Meinung des Tages: Sollte die Karnevals - bzw. Faschingskultur staatlich gefördert werden?

10 Antworten

Handelt es sich um ein deutsches Kulturgut

Seit dem Mittelalter hatte der "Fastelovend" Armen die Möglichkeit zu Narrenfreiheit und für Verspottung der hohen Herren gegeben.

Köln galt als äußerst liberal und locker, fiel jedoch 1815 an Preußen, die ganz anders, viel autoritärer, steifer und ordnungsliebender waren.
Das wilde Treiben sollte domestiziert werden.
Vorbild dafür war der ruhigere venizianische Karneval, denn da ging es viel gesitteter zu. Daher kommt der Name "Karneval", der als erstes durch Politiker übernommen wurde. Danach folgte die Einführung eines Karnevalsumzuges, auch, um alles geordneter von statten gehen lassen zu können.
So nahm die Oberschicht großen Einfluß auf das chaotische, rebellische Treiben und domestizierte alles, damit sie nicht zu gefährlich werden konnten.

Also eher zahmes Kulturgut, wenn dann ;-)

Oder finanzielle Unterstützung für Karnevalsumzüge?

Ja, wenn sie sich schon einmischen, soll'n sie auch zahlen. Wer anschafft, zahlt!

Würden Arme, Bürger, Machtlose ernst machen, käme es der Oberschicht noch viel teurer. ;-)

Ist Karneval/Fasching relevant, weil Politik und Wirtschaft vom Volk kritisiert werden können und so auf Missstände hingewiesen wird?

Ja, ist immer gut, sich was bewusst zu machen und darüber zu "sprechen". Relevant ist Fasching und Unsinn auch, um sich mal Luft machen, um mal die Sau raus lassen, um mal in Richtung Ekstase gehen zu können .... die Alltagsmaske mal ablegen können .... das alles würde ich nicht unterschätzen und gehört mit zum Leben und ist wichtig, es mal ausleben zu dürfen.
Auch der Humor muss mal ernst machen ;-)

Allerdings meint Demokratie "Volksherrschaft". Daher sollte niemand übersehen, der das Volk ist, dass er selbst auch die Missstände bildet und lebt, und weiter, dass Anprangern und Verspotten allein keine Lösungen bringen werden.
Ab und wenn der Griff zur eigenen Nase muss einfach sein ;-)

Oder ist Karneval ein privates Hobby und wer feiern möchte, sollte sich da selbst Zeit und Geld für nehmen?

Das sehe ich auch. Ist ne Mischung von beidem, daher sollten beide zahlen - Staat wie feiernde Bürger.

Im Karneval zeigen die Masken endlich ihre wahren Gesichter.Peter E. SchumacherUnd wenn der Karneval vorbei ist, maskieren wir uns wieder richtig.

Klaus Klages

Handelt es sich um ein deutsches Kulturgut, was geschützt und gefördert werden sollte?

Es handelt sich zwar um Kulturgut - aber lediglich lokal!

Fragt mal Menschen z.B. in Nordfriesland was Karneval ist. Kennen die nicht, interessiert die nicht.

Und dort, wo es Kulturgut ist, muss es nicht geschützt & gefördert werden, dass schaffen sie schon alleine. Stichwort: Jubiläumsjahr. Dieses Jahr feiert Köln 200 Jahre Kölner Karneval.

Also zum Beispiel durch einen freien Tag an Rosenmontag?

An Orten wo an Karneval Ausnahmezustand ist, haben viele Menschen eh frei (z.B. sind Geschäfte geschlossen, in Schulen ist kein Unterricht, ect.pp.).

Allerdings gibt es - wie oben schon erwähnt - auch Regionen in Deutschland in denen Karneval gar nicht existent ist. Warum sollten die dann einfach so einen freien Tag bekommen?

Abgesehen von sämtlichen anderen Dingen: die großen Karnevalstage beginnen an Weiberfastnacht (Donnerstag), gehen dann über Freitag, Samstag und Sonntag und münden dann in die Rosenmontagsumzüge. Manchmal wird sogar auch am Veilchendienstag noch gefeiert. Müssten also alle frei sein. Ach und einen weiteren freien Tag muss es ja am 11.11. noch geben, wenn die Jecken den Auftakt in die Karnevalssaison feiern.

Oder finanzielle Unterstützung für Karnevalsumzüge?

Die bräuchten viele Vereine tatsächlich, denn alleine die Mottowagen sind richtig teuer. Wobei schon alleine die nötigen Sicherheitskonzepte riesige Kostensprenger sind. Und an der Sicherheit kann nicht gespart werden, im Gegensatz zu Mottowagen, Wurfmaterial, ect.pp.

Der Umzug in Köln wird z.B. finanziert durch Ticket- und Tribünenverkäufe, Sponsoren und Einnahmen durch die Fernseh-Übertragung. Aber: "Sicher ist, dass der Zug in jedem Jahr hoch defizitär ist und von uns durch andere Einnahmen querfinanziert werden muss."

Teure "fünfte Jahreszeit": Rosenmontagszüge kosten mehr denn je | tagesschau.de

Ist Karneval/Fasching relevant, weil Politik und Wirtschaft vom Volk kritisiert werden können und so auf Missstände hingewiesen wird?

Auf jeden Fall! So sind sogar Karnevalssitzungen und auch der Elferrat entstanden:

Sie entstanden aus der französischen Revolution heraus bzw. aus dessen Einfluss. Denn so konnten politische Forderungen ausgesprochen werden und Missstände auf witzige, meist sogar satirische Weise angeprangert werden. Und das alles unter dem Deckmantel der Feierlichkeiten.

Bin selbst aktiver Fastnachter und muss sagen: Nein, da gibt es durch Narrenringe, Regionalverbände und den BDK (Bund Deutscher Karneval e.V.) sowie vielerorts durch kommunale Vereinsförderungen und lokal operierende Stiftungen zur Stärkung des Ehrenamts schon genug Fördertöpfe, die angezapft werden können und auch ausreichenden "mentalen Support". Die meisten Vereine mit Ausnahme winziger lokaler FGs sind zudem nicht arm und können durchaus auch größere Events wie Umzüge und Konzerte selber finanzieren, etwa durch Einnahmen an den Veranstaltungen.

Außerdem werden andere Vereine, die auch einen Beitrag zur Kultur leisten, auch nicht staatlich gefördert. Ich bin auch in einem Projektchor, der einem Gesangverein angeschlossen ist tätig und habe Kontakte zur Amateurmusikszene, wo es zwar mit "Neustart Amateurmusik" ein Förderprogramm für "nach Corona" vom Bundesmusikverband Chor und Orchester e.V. gab und gibt, aber keine staatliche Förderung. Auch Theatergruppen, Wander- und Trachtenvereine, Heimatvereine mit eigenen Museen usw. müsste man dann unterstützen und das ist kaum der Fall. Es gibt zwar LEADER und Ähnliches, aber das ist im Endeffekt nicht staatlich, sondern von der EU (in BaWü vom Ministerium betreut) und ist an etliche Fallstricke gebunden - da wird auch nicht jedes Projekt unterstützt.

Woher ich das weiß:Hobby

Man kann auch selbst Zeit nehmen, aber ich finde es gut, wenn man das mit anderen feiert. Natürlich sollte das Fasching nicht staatlich erfördert sein - es sollte ja verboten werden, das geht einfach nicht.

Ist Karneval/Fasching relevant, weil Politik und Wirtschaft vom Volk kritisiert werden können und so auf Missstände hingewiesen wird?

Für meine Meinungen finde ich das trotzdem uninteressant, wenn das nicht richtig gemacht wird, kann es zu Misstände führen.

In einigen Regionen ist es ein Brauchtumstag, da gibt es frei. So wie auch z.b. den 8. August in Augsburg das Hohe Friedensfest oder eben Rosenmontag.

Und nein, sollte nicht staatlich gefördert werden. Es reicht, daß die Polizei dann die Sicherheit mit gewährleisten muss, neben Sicherheitsdiensten.