer definierten Entnahmezeit, welche sich aber auf die Nutzung bezieht.

Die meisten Bakterien lieben stehenden und lauwarmes Wasser. Theoretisch sind ungenutzte Zapfstelle nicht zwingend ein Problem bzgl. Legionellen, wenn die Temperaturen im Wasser niedrig genug ist.

Hier liegt allerdings der größte Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Zum Beispiel: Badewanne. Viele Menschen haben eine Badewanne und benutzen sie vielleicht ein paar mal im Jahr. Trotzdem dreht man doch nicht wöchentlich die Badewanne auf. Oder Wasserhähne im Keller, die selten benutzt werden.

Nein. Hier liegt der unterschied zwischen alten Installationen, Stand der Technik und Pfusch am Bau. Es ist sicherzustellen, dass ein ausreichender Wasserwechsel statt findet. Dies kann durch automatische Spülventile, durchgeschliffene Zapfstellen und manuelles Spülen erfolgen.

Es ist zu empfehlen, selten genutzte Zapfstellen durchzuschleifen oder über eine Systemtrennung vom Trinkwassernetz zu trennen.

Wenn ich jeden Wasserhahn wöchentlich heiß spülen würde, hätte ich wahrscheinlich jeden Tag zu tun.

Jeden dritten Tag, aber ich verstehe was gemeint ist.

Und vorallem: Wenn ich Untermieter habe, kann doch nicht kontrollieren, ob die auch alle schön wöchentlich ihre Wasserhähne durchspülen und regelmäßig benutzen.

Nein, kann man auch nicht. deshalb obliegt es dem Nutzer (Mieter) dies sicher zu stellen, wenn bei der Errichtung der Anlage kein besseres Konzept umgesetzt wurde.

So, was ist nun die Frage? Der Unterschied zwischen den aus den aktuellen Normen und dem Stand der Technik geforderten Maßnahmen zu dem was "früher" gebaut wurde ist erheblich. Leider wurde hier oft eine rechtzeitige Anpassung verschlafen oder als nicht notwendig erachtet.

Alle aktuellen Vorgaben hinsichtlich der Trinkwasserhygiene sind ohne größere Probleme für Neubauten umsetzbar. Im Altbau ist es leider etwas komplizierter.

So soll nach vielen Vorschriften die Soll-Temperatur bei 60° liegen. Bei und liegt sie bei 55° und das hat ja der Heizungsinstallateur selbst so eingestellt.

Nun, da gibt es auch Unterschiede... Es reicht, wenn das Legionellenprogramm außerhalb der Hauptnutzung den WW-Kreis aufheizt, das muss keine Dauertemparatur sein... Und wir haben z.B. nur einen 100L Schichtladespeicher und unsere Heizung hat nicht mal ein Legionellenprogramm. Wir laufen seit 8 Jahren auf 50° und keine Probleme, da der Nutzwasserdurchfluss so hoch ist, dass ein ausreichender Wasseraustausch statt findet...

Wenn ich jeden Wasserhahn wöchentlich heiß spülen würde, hätte ich wahrscheinlich jeden Tag zu tun.

Also wir haben 4 Wasserhähne mit WW... Ich weiß ja nicht, was für eine Villa Du hast und wie viele Bäder ect... Aber die Menge an Wasserhähnen mit WW-Anschluss ist doch eher gering...

Hessen001 
Fragesteller
 06.09.2022, 11:43

Im Dachgeschoss ein Wasserhahn und Dusche; im Erdgeschoss Wasserhahn, Dusche, Badewanne; im Keller: Wasserhahn.

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Ich weiß nicht, wie gefährlich Legionellen sind. Deshalb kann ich auch nicht sagen, das sie ungefährlich sind. Aber ich denke, es gibt Millionen Haushalte, die nicht darauf achten. Und man hört extrem selten von Legionellenerkrankungen.