Klientenzentrierter Ansatz nach Carl Rogers - Referat!
Nächste Woche muss ich in Erziehungswissenschaften ein Referat über den klientenzentrierten Ansatz nach Carl Rogers halten. Ich habe mir schon viel zu dem Thema durchgelesen, finde es aber sehr schwer zu verstehen.
Wie läuft dieser Ansatz ab? Man setzt sich einfach in einen Raum und redet? Der Therapeut wendet dann die wichtigen Merkmale an z.B Wertschätzung. Empathie und Echtheit?
Irgendwie fühle ich mich mit dem Referat ein wenig überfordert, werde versuchen es dennoch hinzubekommen.
Hat jemand Tipps oder kennt sich aus?
4 Antworten
Ja, ich hab einen Tipp: studiere zuerst die klassischen Therapie-Schulen, also vor allem Psycho-Analyse und Verhaltenstherapie. Ohne deren Untergruppen jetzt zu diversifizieren.
Ohne diese Vorgänger zu kennen und zu bewerten, ist kein Verständnis möglich!
Das Wichtigste sind nicht Verhaltensweisen, sondern eine Grundeinstellung. Die Gesprächstherapie ist dezidiert als Kritik und Anti-Thesen zu den hergebrachten Schulen zu verstehen.
Rogers kritisiert an denen eine Ausrichtung, nach der
- ein absoluter Gegensatz zwischen "gesundem" Therapeut und "krankem Patienten",
- ein Gegensatz zwischen überlegenem Profi und dummem Laien,
- Emotionslos-wissenschaftlichem und Emotionskrankem,
- Führer und Geführtem,
- und damit ein autoritäres Verhältnis vorliegt.
Rogers wollte diese überhebliche Einstellung der Gefühlsexperten wohl wieder auf den Boden zurück holen, indem er eher auf das Verhältnis zweier Freunde abstellt, deren einer dem anderen zuhört ohne dass ein überlegener Heiler (Therapeut) dabei einen Kranken analysieren und heilen müsste.
Der Nutzen baut darauf auf, dass derjenige, der redet, sich selbst dadurch hilft, indem er sich frei machen kann. Es braucht keinen von aussen wikenden überlegenen "Heiler".
Wenn Du Gesprächstherapie nun mit einem eigenen Vokabular grundständig von sich aus und losgelöst von den Vorgängern beschreiben wolltest, würdest Du sie m.E. verfälschen, weil Du sie in Richtung einer eigenen dritten Schule entwickeln würdest, was sie ja gerade nicht sein sollte.
Der Vorteil an dieser "Schule" ist, dass sie damit relativ erreichbar für viele ist, die sich nicht ein gewaltiges Vokabular in einer fünfjährigen Psychotherapie-Schulung aneignen wollen.
Der Nachteil ist umgekehrt, dass wegen des geringen Theorie-Anspruches an (angeblicher) Wissenschaftlichkeit dieser Ansatz daher nicht von den Krankenkassen für die offizielle Therapie zugelassen ist. Du wirst daher keinen Psychotherapeuten finden, der sich dieser Schule zuordnet.
PS: diese Beschreibung enthält kein offizielles Vokabular. Du kannst das so nicht als Referat verwursten. Es ist mein Verständnis der Sache. Ok?
Man freut sich doch immer, wenn man beim eigenen Lernen schon gleich jemand anders helfen kann. Lehren ist sehr wirksam, um eigenen Lernerfolg zu überprüfen. Also ebenfalls Danke!
Der Kern (auch) an Rogers Ansatz ist, sich dem Kleinten zwar voll und interessiert zuzuwenden, aber nicht in irgendeine Richtung zu lenken (manipulieren), oder gar zu bewerten. Die Grundregeln für den Klienten sind simpel: er darf reden, worüber er auch will, er darf aber auch schweigen, untersagt ist lediglich körperliche Gewalt.
Der Patient führt, der Therapeut folgt
Der letzte Satz ist klasse. Natürlich kopiere ich nicht, hätte ich gern selbst gesagt.
Das mit der "Empathie und Echtheit" ist ja nun weniger etwas, das sich als Methode (im engeren Sinne) "anwenden" lässt - vielmehr verkörpert man damit (im optimalen Fall) eine (innere sowie verinnerlichte) Haltung.
Dieses hier hast du schon durchgelesen...!?
---> http://www.carlrogers.de/sites/entwicklung-personenzentrierte-gespraechstherapie.html
Sehr verständlich ist das hier erlärt: http://www.stangl-taller.at/ARBEITSBLAETTER/PSYCHOTHERAPIE/Klientenzentrierte-Therapie-Rogers.shtml
Deine Antwort hat mir sehr viel geholfen um einiges zu verstehen :-) Vor allem mit den Punkten bei 'Rogers kritisiert...' DANKE :-)