Kamera für Freizeit?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hast in einem Kommentar geschrieben, dass die Fotos mit deinem Smartphone nicht sooo richtig gut sind. Was gefällt dir an den Fotos nicht, was lässt sie "nicht gut" werden?

Normalerweise würde ich jeder Person bei den Anforderungen "Naturfotos, Familienfotos, Urlaubserinnerungen,..." Zur Nutzung ihres Smartphones raten.

Ich frage deshalb, weil ein Smartphone schon einiges an automatischer Bildbearbeitung leistet ohne dass du es eingeben musst. Kanten werden geglättet, der Kontrast wird erhöht, dunkle Bildteile werden aufgehellt und Farben kräftiger dargestellt, all das macht eine normale Kamera nicht.

Um das Potenzial einer "richtigen" Kamera, egal ob Bridge-, Kompakt-, DSLR- oder DSLM-Kamera zu nutzen musst du dich intensiv mit den technischen Grundlagen der Fotografie beschäftigen (Blende, Verschlusszeit, ISO-Wert, Sensorgröße, Belichtungskorrektur, Tiefenschärfe, etc.), sonst bleibt dir nur die Vollautomatik und das wird nicht besser als das Smartphone.

Der nächste Beschäftigungsblock sind die Grundlagen des Bildaufbaus und Bildkomposition (Drittelregel, Goldener Schnitt, führende Linien, bewusste Unschärfe, Störer im Bild, etc.).

Den nachfolgenden Teil dieser Antwort habe ich vor vier Tagen zuletzt gegeben, ist also Copy&Paste.

Du kannst als Einsteiger JEDE Kamera der letzten 10 Jahre nehmen, die haben alle mehr Potenzial als ein Einsteiger benötigt. Nichts wirklich gar nichts spricht gegen eine gebrauchte Kamera von einem Händler.

Es gibt grundsätzlich zwei Typen von Systemkameras, welche die Verwendung von Wechselobjektiven ermöglichen, die mit Klappspiegel ( DSLR, also Spiegelreflexkameras) oder DSLM, Mirrorless (also spiegellose Systemkameras).

Der Spiegel ist nicht mehr Stand der Technik hat aber einen Riesenvorteil, du siehst sofort 1:1 ohne Zwischenelektronik und ohne jede Umwandlung das Motiv.

Die Nachteile des Spiegels sind die deutlich größere Bauform und das höhere Gewicht, da ist nix mit klein, handlich, unauffällig und "in die Jackentasche stecken".

Die Nachteile einer DSLR sind zugleich die Vorteile einer DSLM. Aber, da das Bild IMMER einen Monitor benötigt, entweder das Rückdisplay oder den kleinen Sucher, ist die Akkulaufzeit deutlich geringer.

Ein weiterer Nachteil ist die noch recht begrenzte Anzahl an verfügbaren Objektiven, dieser Nachteil wird jedoch von Jahr zu Jahr kleiner. Leider sind die Objektive für DSLM Kameras auch teurer, einfach weil das Angebot und die Nachfrage noch überschaubar ist.

Du solltest in ein Fotofachgeschäft gehen und dich ausführlich beraten lassen, das dauert einige Stunden und kann hier im Forum nur zu 0,2% sinnvoll erfolgen. Nenne dein Budget und nehme verschiedene Modelle in die Hand, Frage gezielt auch nach gebrauchten Kameras. Es schont deinen Geldbeutel, nimmt dir nichts von deinen Möglichkeiten und in spätestens einem Jahr sieht die Fotowelt anders aus.

Zwei Tipps noch, gebe mehr Geld für gute Objektive als für die Kamera aus und die Kamera, die dir am besten in der Hand liegt, die dir sympathisch ist, die kaufst du.

Auch eine Bridgekamera ist eine Überlegung wert, denn das Objektiv ist schon fest verbaut dabei und für den Einstieg hast du alle Optionen offen.

Kaufe keine Kamera, die du nicht in der Hand hattest! DEIN Gefühl ist wichtiger als alle Laborwerte und heiße Empfehlungen von wem auch immer.

Falls es dir möglich ist solltest du vor dem Kauf folgende Fragen für dich klären.

Welche Motive sollen fotografiert werden (Portrait, Landschaft, Architektur, Makro, Sport, Event, Straßenszenen oder wilde Tiere)?

Bei welchen Licht- oder Beleuchtungssituationen möchtest du fotografieren (schön Wetter, ohne Blitz, Dämmerungs- oder Nachtaufnahmen)?

Wie viel Geld möchtest oder kannst du laufend ausgeben, denn eventuell ist eine Kamera und ein Wechselobjektiv nur der Einstieg?

Darf es auch größer und schwerer werden oder gibt es Gewichtsbegrenzungen?

Weil es keine Kamera gibt, die alles gut kann und für alles gut geeignet ist und nicht so teuer ist sollte VOR dem Kauf gut recherchiert und abgewogen werden.

Zu 1: Für Portrait-, Landschafts- und Architekturfotografie ist eine Vollformatkamera sehr gut geeignet. Die sind deutlich teurer und die Objektive leider auch. Für Sport-, Event- und Wildlifefotografie ist ein kleinerer Sensor vorteilhaft, weil der Bildwinkel kleiner ist und somit das Motis scheinbar näher dran ist.

Zu 2: Schön Wetter können alle Kameras, bei Dämmerung und Nachtaufnahmen ohne Blitz ist ein großer Sensor und ein guter Sensor (mit niedrigem Rauschen) im Vorteil, aber auch hier gilt Leistung kostet Geld. Ein preiswerter Einstieg wäre mit einer Nikon D3xxx möglich, weil Nikon auch bei den Einsteigermodellen gute Sensoren verbaut.

Zu 3: Eine Systemkamera (mit Wechselobjektiven) benötigt zur Entfaltung ihres Potenzials eben Wechselobjektive und die guten kosten jeweils mindestens soviel wie die Kamera, da sind schnell mehrere tausend Euros ausgegeben. Für den Einstieg wäre hier eine digitale Spiegelreflex preisgünstiger als die DSLM Modelle der Hersteller. Die Zukunft ist ganz klar DSLM, aber die Kosten sind aktuell noch sehr hoch (über 1.000€ nur für die Kamera ist normal).

Zu 4: Systemkamera-Ausrüstung wiegt schnell viele Kilos, gerade wenn es Vollformat sein soll. Die Kamera ist davon der kleinste Teil, aber jedes Objektiv kommt schnell an 1.000Gramm und auch darüber. Hier wäre eine Bridgekamera eine Alternative, weil oft ein gutes Objektiv mit großem Zomm (großer Brennweitenbereich) verbaut ist und auch Makro oft möglich ist.

Ganz generell solltest du KEINE Kamera kaufen, die du nicht vorher in der Hand gehabt hast. Das Gefühl in der Hand und das "Handling" ist wichtiger als X Prozent von irgendwelchen Laborwerten. Die Kamera muss gut in deiner Hand liegen, du musst alle Bedienelemente gut erreichen können, das Gewicht muss stimmen (zu schwer oder zu leicht ist doof und verdirbt dir schnell den Spaß) und die Größe muss passen (auch hier ist zu groß oder zu klein schlecht).

An die jeweilige Bedienung und Menüstruktur gewöhnst du dich innerhalb einer Woche egal bei welchem Hersteller, aber 100Gramm falsches Gewicht bleiben immer schlecht!

Bei viertstelligen Canon-Modellen rate ich immer ab, weil diese Modelle gnadenlos auf preiswert optimiert wurden und somit ist die Ausstattung abgespeckt und die verwendeten Komponenten sind unterdurchschnittlich. Sobald die Motive anspruchsvoller werden, Gegenlichtaufnahmen, schnelle Bewegung des Motivs, hoher Kontrastumfang des Motivs oder wenig Licht, sind diese Modelle am Ende und der Fotograf muss aufrüsten, dann lieber gleich etwas mehr Geld investieren.

Ich hoffe, diese längere Antwort hilft dir DEINE Kamera zu finden und ich wünsche dir viel Spaß mit dem Hobby, egal mit welcher Kamera.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Seit 1980 mit Spiegelreflex unterwegs, seit 2001 DSLR
Juju999 
Fragesteller
 25.12.2021, 10:33

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! Um auf deine Frage zurückzukommen...bei meinem Handy sind die Fotos meist unscharf, vor allem bei etwas schlechterem Licht und besonders die Gesichter sind nicht gut erkennbar.

Ich habe schon lange den Wunsch qualitativ hochwertige Bilder zu machen, hauptsächlich von Menschen und der Natur, damit man diese Fotos auch ausdrucken und sich aufhängen könnte.

1

Wenn du keine Ahnung hast, nutze dein Handy. Eine DSLR oder spiegellose Kamera macht im Automatikmodus keine besseren Bilder

Juju999 
Fragesteller
 24.12.2021, 22:27

Mit meiner Handykamera bin ich leider sehr unzufrieden (Samsung galaxy S20+)

0
miezepussi  24.12.2021, 22:34
@Juju999

Dann setze dich mit ISO, Blende und Belichtungszeit auseinander

0