Kopftuch im Christentum ( evangelischen)?

mimisophia  18.08.2023, 15:10

Wie kommst du zu so einer Frage? Du hast noch nie eine evangelische Christin in der Kirche gesehen oder?

12 Antworten

Das Kopftuch wird im heutigen Christentum vor allem von Frauen in orthodoxen Kirchen, der Brüderbewegung und in einigen mennonitischen bzw. täuferischen Gemeinschaften, wie etwa den Hutterern, getragen.

Für gewöhnlich nicht bei Mitgliedern evangelischer Landeskirchen.

Manche tragen das Kopftuch immer, manche nur in bestimmten Situation wie etwa beim Gebet oder dem Besuch einer Kirche.

Das wird biblisch begründet mit 1.Korinther 11,5

5 Jede Frau aber, die betet oder prophetisch redet und dabei ihr Haupt nicht verhüllt, entehrt ihr Haupt.

https://www.bibleserver.com/EU/1.Korinther11%2C5

In vielen anderen Denominationen ist das Kopftuch unüblich und auch nicht vorgeschrieben.

Bei Katholiken ist das Kopftuch nicht verpflichtend. Die römisch-katholische Kirche, so konservativ sie auch sein mag, erlaubte barhäuptige Frauen durch das Zweite Vatikanische Konzil von 1962-1965.

Das katholischen Kirchenrecht von 1917 -can. 1262 § 2, 2. Hs. CIC/1917 - von 1917 besagt, dass Frauen in der Kirche sittsam gekleidet und ihr Haupt bedeckt haben sollen, besonders bei Empfang der heiligen Kommunion .
Dort heißt es: „Wenn sie den heiligen Handlungen, vor allem der hl. Messe, sei es in der Kirche oder draußen beiwohnen, sollen die Männer unbedeckt sein, sofern durch die Umstände nicht das Gegenteil verlangt wird, oder der Brauch nicht verlangt, dass sie bedeckt bleiben; was aber die Frauen betrifft, so sollen sie den Kopf bedeckt haben und schamhaft bekleidet sein, vor allem wenn sie sich der Kommunionbank nähern.“ (CIC 1262, § 2)

https://gloria.tv/post/doQAg3AewzFb1ggqnqkjASvtV

Leony12 
Fragesteller
 22.02.2023, 13:44

Also heißt das konkret dass das kopftuch früher in der Kirche getragen wurde es heute aber keine Pflicht mehr ist?

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Mayahuel  22.02.2023, 13:48
@Leony12
keine Pflicht mehr ist?

Weder in der katholischen Kirche noch in evangelischen Landeskirchen. Wer will, darf. Muss aber nicht.

Bei manch anderen Christen bedeckt sich die Frau das Haupt nur während des Gebets oder nur in der Kirche.

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Im Korintherbrief findet sich die einzige Stelle im Neuen Testament dazu: 1.Korinther 11,5-6 | Bibleserver

In der MacArthur-Studienbibel findet sich zu 1. Korinther 11,5-6:

"Frau ... betet oder weissagt. Paulus erteilt klare Anweisungen, dass Frauen bei den Zusammenkünften der Gemeinde nicht leiten oder reden dürfen (vgl. 14,34; 1Tim 2,12), aber sie dürfen vor Ungläubigen beten oder ihnen das Evangelium erklären oder auch Kinder und andere Frauen belehren (vgl. 1Tim 5,16; Tit 2,3.4). Wenn Frauen öffentlich beten oder das Wort Gottes verkünden, müssen sie sich dabei in angemessener Weise vom Mann unterscheiden. unbedecktem Haupt.

In der Kultur Korinths symbolisierte die Kopfbedeckung einer Frau, die öffentlich diente oder anbetete, ihre Unterordnung gegenüber ihrem Ehemann. Der Apostel legt hier kein absolutes Gesetz für Frauen fest, dass sie in allen Gemeinden zu allen Zeiten Kopftücher oder Schleier tragen sollten, sondern erklärt, dass die Symbole der von Gott verordneten Geschlechterrollen erkennbar respektiert werden sollen. Wie beim Götzenopferfleisch (Kap. 8; 9) birgt es an sich nichts Geistliches in sich, ob man eine Kopfbedeckung trägt oder nicht. Aber es war falsch, Rebellion gegen Gottes Ordnung auszudrücken.

schändet ihr Haupt. »Haupt« kann sich auf die Frau selbst beziehen, da es eine Schande für sie ist, wenn sie die anerkannten Symbole der Unterordnung ablehnt, oder es bezieht sich auf ihren Ehemann, auf den sie durch ihr Verhalten Schande bringt.

11,6 schändlich ... das Haar abschneiden ... zu lassen. Damals schnitten sich höchstens Prostituierte oder Feministinnen die Haare ab. Wenn eine Christin die Kopfbedeckung verweigerte, die in jener Kultur ihre Unterordnung ausdrückte, könnte sie sich genauso gut den Kopf kahlscheren lassen - die Schande wäre dieselbe."

Im Walvoord-Bibelkommentar steht zu 1. Korinther 11,5-6:

"Wenn es auch nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden kann, deuten doch viele Belege darauf hin, dass sowohl in der jüdischen (Mishnah, Ketuboth 7. 6; babylonischer Talmud, Ketuboth 72 a - b) als auch in der gräco-romanischen Kultur des 1. Jahrhunderts (Plutarch, Moralia 3.232 c; 4. 267 b; Apuleius, Der goldene Esel 11. 10) die Frau in der Öffentlichkeit ihr Haupt bedeckt tragen mußte. Die Art und Weise, wie diese Forderung erfüllt wurde (Ovid, Liebeskunst 3:135-65), war zwar sehr unterschiedlich, doch gewöhnlich scheint ein Teil des Übergewands wie eine Kapuze über den Kopf gezogen worden zu sein.

Es hat den Anschein, dass die korinthische Parole "alles ist erlaubt" auch in den Gemeinde Versammlungen dominierte. Offensichtlich hatten sich auch die Korintherinnen dieses Prinzip zu eigen gemacht und die sie als Frauen kennzeichnenden Kopfbedeckungen abgelegt. Wichtiger ist jedoch, daß sie offenbar auch gegen ihre untergeordnete Stellung innerhalb der Gemeinde (und vielleicht auch in der Gesellschaft) und damit gegen jedes kulturelle Symbol (z. B. die Kopfbedeckung), in dem sich diese Unterordnung äußerte, aufbegehrten. Nach Paulus ist die Ablegung der Kopfbedeckung jedoch nicht etwa ein Ausdruck der Befreiung, sondern eine Herabwürdigung ihrer selbst. Ebensogut könnten sie sich die Haare scheren - damals ein Zeichen der Schande (Aristophanes, Thesmophoriazysae 837) -, denn mit ihrem unbedeckten Kopf entehren sie sich selbst und ihr geistliches Oberhaupt, den Mann."

Es ist noch nicht ewig lange her, dass in unserer Kultur generell die Auffassung bestand, dass der Kopf bedeckt sein soll. Das nicht aus speziell kirchlichen Gründen. Sondern genauso wie du vermutlich auch für richtig hältst, dass mal den Rest des Körpers bedecken und nicht etwa nackt auf die Strasse gehen sollte.

Du wirst bis in die 1960er Jahre hinein Bilder vom öffentlichen Raum mit überwiegend kopfbedeckten Personen beiderlei Geschlechts finden. Schau dir z.B. die Serie "Babylon Berlin" aus dem Jahr 1929 an und du siehst jeden mit irgendeinem Hut oder einer Mütze.

Die zuerst davon wegkamen, waren übrigens nicht die Männer, sondern eher die Frauen! Vielleicht weil sie allgemein mehr aus Mode machen und damit verändern, experimientieren usw.

Und wenn so eine Benimmregel schon auf der neutralen Strasse gilt, dann erst recht an einem so wichtigen Ort wie in einer Kirche. In die wäre selbst der bedeckt gegangen, der den Nachmittag am FKK-Strand verbracht hätte.

Du kannst als Frau deinen Kopf beim Beten bedecken, aber du brauchst es nicht, weil das (lange) Haar der Frau als Kopfbedeckung vollkommen genügt:

Dagegen ist es für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar trägt; denn das lange Haar ist ihr anstelle eines Schleiers gegeben. 1. Korinther 11:15

Lg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bibelstudium, pers. Beziehung mit Gott, freievang. Gemeinde
"muss" man im Evangelisch ein kopftuch tragen beim Beten.

Nein.

Sowas verlangen nur noch die wenigsten Kirchen.

das man das bei denn katholiken tatsächlich " muss"

Nein, muss man nicht.