Kann eine Therapie auch kontraproduktiv sein?

11 Antworten

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Ja, Traumatisierte haben oft das Verlangen, die Ereignisse zu vergessen, was dann selten gelingt, wenn sie ständig thematisiert werden.

Nach dem Krieg wurden erlebte schreckliche Lebensumstände deshalb sehr oft verdrängt, und die seelische Verfassung beruhigte sich mit der Zeit (es gab auch keine Psychotherapeuten!), man ging gestärkt aus den Erlebnissen hervor (Resilienz). Es gab auch viel Arbeit, daher wenig Zeit zum Grübeln.

Es ist ähnlich wie mit frisch verheilten Wunden, die immer wieder, wenn sie aufgekratzt werden, erneut schmerzen und nicht vernarben können. Ja, das kann sogar tödlich enden.

Ein zeitlich unbefristetes Abhängigkeitsverhältnis vom Psychotherapeuten gibt es tatsächlich, und das ist nicht gut!!!

Dahika  07.06.2020, 14:08

Ein zeitlich unbefristetes Abhängigkeitsverhältnis vom Psychotherapeuten gibt es tatsächlich, und das ist nicht gut!!!

Das ist sicher nicht gut. Und das wird kein erfahrener Therapeut dulden. Allerdings duldet das auch die Krankenkasse nicht. Wenn man zeitlich unbefristet therapie machen will - so wie woody Allen, der 25 Jahre fünf mal in der Woche Psychoanalyse hatte - muss man viel Geld haben. Na ja, Woody Allen hatte es ja.

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Ja, das ist absolut kontraproduktiv, und ich weiss auch, was/wie Du meinst.

Eine Therapie sollte einen Hilfesuchenden immer aufbauen, und einen nicht in der Wunde drum herum gerührt stehen lassen.

Da muss der Therapeut dann an sich arbeiten.

Achte immer auf Dein Gefühl: fühlst Du Dich danach ausgelaugt? noch dunklere Gedanken? Oder glücklich, erleichtert, zuversichtlich?

Tu' Dir das nicht an, Dich durch eine Therapie zu quälen, nur wegen sachlichen Zwängen(habe endlich einen T. Platz, die KK zahlt/ es ist alles schon in trockenen Tüchern/ das muss so sein...) Lass nicht jeden an Deine Seele, nur weil er einen (akademischen) Abschluss hat.

Und ansonsten: die Seele hat ihre eigene Art, Erlebtes zu verarbeiten, und darauf kann man vertrauen. Hör auf die Personen, die Dich aufbauen. Die Anderen kann man sich bei einer seelischen Verletzung nur dosiert antun.

Der Verstand und die Logik haben bei seelischen Verletzungen nicht mitzureden. Oder kann Logik eine Verletzung heilen?

Leider gibt's heute viel zu viele studierte Leute, ohne eigene Kerben und Geschichte, die anderen vorschriftsmäßig helfen wollen, und dabei mehr Schaden anrichten, als sie wieder gutmachen. Ich nenne sie "Kinder". Denn sie haben selbst noch nichts erlebt. Und Professionalität ist keine Liebe.

Alleine, dass Du diese Frage stellst, zeigt schon, dass Dein Inneres Dir eigentlich sagt, dass Du bei diesem/r Therapeut/in nicht gut aufgehoben bist.

Hör auf Dein Gefühl, und wechsle.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Ja, das ist absolut kontraproduktiv, und ich weiss auch, was/wie Du meinst.

Eine Therapie sollte einen Hilfesuchenden immer aufbauen, und einen nicht in der Wunde drum herum gerührt stehen lassen.

Da muss der Therapeut dann an sich arbeiten.

Achte immer auf Dein Gefühl: fühlst Du Dich danach ausgelaugt? noch dunklere Gedanken? Oder glücklich, erleichtert, zuversichtlich?

Tu' Dir das nicht an, Dich durch eine Therapie zu quälen, nur wegen sachlichen Zwängen(habe endlich einen T. Platz, die KK zahlt/ es ist alles schon in trockenen Tüchern/ das muss so sein...) Lass nicht jeden an Deine Seele, nur weil er einen (akademischen) Abschluss hat.

Und ansonsten: die Seele hat ihre eigene Art, Erlebtes zu verarbeiten, und darauf kann man vertrauen. Hör auf die Personen, die Dich aufbauen. Die Anderen kann man sich bei einer seelischen Verletzung nur dosiert antun.

Der Verstand und die Logik haben bei seelischen Verletzungen nicht mitzureden. Oder kann Logik eine Verletzung heilen?

Leider gibt's heute viel zu viele studierte Leute, ohne eigene Kerben und Geschichte, die anderen vorschriftsmäßig helfen wollen, und dabei mehr Schaden anrichten, als sie wieder gutmachen. Ich nenne sie "Kinder". Denn sie haben selbst noch nichts erlebt. Und Professionalität ist keine Liebe.

Echte Liebe heilt.

Ja, natürlich. Aber dies geschieht sicher nicht, um Patienten in Abhängigkeit zu behalten des GEldes wegen. Psychotherapeuten haben so lange Wartelisten, dass das Geld kein Grund ist, einen Patienten zu halten.

Ein guter, erfahrener Therapeut muss aber manchmal auch seinen Patienten vor sich selbst schützen. Bestimmte Themen müssen auch so lange verborgen bleiben, bis der Patient bereit ist, darüber zu sprechen. Manche Patienten aber wollen "gute" Patienten sein und meinen, ihrem Therapeuten "etwas bieten zu müssen." Und dann ist es die Aufgabe eines Therapeuten, den Patienten zu stoppen.

Ansonsten aber hat jede Therapie, sei sie medikamentös oder verbal, immer auch Nebenwirkungen. Es ist selten angenehm, sich mit traumatischen Erlebnissen oder schlimmen Gefühlen auseinandersetzen zu müssen. Wie gesagt, es gehört zur Aufgabe des Psychotherapeuten, dem Patienten zu helfen, ihnen nicht aus dem Wege zu gehen - oder aber dies aufzuschieben, bis man dazu in der Lage ist.

LOL... ich hatte eine Klientin, deren Mann ihr mal sagte: "Der Tag, wo du in Therapie gingst, war der Schlimmste meines Lebens." Recht hatte er, denn sie wurde unbequem. Für ihn.

Ja eine Therapie kann kontraproduktiv sein und was Du beschreibst, nennt sich Retraumatisierung. Das ist ein unter Therapeuten bekanntes Problem, deswegen muss man halt sich mit Traumatherapie gut auskennen, um eine Retraumatisierung zu vermeiden.

Nein, in der Therapie geht es nicht um Abhängigkeit, sondern darum, die Unabhängigkeit / Autonomie / Selbstregulation zu fördern. Natürlich funktioniert das nicht immer und manchmal gibt es auch Misserfolge. Aber vielen Menschen hilft das.