Internat - ja oder nein?

6 Antworten

Also ich halte persönlich relativ wenig von Internaten.

Klar, es kann positive Seiten haben, etwa, dass man Disziplin lernt und sich in einer Gemeinschaft bewegen kann.

Aber man sollte nicht vergessen, dass das persönlichen Bindungen extrem schaden kann. Ein „normales“ Leben, etwa Nachmittags mit den Eltern ins Kino gehen oder ähnliches wird es dann nicht geben. Das geht vielleicht mit Freundschaften auch, aber zwischen Freundschaften und Familie gibt es riesige Unterschiede. Und die Vorteile eines Internats im Bereich der Erziehung können die entstehenden Nachteile in der persönlichen Entwicklung nicht ausgleichen.

Und es könnte ihr vielleicht so vorkommen, als wenn sich ihre Eltern nicht genug um sie kümmern aka die Verantwortung für sie abgeben…

Dazu kann das sehr problematisch werden, wenn es zu schwierigen Situationen (psychischer Stress z.B.) kommt. Ok, es gibt dort vielleicht Ansprechpartner Vorort, aber bevor ich einem meiner Lehrer (ich lebe zwar nicht in einem Internat, aber es kommt mit Vertrauenslehrern auf das selbe Hinaus) meine persönlichen Probleme anvertraute, friert die Hölle zu. Und ob sowas erstrebenswert ist, nur damit das Kind bessere Noten nach Hause (oder eben nicht nach Hause, Stichwort Internat) bringt und toll und schnell mit dem Studium durch ist, halte ich für extrem fragwürdig…

Auch bin ich mir nicht sicher, ob deine Tochter wirklich auf ein Internat möchte. Je nach dem wie jung sie ist, übernimmt man schonmal gerne die Ansichten der Eltern. Auch die Formulierung, dass ihre Eltern das für sie entscheiden sollen klingt für mich danach, dass es ihr mehr darum geht, den Wunsch ihrer Eltern zu erfüllen. Sie steht jetzt zwischen den beiden Seiten, auf der einen Seite, möchte sie zu ihren Freunden auf einer normalen Schule, auf der anderen Seite wollen (?) ihre Eltern, dass sie auf ein Internat geht. Weil sie nich vermutlich sehr jung ist, ist sie mit der Entscheidung überfordert und gibt die Verantwortung dafür ab.

Und persönlich finde ich den Grund für einen möglichen Internatsbesuch extrem schwach. Natürlich ist es nicht schlecht, wenn man Disziplin lernt, aber dafür die Freizeit eines Kindes zu Opfern ist meiner Meinung nach nicht zu rechtfertigen. Disziplin lernt man in der Schule und beim Lernen, nicht Nachmittags wenn man frei hat. Aber genau das tut eben ein Internat, es konfrontiert einen 24/7 mit der Schule. Wenn Bildung der treibende Faktor in der Erziehung eines Kindes ist, läuft etwas Grundlegend falsch. Bildung ist Teil der Erziehung, nicht die Erziehung ein Teil von Bildung.

Ich würde vorschlagen, dass deine Tochter mal mit unabhängigen darüber spricht, etwa den Großeltern. Besser wären dabei allerdings Onkel/Tante, da die Großeltern natürlich auch ein Stück weit involviert sind.

Alles Liebe :)

marie3455 
Fragesteller
 18.05.2021, 18:10

Danke für deine Meinung.
Bei uns ist es so: Wir haben sie nie darum gebeten, ins Internat zu gehen. Im Gegenteil, wenn sie es will, dann ermöglichen wir es ihr auch, aber es sind dennoch sehr hohe kosten, die wir tragen müssen. Also von uns aus wäre die normale Schule auch kein Problem, ich habe sie ja auch lieber bei mir.

Da sie sich aber in den Kopf gesetzt hat, das sie ins Internat will, wollen wir ihr das ermöglichen, auch, weil wir beide so glücklich dort waren. Das einzige was sie verunsichert, ist das ihre Freunde gerne hätten, das sie mit ihnen zur Schule geht.

Zur Freizeit: In beiden Internaten gab und gibt es ein sehr gutes Freizeitprogramm, es gibt einen Sportplatz, Aufenthaltsräume, Bars und viele weitere Freizeiträume. Am Abend gibt es immer wieder Programme, wie gemeinsames Backen, Ausflüge, Spieleabende usw. Außerdem ist sie jedes Wochenende zuhause, wo wir auch frei haben, und Familienzeit haben können. Sie kann auch Nachmittags unter der Woche mal nach hause fahren, ebenso sind ihre Freundinnen auch oft in der Stadt.

Zur Disziplin: Man lernt schon eine gewisse Disziplin, aber nicht im schlechten Sinn. Während den Studierzeiten haben wir natürlich nicht immer gelernt, wir haben oft mit den Mitbewohnern gequatscht oder andere Sachen gemacht. Wenn wir im Studiersaal waren, und nicht sprechen durften, habe ich viel gelesen und geschrieben oder gezeichnet. Man kommt auch sehr viele Ideen, wenn man kein Smartphone hat und sich nur auf sich selber Konzentriert. Das hat mir so gut gefallen und ich weiß, dass meine Tochter damit auch sehr kreativ werden könnte.

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Ich würde das vom Kind abhängig machen. Nicht jedes Kind hat dort Spaß. Z.B. introvertierte Kinder. Ansonsten finde ich Internat cool.

marie3455 
Fragesteller
 18.05.2021, 17:39

Das weiß ich, ich war auch sehr introvertiert, jedoch hab ich mich dort sehr wohl gefühlt, weil ich auch oft alleine in meinem Zimmer sein konnte, oder alleine in der Stadt war.

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voyage  18.05.2021, 18:31
@marie3455

Meine Tochter konnte eine Probewoche machen. Vielleicht hilft ihr das bei der Entscheidung.

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Will den deinen Tochter da hin? Hast du sie mal gefragt?

Ich wollte damals von mir aus aufs Internat, weil mir der Schulweg zu lang war(Elternhaus-Schule). Allerdings war es ein freies Internat und mehr ein Wohnheim als Internat. Die Einzige Regel war, das wir ab 20 Uhr und ab 18Jahre um 22 Uhr im Haus sein mussten. Ansonsten waren wir frei in der Gestaltung unserer Zeit. Niemand hat uns oder unsere Schulischen Leistungen kontrolliert. Also keine Erzieher nur Aufsichtspersonal.

marie3455 
Fragesteller
 18.05.2021, 17:37

Ja, wie ich schon geschrieben habe, haben wir das natürlich alles mit unserer Tochter beredet. Sie fand unsere Geschichten aus dem Internat immer schon sehr toll und sie denkt, dass sie sicher viel spass dort haben wird, so selbstständig, ohne Eltern. Aber einige ihrer Freunde gehen auf die Schule in unserer Stadt und deshalb ist sie sich unsicher und hat uns gebeten, für sie auszusuchen.

Also das klingt auch sehr gut, wie dein Wohnheim war. Bei mir war es so, dass wir bis zur Volljährigkeit jeden Tag zwei Stunden Ausgang hatten, und drei Stunden Studierzeit. Ab 18 hatte man nur noch eine Stunde Studierzeit und auch einen Abendausgang. Im Internat von meinem Mann war es etwas strenger, sie tendiert aber auch ehr zu diesem

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Wenn du sehr gute Erfahrungen mit diesem Internat gemacht hast und wenn deine Tochter sich überzeugen lässt, dieses Internat zu besuchen, dann macht das guten Gewissens.

Ich war auch in einem katholischen Internat, hatte allerdings keine Freiheiten und keinerlei Privatspäre. Dort war es ziemlich streng und ich musste 4 x die Woche den Gottesdienst besuchen. Wir waren streng durchgetaktet und ständig bewacht. Zu meinen Eltern konnte ich nur in den Ferien, also lebten wir uns auseinander.

Es war keine schöne Zeit, umso mehr freue ich mich über deine positiven Erfahrungen.

Solange sich die Tochter nicht abgeschoben fühlt, finde ich den Gedanken Internat auch interessant. Dabei würde ich schon mit ihr in echt gutem Kontakt bleiben, denn was früher gut war, muss bis heute nicht geblieben sein. Gute Bildung, finde ich, ist für Kinder/Jugendliche unverzichtbar.

Die Wochenenden, wenn sie nach Hause kommt, sollten sehr herzlich gestaltet werden. Es geht eben nichts über eine Familie, in der es liebevoll zugeht.

marie3455 
Fragesteller
 18.05.2021, 17:32

Nein, dass sicher nicht.
Natürlich würden wir noch viel zusammen machen und mein Mann arbeitet auch immer wieder mal in der Stadt, weshalb er sie auch besuchen kann. Sie ist aber sowieso in einem Alter, da will sie lieber mal mit Freunden sein, und nicht mit den Eltern.

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