Konnten in der griechischen Mythologie die Götter sterben oder nicht?

3 Antworten

Einzig Pan ist gestorben.

In der antiken griechischen Mythologie sind die Gottheiten unsterblich.

Ein Glaube an die Gottheiten kann abnehmen und erloschen sein und damit sind in einem übertragenen Sinn die Gottheiten gewissermaßen tot, aber dies ist kein Sachverhalt innerhalb der Auffassung, die der griechischen Mythologie zugrundeliegt.

Die Götter (griechisch: θεοὶ) gelten in der antiken griechischen Mythologie als Unsterbliche (griechisch: ἀθάνατοι).

Beipielsweise redet Homer, Odyssee ξ - 14. Gesang, 53 – 54 Odysseus zu Eumaios über unsterbliche Götter.

Ζεύς τοι δοίη, ξεῖνε, καὶ ἀθάνατοι θεοὶ ἄλλοι,

ὅττι μάλιστ' ἐθέλεις, ὅτι με πρόφρων ὑπέδεξο.

Homer, Odyssee : griechisch-deutsch ; mit Urtext, Anhang und Registern. Übertragen von Anton Weiher. Einführung von Alfred Heubeck. 14. Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 373:

„Gastfreund, gebe dir Zeus und die anderen unsterblichen Götter

Was du vor allem wünschest; du hast mich ja gütig empfangen.“

Hesiod, Theogonia (Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 105 – 113 wird das Rühmen der unsterblichen Gottheiten als Ziel verkündet.

κλείετε δ' ἀθανάτων ἱερὸν γένος αἰὲν ἐόντων,

οἳ Γῆς ἐξεγένοντο καὶ Οὐρανοῦ ἀστερόεντος,

Νυκτός τε δνοφερῆς, οὕς θ' ἁλμυρὸς ἔτρεφε Πόντος.

εἴπατε δ' ὡς τὰ πρῶτα θεοὶ καὶ γαῖα γένοντο

καὶ ποταμοὶ καὶ πόντος ἀπείριτος οἴδματι θυίων

ἄστρά τε λαμπετόωντα καὶ οὐρανὸς εὐρὺς ὕπερθεν·

οἵ τ' ἐκ τῶν ἐγένοντο θεοὶ, δωτῆρες ἐάων

ὥς τ' ἄφενος δάσσαντο καὶ ὡς τιμὰς διέλοντο,

ἠδὲ καὶ ὡς τὰ πρῶτα πολύπτυχον ἔσχον Ὄλυμπον.

Hesiod, Theogonie : Werke und Tage ; griechisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Albert von Schirnding. Mit einer Einführung und einem Register von Ernst Günther Schmidt. 5., überarbeitete Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 2012 (Sammlung Tusculum), S. 15:

„Rühmt der Unsterblichen heiligen Ursprung zu ewigem Dasein,

sie, die der Erde entsprangen und droben dem Himmel voll Sterne.

Kinder der düsteren Nacht und sie, die die Salzflut ernährte.

Sagt, wie am Anfang die Götter entstanden und Gaia geworden,

Flüsse auch und das Meer, das unendliche, wogengeschwellte,

leuchtende Sterne dann und weithin Uranos Höhe,

welche Götter ihnen entsproßten, die Geber des Guten.

Wie sie den Reichtum unter sich teilten, die Ehren vergaben,

wie sie am Anfang den schluchtenreichen Uranos bezogen.“

Eros wird von Hesiod, Theogonia (Θεογονία; Theogonie; lateinischer Titel: Theogonia) 120

als schönster unter den unsterblichen Göttern (κάλλιστος ἐν ἀθανάτοισι θεοῖσι) bezeichnet.

Hesiod, Erga kai hemerai (griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies]´) 289 – 290 heißt es:

τῆς δ᾽ ἀρετῆς ἱδρῶτα θεοὶ προπάροιθεν ἔθηκαν

ἀθάνατοι

Hesiod, Theogonie : Werke und Tage ; griechisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Albert von Schirnding. Mit einer Einführung und einem Register von Ernst Günther Schmidt. 5., überarbeitete Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 2012 (Sammlung Tusculum), S. 105:

„Doch vor das Gutsein haben den Schweiß die unsterblichen Götter dir gesetzt“

Die Unsterblichkeit der Gottheiten erscheint mit dem Genießen von Nektar und Ambrosia verbunden.

Unsterblicheit kann nach Erzählungen der griechischen Mythologie auch Menschen verliehen werden. Eos, die Göttin der Morgenröte, hat für ihren menschlichen Geliebten Tithonos Unsterblichkeit von Zeus erbeten, was er gewährte, allerdings hattte sie vergessen, zugleich für ihn um ewige Jugend  zu bitten.

Die Nymphe und Göttin Kalypso bietet Homer, Odysse ε - 5. Gesang, 203 – 213 Odysseus Unsterblichkeit an, wenn er bei ihr bleibt. Dieser lehnt aber ab.

Der Mensch und Halbgott Herakles ist nach der griechischen Mythologie durch Verbrennen auf einem Scheiterhaufen gestorben, aber er wurde nach seinem Tod zu den Göttern in den Olymp erhoben und erlangte Unsterblicheit.

Eine Besonderheit gibt es bei dem Gott Dioynsos. Nach einigen, vor allem orphischen Erzählungen ist Zagreus, Sohn des Gottes Zeus und der Göttin Persephone, von Titanen zerissen worden und dann ist es zu einer Wiedergeburt oder zu einer Wiederbelebung als Dionysos gekommen.

Zu dem Gott Pan gibt es eine seltsame Erzählung bei Plutarch, Peri ton ekleloipoton chresterion (griechisch: Περὶ τῶν ἐκλελοιπότων χρηστηρίων; Über die erloschenen Orakel/ Vom Verschwinden der Orakel; lateinischer Titel: De defectu oraculorum) 17 (Ethika [griechisch: Ἠθικά; Schriften über Ethik/Ethische Schriften; lateinischer Titel: Moralia] 419 b – e): Auf einer Schiffsreise sei eine Stimme von der Paxosinsel gehört worden und der ägyptische Steuermann Thamous habe beim dritten Ruf geantwortet. Daraufhin habe die Stimme dazu aufgerufen, bei Palodes zu verkünden: der große Pan ist gestorben/tot (ὁ μέγας Πὰν τέθνηκεν). Nach dem verkündenden Ruf habe sich von vielen Stimmen ein lautes Wehklagen, vermischt mit Ausdrücken der Verwunderung, erhoben. Kaiser Tiberius habe eine Untersuchung über diesen Pan anstellenlassen und Philologen hätten vermutet, es gehe um den Sohn des Hermes und der Penelope.

Es handelt sich aber nur um eine (möglicherweise auf einer falschen Deutung bzw. Verküpfung beruhende) Erzählung, nicht um eine Darstellung der Mythologie und nicht um eine allgemeine mythologische Auffassung.

Vom Kentauren (kein Gott, sondern ein Mischwesen aus Mensch und Pferd) Chiron/Cheiron (griechisch: Χίρων/Χείρων) wird in einer Darstellung erzählt, er habe durch einen vergifteten Pfeil eine unheilbare Wunde erlitten und gewünscht zu sterben, aber vergeblich, weil er unsterblich war. Erst als Prometheus als Ersatzmann die Unsterblichkeit übernahm, sei Chiron/Cheiron gestorben (Apollodor(os), Bibliotheke 2, 85 und 2, 119). Diese Fassung steht im Widerspruch zu der üblichen Auffassung, nach der Prometheus ein Gott und von Anfang an unsterblich ist.

Ja können sie. Wenn die Menschheit nicht mehr an die Götter glauben, sterben sie, so steht es jedenfalls in einem Buch. Rein physisch können sie aber nicht sterben