kann mir jemand den Unterschied beschreiben von den Evolutionstheorien Darwin und lamarck?

3 Antworten

Der Lamarckismus geht davon aus, dass die Veränderlichkeit der Arten hervorgerufen wird durch die Vererbung erworbener Eigenschaften, welche wiederum durch den Gebrauch bzw. auch Nichtgebrauch erworben werden. Das klassische Schulbeispiel ist der Hals der Giraffe. Lamarck zufolge hatten die Vorfahren der Giraffen einen kurzen Hals. Um an die Blätter der Baumkronen zu gelangen, hätten sie sich strecken müssen. Durch das Strecken wäre der Hals immer länger geworden. Diese Eigenschaft hätten sie dann auf ihre Nachkommen weiter vererbt, d. h. ihre Nachkommen wären mit einem bereits verlängerten Hals auf die Welt gekommen. Analog würden Lamarcks Hypothese zufolge auch durch den Nichtgebrauch Organe verkümmern und vererbt, z. B. Stummelflügel bei flugunfähigen Vögeln. Übrigens war auch Darwin davon überzeugt, dass durch Gebrauch oder Nichtgebrauch erworbene Eigenschaften vererbt werden könnten. In seinem Hauptwerk Über die Entstehung der Arten gibt es darüber mehrere Ausführungen. Darwin sah die Vererbung erworbener Eigenschaften aber nicht als maßgeblich für die Entstehung neuer Arten an, sondern schlug dafür einen anderen Mechanismus (s. u.) vor.

Lamarck ging außerdem davon aus, dass Arten nicht aussterben, sondern sich lediglich so weit verändern, dass sie mit ihren Vorfahren nicht mehr als identisch betrachtet werden.

Populär wurde der Lamarckismus dann später in der Sowjetunion noch einmal in Form des Lyssenkoismus - was die dortige Wissenschaft um Jahrzehnte zurückwarf und zu großen Hungersnöten führte.

Heute gilt der Lamarckismus durch August Weismanns Keimplasmatheorie als widerlegt, wenngleich einige Forscher vermuten, dass die Vererbung epigenetischer Muster eine Form lamarckistischer Vererbung sein könnte. Einige Forscher sehen auch im CRISPR/Cas-Mechanismus (eine Art "Immunsystem", mit dem Bakterien Fremd-DNA erkennen und zerstören) eine Form von Lamarckismus. In der klassischen synthetischen Evolutionstheorie spielt der Lamarckismus jedoch heute keine Rolle mehr.

Der Darwinismus beschreibt hingegen einen gänzlich anderen Mechanismus, der die Veränderlichkeit der Arten erklärt, die natürliche Selektion (Selektionstheorie). Darwin zufolge sind die Individuen einer Art nicht alle gleich, sondern variabel. Bleiben wir beim Beispiel der Giraffen: manche Giraffen haben zufällig einen etwas längeren Hals, andere einen etwas kürzeren. Die Merkmale können laut Darwin vererbt werden. Eine Giraffe mit langem Hals wird also sehr wahrscheinlich ihren langen Hals an ihre Nachkommen vererben.

Außerdem hat Darwin beobachtet, dass stets mehr Individuen geboren werden als durch die Kapazität der Umwelt am Leben gehalten werden. Er schlussfolgerte, dass die Individuen sich deshalb in einem Wettkampf um die limitierenden Ressourcen (z. B. Nahrung, Wasser) befinden, was er Kampf um's Dasein (struggle for life) nannte. Einige Individuen sind nun in diesem Kampf um's Dasein zufälligerweise besser ausgerüstet als andere, sie sind besser an ihre Umwelt angepasst. Die Giraffen mit den etwas längeren Hälsenbkönnen z. B. eher die Blätter erreichen als Giraffen mit kurzen Hälsen. Sie können dadurch mehr fressen und verhungern seltener. Ihr langer Hals ist für sie ein Überlebensvorteil. Die am besten angepassten Individuen leben also länger und pflanzen sich deshalb auch erfolgreicher fort als die weniger gut angepassten, was Darwin Überleben des Passendsten oder survival of the fittest nannte. Dabei werden sie ihre vorteilhafte Eigenschaft mit großer Wahrscheinlichkeit an ihre Nachkommen vererben. Diesen Ausleseprozess, der von den jeweils herrschenden Umweltbedingungen abhängt, nennt man die natürliche Auslese oder natürliche Selektion.

Ein weiterer Unterschied zu Lamarcks Theorie ist, dass Darwin davon ausgeht, dass Arten aussterben können (nämlich dann, wenn sie bei Veränderungen der Umweltbedingungen nicht mehr gut an ihre Umwelt angepasst sind) und dass alle Arten einen allen gemeinsamen Vorfahren haben, von dem sie abstammen (Deszendenztheorie).

Die heute allgemein akzeptierte synthetische Evolutionstheorie basiert auf Darwins Konzept und konnte dieses weitgehend bestätigen und erweitern (s. hierzu auch August Weismanns Keimplasmatheorie). So hatte Darwin z. B. noch keine Ahnung davon, wodurch die Variabilität der Individuen ausgelöst wird (heute wissen wir, dass Mutationen der DNA verantwortlich sind) oder nach welchen Gesetzmäßigkeiten sie vererbt werden (Mendelsche Regeln) und wie sie sich in einer Population ausbreiten (Populationsgenetik). Die synthetische Evolutionstheorie führt also verschiedene Erkenntnisse aus anderen Zweigen der Biologie zusammen, u. a. aus der Genetik, Populationsgenetik, Ökologie, Molekularbiologie, Verhaltensforschung, und erweitert damit Darwins klassische Selektionstheorie.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Lamarck: Instruktionstheorie

  • Arten sind durch den Schöpfungsprozess Gottes entstanden (Kreationismus)
  • Arten haben keinen gleichen Ursprung
  • Veränderte Umweltbedingungen führten zu veränderten Gebrauch von Organen
  • Der neue Gebrauch bzw. Nicht-Gebrauch führt zu einer Vervollkommnung bzw. Verkümmerung des Organs

Darwin: Selektionstheorie

  • Erbliche Unterschiede liegen bei den Individuen vor
  • Alle Arten haben den gleichen Ursprung
  • Evolution ist ein nicht gerichteter passiver Prozess (Individuen passen sich nicht an, sie sind angepasst)

PS: Beide Theorien sind veraltet, siehe synthetische Evolutionstheorie.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Biologiestudent (B.Sc.)

Zwei Unterschieden:

  • Lamarck glaubte an Erbe von erworbene Eigenschaften. Zum Beispiel, wenn du deine Haare rot färbst, werden deine Kinder rote Haare vererben.
  • Lamarck glaubte an Orthogenese. Das bedeutet, dass Evolution ein bestimmt Ziel oder Richtung hat.