Konjunktiv I Benutzen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

„Würde“ ist der Konjunktiv II von „werden“. Allerdings klingt der Konjunktiv im Deutschen immer etwas gestelzt. Im Alltag wird er daher oft mit „würde+Infinitiv“ umschrieben: läse⇒würde lesen, schliefe⇒würde schlafen. Das klappt natürlich auch mit dem Verb „werden“: würde⇒würde werden.

Der Konjunktiv „würde“ allein (ohne „werden“) ist aber eindeutig die gehobenere Ausdrucksweise.


NetterGau 
Fragesteller
 08.06.2023, 22:01

Ah, okay, danke dir! Ich habe noch eine Frage

"Der Vater hat es gestern der Nachbarin gegeben"

Warum steht "es" vor der Zeit, nicht hinter der Zeit?

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ralphdieter  08.06.2023, 22:19
@NetterGau

Die übliche Wortstellung in der Satzklammer ist

  1. bekannte Objekte: Dativ – Akkusativ (bereits erwähnt)
  2. adverviale Bestimmungen: Zeit – Grund – Art und Weise – Ort („TeKaMoLo“)
  3. unbekannte Objekte: Dativ – Akkusativ (relevante Information)
  4. Präpositionalobjekt

Speziell „es“ ist so informationslos, dass es praktisch nur als Erstes stehen kann (und sogar die Dativ-Akkusativ-Reihenfolge ignoriert).

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NetterGau 
Fragesteller
 09.06.2023, 07:34
@ralphdieter

Danke, das macht Sinn.

Könnten Sie vllt. Auch mal ein Beispiel mit Präpositionalobjekt geben?

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ralphdieter  12.06.2023, 21:31
@NetterGau

Ein Präpositionalobjekt sieht auf den ersten Blick wie eine adverbiale Bestimmung aus, aber es hat eine übertragene Bedeutung, und die Präposition gehört fest zum Verb:

  • denken an+Akk.
  • hoffen auf+Akk.
  • träumen von+Dat.
  • warten auf+Akk.

Ein Beispielsatz:

  • Die Ukrainer hoffen jeden Tag sehnlicher auf Frieden.

Das Präpositionalobjekt bleibt auch dann ganz hinten, wenn es bekannt ist:

  • Die Politiker reden von Frieden, und die Ukrainer hoffen jeden Tag sehnlicher darauf.

Ich höre zwar öfter Sätze mit vorgezogenem (bekanntem) Präpositionalobjekt („sie hoffen darauf jeden Tag“), aber ich denke, dass das zumindest schlechter Stil ist. Auf Platz 1 („Darauf hoffen sie jeden Tag“) ist es aber wieder in Ordnung.

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Indikativ -> Konjunktiv 2

  • Präsens: es wird - > es würde
  • Futur: es wird ... werden -> es würde ... werden
  • Vergangenheit: es wurde / es ist ... geworden / es war ... geworden -> es wäre ... geworden

Es geht um eine Vermutung/Hypothese, und du hast hier folgende Möglichkeiten:

  1. Es würde eher ein politischer als ein militärischer Sieg.
  2. Es würde eher ein politischer als ein militärischer Sieg werden.
  3. Es dürfte eher ein politischer als ein militärischer Sieg werden.
  4. Es wird wohl eher ein politischer als ein militärischer Sieg werden.

Du weißt ja sicher, dass wir im Deutschen gern das Präsens nehmen, um über die Zukunft zu sprechen, zumindest dann, wenn es durch den Kontext oder vom Vorwissen her klar ist, dass es um eine Situation oder Handlung in der Zukunft geht. Du kannst also deine Hypothese wie in Satz 1 ausdrücken.

Du kannst deine Hypothese aber auch ins Futur setzen, vor allem, wenn du denkst, dass bis zu einem Ende dieses Krieges noch viel Zeit vergehen wird. Dann nimmst du Satz 2.

Du kannst auch "dürfte + Infinitiv" benutzen, s. Satz 3.

Die Indikativ-Form des Futurs wird auch sehr gern benutzt, um Vermutungen auszudrücken. Diese Vermutungen können sich auf jede Zeit beziehen, z. B.:

  • Was macht Hans morgen? Er wird morgen wohl nach Hamburg fahren. = Ich glaube, dass er morgen nach Hamburg fährt.
  • Was macht er jetzt? Er wird jetzt (wohl) zu Haus sein. = Ich vermute, dass er jetzt zu Haus ist.
  • Was hat er gestern gemacht? Er wird gestern (wohl) ins Kino gegangen sein. = Ich nehme an, dass er gestern ins Kino gegangen ist.

Nun wieder zu deinem Satz: Auch den kannst du mit dem hypothetischen Futur im Indikativ ausdrücken, wenn du "wohl" hinzufügst, s. Satz 4. Ohne "wohl" weiß man nicht, dass es nur eine Hypothese ist. Wenn du diese Futur-Form aber für die Gegenwart oder Vergangenheit benutzt, ist auch ohne "wohl" klar, dass es nur eine Hypothese ist.

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Unterschiede bei den 4 Sätzen

Bei Satz 1 - 3 (im Konjunktiv 2) steht nach wie vor die Bedingung im Raum: "Falls es überhaupt zu einem Sieg der Ukraine kommt."

Bei Satz 4 dagegen (im Indikativ) gehst du stark von einem Sieg der Ukraine aus. Deine Vermutung bezieht sich nur auf die Art des Sieges.