"Kunde" als Schimpfwort?

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Althochdeutsch war's kundo ‘Verkünder, Zeuge’, (8. Jh.), ‘Bekannter’ (9. Jh.), danach war mittelhochdeutsch der kunde einer, 'der bekannt ist', auch 'der Einheimische’; dann kam analog zum sauberen Patron und sauberen Burschen auch der Kunde zu einer sehr ironischen Verächtlichung: 'Du bist mir ein sauberer/netter/schöner Kunde

' "Wer hätte es diesem alten Kunden zugetraut. Wie ein junger Gott hat er gesprochen !" (Max Kretzer:"Meister Timpe" Sozialer Roman (1888/2016). S. 195

Und der schlaue, üble, listige, gerissene, freche, gefährliche, windige Kunde wurde wohl aufgrund der alten Kenntnis-Bedeutung als ein "Eingeweihter" zum Gauner- und Landstreicher-Kollegen und von da wieder zum Spitzbuben in der Umgangssprache. Oft ist er's heute allerdings nicht mehr, als 'Bursche' oder 'Kerl' lebt der Kunde aber noch.

Ich habe mir die Frage grad ähnlich gestellt, weil ich mich zufällig mit Rotwelsch (https://de.wikipedia.org/wiki/Rotwelsch) beschäftige und kenne den Ausdruck noch aus meiner Kindheit in Chemnitz "Du bist mir vielleicht 'n Kunde!".
Ich glaube, es meint nicht Idiot, sondern ausgebufft. Einen, der sich auskennt und vor dem man sich u.U. in Acht nehmen sollte.
Siehe auch, Puchner der Autor ab min 11 ca: https://www.youtube.com/watch?v=eoFRjp77PVY&ab_channel=amerikahaus

Woher ich das weiß:Recherche