Kann man sich auf einmal entlieben Nach langer Beziehung?

10 Antworten

Leider ja, Pinchschlo...,
genauso wie man sich *Peng* in einer 1000stel Sekunde in jemanden unsterblich verlieben kann, genauso kann es wirklich leider geschen, dass man nach 25jähriger Partnerschaft aufblickt, den Schlaf aus den Augenschüttelt und erstaunt fragt: "Was habe ich da denn gemacht, wie konnte ich nur...?" und selbst einfach nicht verstehen kann, weshalb man einmal in diese Person verliebt war.
Dazu muss es nicht einmal einen neuen Partner geben. Ich habe es so erlebt.

Hintergrund ist der, dass - anders als hier oft vermutet - Liebe keine Folge von Chemie oder Hormonen sei (die turnen nur den Reiz hoch), sondern völlig irrational und von nichts steuerbar (das ist wichtig!) eine Emotion darstellt, der wir alle hilflos ausgeliefert sind.Auch der, der geht, Pinchschlo, hat keine Macht darüber. Es gibt keinen "Auslöser" von außen dafür.

Deshalb kann man das Glück der Liebe wirklich nur demütig feiern und sich dankbar dafür zeigen, wenn es geschieht.

Und denke nicht,
du könntestder Liebe Lauf lenken;
denn Liebe,so sie dich würdig schätzt,
lenkt d e i n e n Lauf!

Khalil Gibran

Schattentochter  03.11.2016, 14:02

Oh bitte, das ist ja sowas von eine Ausrede.

1. basiert Verliebtheit auf Hormonen, nicht Liebe - und besagte Verliebtheit hält an und für sich maximal drei Jahre an. Das sind die guten alten Schmetterlinge.

2. Langjährige Beziehungen brauchen Arbeit. Wenn einer von beiden aufhört, daran zu arbeiten, gehen sie in die Brüche. Es ist ein rational erklärbarer Vorgang, kein magisches Phantom, das einem plötzlich Armors Pfeil aus dem Allerwertesten zieht.

3. "Schuld" ist eine Frage für sich - in den SELTENSTEN Fällen ist tatsächlich "keiner schuld". Meistens sind es beide. Es braucht Aufwand, Disziplin, Durchhaltevermögen und Kompromissbereitschaft, um eine Beziehung aufrecht zu erhalten, die schon länger als die Hormonphase dauert -> aber sich auf fadenscheinigen Zitaten aufzuhängen und einen auf "Die Liebe ist ein seltsames Spiel"-Schlagersänger zu machen, ist einfach unreflektiert. Dinge passieren nicht "einfach so". Das sagen nur Menschen, die Verantwortung von sich weisen wollen.

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Naiver  03.11.2016, 17:32
@Schattentochter

Hallo Schattentochter...,
ich verstehe, du hältst meine Antwort für eine "so was von Ausrede" (wofür, wogegen?), für "fadenscheinig" und "sowas sagen nur Menschen, die Verantwortung von sich weisen wollen".

Du möchtest dich dagegen lieber über "Verliebheit", "Beziehungsarbeit", "Schuld" und "Verantwortung" unterhalten.
Du, ich beantwortete Pinschlos Frage nach "Liebe" und "Entliebung", hm? Magst dir ihre Frage nochmal durchlesen? Aber Danke dir für deine schlüssigen Erklärungen! :- )

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Zwischen sechs Monaten und drei Jahren hält durchschnittlich (also +/- einige Zeit^^) laut Medizinern der Zustand der "Verliebtheit" bei Paaren an. Das ist der Zeitraum der rosaroten Brille - man idealisiert, man hat Schmetterlinge im Bauch, etc. etc. etc.

Dass man sich also nach einenthalb Jahren plötzlich "entliebt", ist keineswegs außergewöhnlich. Vermutlich setzt sich der Drogencocktail aus Hormonen langsam bei dir ab und die Realität hält Einzug. 
Liebe ist nicht leicht - nur Verliebtheit. Liebe ist Arbeit, Aufopferung, Kompromiss und so weiter -> am Anfang wird's uns leicht gemacht, aber irgendwann eben nicht mehr.


Das ist der Hauptgrund dafür, warum die besten Beziehungen aus langjährigen Freundschaften entstehen - da besteht nämlich Verbundenheit abseits von Hormonen.

Die Frage ist also - fühlst dich dich verbunden oder lehnt dein ganzes Inneres ihn definitiv ab?
Wenn's Letzteres ist - tja, da kann man leider nicht wirklich viel machen. Wenn's bloß so ist, dass dich mehr nervt und stört, dann gehört eben Arbeit investiert.^^

Ja klar. Vor allem, wenn die Hormone bei einem anderen Mann/frau plötzlich hochkochen.

Plötzlich entliebt man sich aber nur, wenn man verliebt ist. Auch echte Liebe kann enden, aber das dauert dann lange.

Pinchschlo 
Fragesteller
 03.11.2016, 15:07

also ich hab Angst davor meinen Freund nicht mehr zu lieben... So sehr dass ich mich oft übergeben muss

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Hallo Pinchschlo, so ein Erlebnis, wie du oder andere hier schildern, ist das Ergebnis der Tatsache, dass Liebe, wie sie die meisten hier im Westen verstehen, und Beziehung führen, zwei verschiedene Sachen sind. Inzwischen wissen die meisten, dass Verliebtheit und Liebe zwei verschiedene Sachen sind und führen Erstere auf eine Hormoncocktail zurück. Wenn aber die Hormone ausschlaggebend sein sollen, welche Hormone sind dann für die Nachverliebtheitsphase verantwortlich und welche für Beiehung führen? Denn nichts geht, ohne dass körperliche endokrinologische Mechanismen dabei sind. Noch eines fällt auf bei den Schilderungen: Das Entlieben ist nur als Erkenntnis eine plötzliche, wenn man den Leuten zuhört, erkennt man durchaus Signale eines längeren Entfremdungsprozesses, der stattgefunden hat. Sei es hinsichtlich Zeit, gemeinsamer Lebensvision, einzelne Ziele, Vorstellungen, leben in getrennten Welten etc. "Liebe" ist als Begriff nur ein Sammelsurium für alle mögiche privaten Glücksvorstellungen. "Tiefe Gefühle" gehören ebenfalls in diesen Topf. Diese Vorstellung existiert überwiegend im Westen und ist eine sehr junge und idealisierte eingeengte Definition. Selten, dass sie im Leben funktioniert. Ob eine Beziehung hält oder nicht, hängt eher von den Vorstellungen, Erwartungen und (oft unreflektierten) Annahmen ab, was denn nun Beziehung, Liebe etc. sein soll.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abschluss in Psychologie,Therapie,Philosophie

Ja das kann so passieren.

Ist mir selbst nach 5.5 Jahren Partnerschaft so gegangen, wenngleich es kein plötzliches Entlieben war.

Die Erkenntnis scheint nur plötzlich zu kommen. Denkt man dann zurück fällt einem auf, das da eigentlich schon länger nicht mehr wirklich tiefe Gefühle vorhanden sind und die Beziehung längere Zeit schon mehr oder minder nur noch auf Gewohnheit basiert.

Einen Auslöser hat es übrigens nicht gegeben.

Pinchschlo 
Fragesteller
 03.11.2016, 13:38

hast du da Angst bekommen oder warst traurig? wolltest du kein Sex mehr mit ihm? (sorry für die intime frage)

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holjan  04.11.2016, 00:25
@Pinchschlo

Angst jein - eher leichtes Bauchweh, weil ich nicht einschätzen konnte, wie die Reaktion ausfällt. Im Gespräch stellte sich dann heraus, das es uns beiden so ging.

Kurz darauf folgte Erleichterung, weil die Fronten geklärt waren. Wir wohnten anschließend noch fast 6 Monate zusammen,da noch einiges organisiert werden musste (Wohnungssuche, Umzug, Finanzielles etc.). Die Zeit habe ich als angenehm empfunden. Schließlich hatten wir uns nur entliebt - nicht gestritten oder ähnliches.

Sexmäßig ging schon einige Zeit bevor die Erkenntnis kam  nicht mehr wirklich viel, da ich Schicht arbeitete und so oft der eine aufstand, wenn der andere ins Bett ging. In den 'WG-Monaten' lief dann natürlich überhaupt nichts mehr dahingehend.

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Pinchschlo 
Fragesteller
 04.11.2016, 09:16

Ok danke :)

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