Kurzgeschichte falsch verstanden?

5 Antworten

Meinst du die Kurzgeschichte von Gabriele Wohmann "Ein netter Kerl"?

Meine Interpretation:

Da geht es doch auch um Kommunikationsprobleme (Watzlawicks Axiome und auch Schulz von Thun), Rücksichtslosigkeit und Mangel an Vertrauen.

Die Tochter hat den Eltern nicht gesagt, dass es sich hier um ihren Verlobten handelt. Als er das Haus verlässt, fängt die Familie an zu lästern und macht sich über sein äußeres Erscheinungsbild lustig.

Erst da klärt Rita die Situation auf und sagt doch, dass sie ihn heiraten werde. Daraufhin versucht sich die Familie zu retten, in dem sie auf die inneren Werte des Mannes eingehen.

Ich denke, dass die Perspektive des Erzählers bewusst so gewählt wurde. So soll der Leser als Außenstehender das Geschehen betrachten und sich eine übersichtliche Meinung bilden: Es kommt auf die inneren Werte an und nicht aufs Äußere.

Wenn aber alles schlüssig ist und du deine Thesen gut erläutert hast, dürften dir keine Punkte abgezogen werden, je nachdem, wie der Lehrer die Interpretation auffasst. Wenn er nach Schema F vorgeht, dann schon eher.

Das hängt, unter Anderem, vom lehrer ab.

Bei einem "Musterlösungslehrer" hättest du, denke ich, schlechte Karten.

Bei einem vernünftigen Lehrer kommt es bei ANalysen vorallem auf vernünftige Argumentation zur Unterstützung seiner These an. Da kann man also auch eine (Kurz-)Geschichte dezent falsch verstehen, aber trotzdem volle Punktzahl bekommen, da man sein Verständnis der Geschichte sinnig und nachvollziehbar(!) erklärt hat.

Da jeder Mensch anders denkt und auch Sachverhalte anders interpretieren kann, solltest du meiner Meinung nach auch für deine Sichtweise der Geschichte Punkte bekommen sofern du es Sinnvoll belegen konntest.

Wenn du deine Sicht der Kurzgeschichte anhand des Textes belegt hast, gibt es keinen Grund, dir Punkte abzuziehen. Denn deine Aufgabe ist es ja, darzustellen, was aus dem Text "herauszulesen" ist. Das hast du getan, wenn auch entgegen der allgemeinen Auffassung des Textes.