Kulturelle Aneignung, wenn ich mir ein Koi Tattoo stechen lasse?
Hello :)
Meine Frage richtet sich vor allem an Menschen asiatischer Herkunft, da mir vor allem eure Meinung zu diesem Thema wichtig ist bzw. es um eure Meinung und eurer Befinden bezüglich dieses Themas geht.
Ich überlege schon sehr lange mir ein Koi Tattoo am Rücken stechen zu lassen.
Allerdings, habe ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken gemacht, ob dies nicht respektlos gegenüber der japanischen Kultur etc. wäre.
Ich persönlich habe keinen Bezug zu der Kultur und somit eigentlich nichts damit zu tun.
Ich hatte mich näher über die Bedeutung etc. des Tattoos informiert, welche mich sehr beeindruckt hat.
Doch dann hatte ich mir, wie vorher erwähnt, Gedanken gemacht, ob es sich dabei um kulturelle Aneignung handelt, wenn ich mir dieses Tattoo, als weisser Mensch stechen lasse.
Denn ich habe herausgefunden, dass der Koi und die Geschichte dieses Tiers eine große Bedeutung in der japanischen Kultur und Geschichte haben.
Ich möchte in keinem Fall irgendwen mit diesem Tattoo verletzten, diskriminieren, oder einem Land ein Stück seiner Kultur wegnehmen.
Ich habe dann viel im Internet recherchiert und viele Artikel zu diesem Thema gefunden, welche besagten, dass es sich um kulturelle Aneignung handelt, wenn ich mir jetzt dieses Tattoo stechen lassen würde.
Danach war eigentlich klar für mich, dass ich mir das nicht mehr stechen lassen werde.
Allerdings, würde ich gerne eure Meinung zu diesem Thema hören. Ich würde mich sehr über Antworten freuen :))
Liebe Grüße!
5 Antworten
Ich bin zwar kein Asiate, aber als Mensch mit teilweise polynesischen Wurzeln bin ich vielleicht gar nicht ganz ungeeignet mich zum Thema "kulturelle Aneignung" durch Tattoos zu äußern.
Ich finde alles in Ordnung, wobei man kulturelle Eigenschaften, die jemandem wichtig sind nicht ins lächerliche zieht. Wenn zB. jeder zweite, der mit einem Tahitianischen oder Samoanischen Tattoo herumläuft, dieses als Maori Tattoo bezeichnet und wirklich keine Ahnung von der Symbolik hinter diesen Tattoos hat, finde ich muss das nicht unbedingt sein. Ein ähnliches Prinzip ist es wenn deutsche Karate-Lehrer sich mit Sensei ansprechen lassen oder Rastamen komplett auf das Kiffen reduziert werden. Es geht also darum, jemandem mit Respekt zu begegnen auch wenn er aus einem Kulturkreis stammt der uns fremd erscheint.
Was man sich aber immer vor Augen führen sollte:
1.Die Welt vernetzt sich immer stärker und Kultur wird im gegenwärtigen Augenblick geschaffen. In der gesamten Menschheitsgeschichte haben sich Traditionen anderer Menschen auf eine Kultur übertragen, wenn diese genug Kontakt miteinander hatten.
2.Eine Erbschuld dahingehend gibt es nicht. Jeder Mensch ist für sein Verhalten verantwortlich und sollte sich nicht auf die Differenzen seiner Vorfahren berufen.
Solange man den Respekt vor anderen Menschen bewahrt, hat sich keiner darüber zu beklagen was du mit deinem Körper machst. Eine Kultur wegnehmen kann man nicht, man kann höchstens durch diese Kultur assimiliert werden und ein Teil davon werden. Oder eben einzelne Elemente übernehmen.
>> Allerdings, habe ich mir in den letzten Wochen sehr viele Gedanken gemacht, ob dies nicht respektlos gegenüber der japanischen Kultur etc. wäre.
Naja, wenn du so auf Kultur bedacht bis, solltest du auch bedenken das Tätowierungen generell in Japan nicht gerne gesehen sind. Das ist das Land mit der heftigsten Repression gegenüber dieser Kunstform. Man kommt mit Tattoos nicht in Schwimmbäder / Saunas. Tattoos werden nicht im Fernsehn gezeigt, und auf der Straße machen die Leute ein Riesen Bogen um dich. Um in Japan überhaupt den Beruf des Tätowierers ausüben zu dürfen braucht man ein Doktor Titel.
Man hat Tätowierungen in Japan in der Vergangenheit dazu benutzt um Sträflinge zu markieren. Diese wurden mit der Zeit schlau, und haben die Markierungen mit kompletten Bodysuits (Irezumi) überdeckt. Die Bodysuits waren das Markenzeichen der Japanischen Mafia... die Yakuza.
Das Mindset (Tattoos = böse) steckt bis heute tief in den Köpfen fest.
Um auf dein eigentliches Problem zu kommen.
Ich würde da nicht so viel hinein interpretieren.
Es geht schliesslich um Kunst (und Kunst darf alles ;-)
Wenn dir die Kunst gefällt, was spricht dagegen?
Ein paar Gefühle die du möglicherweise (oder möglicherweise auch nicht) verletzt?
Japaner und Asiaten wollen so wie wir Weisse aussehen und das finden auch alle in Ordnung, da ist ein Koi Tattoo gar kein Problem.
Hi,
meine Meinung: ein Tattoo sollte schon vernünftig ausgewählt werden da es eig. für immer bleiben soll. Das ist nicht wie eine Kugel Eis...
Allerdings regt mich diese Tattoo-Polizei auf mit ihrem Stetigen: das Bild musst du fühlen, das muss dir passiert sein, das darf nur dein Leben betreffen... Wie oben schon geschrieben ev. denkst du zu viel nach. Ich zB. habe einen Leuchtturm, Kompass und viele Meerestiere auf dem Arm. Wohne aber weder am Meer, bin nicht zur See gefahren und auch sost nix in der Richtung... ich finde es einfach hübsch :-)
Meine Meinung dazu? Du machst dir zu viele Gedanken!
Deutschland und das restliche (westliche) Europa haben keine Tattoo-Kultur. Also dürftest du dir theoretisch gar nichts stechen lassen...
Ötzi würde dir widersprechen.
Mumie aus den Alpen, 5250 Jahre alt, tätowiert.
Archäologische Funde zeigen das Tätowierungen immer und überall auf der ganzen Welt präsent waren, und immer noch sind. Daran gibt es kein Zweifel mehr in der Wissenschaft.
Die Kreuzritter / Christen früher haben sich Ihre glaubenszugehörigkeit tätowiert um sich im Falle des Todes die richtige Bestattung zu sichern.
Sissy, die Kaiserin aus Österreich, tätowiert.
Hitler, hat die Juden tätowiert... wurde dann von Churchill und Stalin besiegt, waren beide ebenfalls tätowiert. In der Nachkriegszeit ist der Trend mit den Tattoos in Europa deutlich zurückgegangen bis zur Jahrtausendwende. Die Menschen hatten andere Probleme.
Aber aktuell schlägt das Pendel mit voller Wucht in die andere Richtung.
Die Studios sind auf Monate und Jahre im Vorraus ausgebucht.