Können Bayern Hochdeutsch?

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Ja, die meisten Bayern können hochdeutsch nicht nur schreiben, sondern auch sprechen. Gerade junge Leute, die noch zur Schule gehen, sollten dies zumindest können.

Bayern ist groß, es könnte also sein, dass du seinen Dialekt noch etwas hörst, ihr werdet euch aber (sprachlich) trotzdem verstehen.

Die Frage ist zwar inzwischen hoffentlich obsolet aber ich möchte dennoch ein paar Anmerkungen dazu machen. Die Beherrschung der Standard deutschen Sprache ist natürlich überall eine Frage des Bildungsgrades, so auch in Bayern und ebenso in Österreich und der Schweiz. In der Schweiz ergibt sich die Besonderheit dass die gesprochene Sprache in der Regel der jeweilige Ortsdialekt ist, und Hochdeutsch außer in Schule und Rundfunk und dort auch nur teilweise benutzt wird. In Österreich habe ich schon Vorträge gehört die stark tirolerisch geprägt waren allerdings nimmt das in den letzten 10 Jahren dort nach meiner Wahrnehmung ziemlich ab und in Wien spielte immer schon das Wiener Hochdeutsch eine starke Rolle, so dass etliche Wiener von sich behaupten keinen Dialekt zu sprechen was dann vielleicht auch nicht ganz stimmt. Ein norddeutscher würde das auf jeden Fall für stark dialektal geprägt halten. In Bayern ist es ähnlich, in der Nachkriegszeit war bayrisch verpönt, von rechts wollte man eine einheitliche deutsche Sprache schaffen und von links fürchtete man dass der Dialekt ein Makel sei und mit einem restringierten Code einhergehe der den Dialekt Sprecher letztlich auch kognitiv benachteilige und auf jeden Fall sozial diskriminiere. Es gab dann aber eine politische und kulturelle Gegenbewegung ab den 70er Jahren speziell auch durch die aus Österreich herüberschwappende Dialektwelle in der Musik und die Folkwelle die dazu führte dass auch junge Leute sich wieder mit volksmusik beschäftigten und sich hier einmal mit traditioneller volksmusik beschäftigten und zum anderen versuchten die volksmusik zu modernisieren und beides macht natürlich nur Sinn wenn man gleichzeitig den Dialekt erhält. Mittlerweile gibt es sogar ein bayerisches darkwave Projekt, diaf d.h. tief. Ein Freund von mir kam aus dem münsterland nach München und sollte dann benotete bairische Dialekt Diktate schreiben, das war wohl so um 1980. Das ging natürlich nicht da wurde sein Vater vorstellig und drohte mit Konsequenzen. Damals wurde aber dann bayrisch durchaus wieder im Unterricht eingesetzt etwa bei mir im Lateinunterricht. Bayern hat dann natürlich auch immer den Wert der Heimat in der Schule betont und zur Heimat gehört natürlich auch der Dialekt und auch in den letzten Jahren ist die Bedeutung des Dialekts wiederholt unterstrichen worden. Allerdings befindet sich der bayerische Dialekt Objektiv auf dem Rückzug und gleiches gilt auch für Österreich. Wenn man sich heutige Jugendliche etwa im Fernsehen anhört sprechen viele ein fast lupenreines Hochdeutsch, jedenfalls beherrschen sie dieses und würden so natürlich auch mit einem Fremden sprechen. Bei mir kommt das immer darauf an wie man mich anspricht, spricht man mich Hochdeutsch an spreche ich ein Hochdeutsch mit einer leichten Färbung die allerdings einem Hannoveraner sofort auffällt. Spricht mich mit einem bayerischen oder auch schwäbischen Dialekt an werde ich sofort auf Dialekt schalten auch wenn ich bedingt durch Entscheidungen meiner Eltern und das bildungssystem einen beschränkten wortschatz und wohl auch keine ganz vollständige Grammatik beherrsche und somit dann teilweise auf hochdeutsche Begriffe und Konstruktionen ausweichen muss. Und das verstärkt sich eben immer mehr bei der heutigen Jugend. Es liegt also häufig eine Einsprachigkeit mit Standard Deutsch vor und gerade auf dem Land eine Zweisprachigkeit wobei wie bei anderen Dialekten und Minderheiten Sprachen ein gewisser aber wohl stetiger Verlust zu verzeichnen ist. Im Raum München spricht man gar von Isar Preußen was auf die starke Migration aber auch auf die einsprachige Erziehung der Kinder zurückzuführen ist. Also ja mit Bayern kann man sich schon verständlich machen und im Regelfall sprechen speziell junge Leute ein sehr brauchbares Hochdeutsch, es mangelt eher an der Beherrschung des Dialekts und das macht an der Grenze nach Österreich nicht halt. Ich möchte allerdings anmerken dass es in der Tat noch in einigen Regionen Probleme geben kann, etwa im Bayerischen Wald, wenn man mit ganz alten Leuten mit Volksschulabschluss spricht die nie die Notwendigkeit hatten mit Fremden auf Hochdeutsch zu kommunizieren, wie das im Tourismus natürlich bald nach dem Kriege üblich war. So vor einigen Jahrzehnten konnte die Frage nach dem Weg ziemlich unverständlich beantwortet werden, wobei das selbst andere Bayern passen mussten.

Ja wir können Hochdeutsch... teilweise sogar um einiges besser als andere Bundesländer

Besonders junge Bayern können Hochdeutsch sowohl schreiben als auch sprechen (wenn sie wollen);
je nach Region unterscheidet sich das bei der älteren Generation.
;)

Wenn er es schreiben kann, kann er es auch sprechen. Eine andere Frage ist aber, ob er es auch sprechen will.