Lebensuntüchtig - angeboren oder erworben?
Liebe Community,
vorweg: ich möchte meine Tochter nicht verurteilen, mache mir eher Gedanken über ihre Zukunft!
Ich bin 47 Jahre alt, sie ist 26. Mein Ex-Mann und ich haben wegen der Schwangerschaft geheiratet. Unsere Ehe war nie gut (deshalb Scheidung vor fast 10 Jahren), aber für unsere Tochter haben wir alles getan. Manchmal haben wir ihr vielleicht zu viel abgenommen. Ich habe sie wie eine Löwin verteidigt, wenn es mal wieder Probleme in der Schule gab wegen schlechter Leistungen oder ihres Verhaltens. Sie war immer eine sehr Ruhige und Verträumte, konnte aber auch sehr unbeherrscht und provozierend sein. Im Unterricht war sie mehr geistig abwesend als alles andere.
Ihren Drang nach Selbständigkeit haben wir in der Pubertät aber nie eingeschränkt. Sie durfte allein Reiterurlaube machen, eine Sprachreise, mit einer Jugendgruppe in Holldand Camping machen, etc. Auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich desöfteren Angst hatte. Sie war immer ein sehr leichtgläubiges Mädchen und ich hatte die Befürchtung, sie würde irgendwann schwanger nach Hause kommen.
Nach der Schule lernte sie Bürokauffrau, kam aber nicht zurecht und schaffte die Prüfung mit Ach und Krach. Danach hieß es, sie wolle nie wieder in einem Büro arbeiten. Seitdem arbeitete sie in verschiedenen Jobs, im Callcenter, als Spülkraft, in einem Billigladen an der Kasse. Teilweise wurde ihr nach kurzer Zeit gekündigt, weil sie zu langsam war.
Ihre Beziehungen zu Männern waren immer kompliziert und taugten nichts. Sie fiel auf einen Asylbewerber rein, auf einen psychisch schwer gestörten Mann, auf einen Sozialschmarotzer.
Das Schlimmste: sie hat Fähigkeiten wie ein Kleinkind. Das meine ich nicht böse, sondern eher mitleidig. Sie ist extrem unbeholfen. Zum Beispiel hat sie sich für neue Schuhe andere Schnürsenkel gekauft und ihren Worten nach hat es eine Stunde gedauert bis sie rausgefunden hatte, wie sie richtig eingefädelt werden. Sie erklärt das mit ihrem fehlenden räumlichen Vorstellungsvermögen. Sie würde auch gerne backen, kann aber die Backanleitung nicht praktisch umsetzen.
Meine Tochter wohnt seit 2 Jahren in einer eigenen Wohnung, die sie halbwegs sauber hält, wo aber oft Chaos pur herrscht!
Sie ist auch Epileptikerin, aber mit Medikamenten gut eingestellt.
Ich glaube oft, dass meine Tochter eine Behinderung hat, die sie einschränkt. Deshalb vermute ich, dass eine gewisse Lebensuntüchtigkeit schon angeboren ist. Oder was meint ihr?
Lieben Gruß
4 Antworten
Deine Tochter hat m. M. nach keine Behinderung. Du hast sie nur maßlos verwöhnt, ihr alle Steine aus dem Weg geräumt. Wie soll sie denn da selbstständig werden?
Lass sie einfach ihr Ding machen. Rede ihr in nichts mehr rein. Wenn sie Dich was fragt, gib ihr Rat. Ob und wie sie das dann umsetzt, ost ihre Sache.
So mache ich das mit meinen Kindern auch.
Ich glaube oft, dass meine Tochter eine Behinderung hat, die sie einschränkt. Deshalb vermute ich, dass eine gewisse Lebensuntüchtigkeit schon angeboren ist. Oder was meint ihr?
Lebensuntüchtigkeit ist nicht angeboren sondern kann eine Folgeerscheinung von einer Behinderung oder Erkrankung oder Überbehütung sein.
Du schreibst das sie Epilepsie hat. Epilepsie wirkt sich oft auch auf die Psyche aus. Desweiteren liegt bei euch ADS in der Familie. Das kam mir beim durchlesen des Textes auch in den Sinn bevor ich das in deinen anderen Fragen gelesen habe. Wer weiß was hier wirklich dahinter steckt.
Das kommt dabei heraus, wenn man Kindern alles oder viel abnimmt und sie verwöhnt, sie sind unselbständig und kommen nicht ganz so gut zu Recht wie andere. Wenn sie alleine wohnen kann, ist sie ganz sicher nicht lebensuntüchtig, da gibt es ganz andere Fälle mit Entmündigung etc. Lass sie ihr Leben meistern, wie sie es will. Nur weil es nicht deinen Vorstellungen und Ansprüchen entspricht, muss das nicht schlecht sein.
26 und lebensuntüchtig?? nö! Sie machts eben etwas anders...