Jugendsprache literarische texte?

4 Antworten

Ich schreibe seit 2014 - 53-jährig - Romane verschiedener Formen zur Veröffentlichung, bald vielleicht sogar hauptberuflich. 2017 wollte ich auf Anregung unseres Sohnes einen Jugend-Abenteuerroman schreiben, der Plot war ganz gut, aber diese deutsche "Jugendsprache" - nach ein paar Lexika - ist mir nach etwa 50 Seiten unerträglich primitiv geworden.

Beispiele:

  • Grammatikalische Fehler für mich schlimmster Art: Einzigst, optimalst, Mädchen/Mädel mit Personalpronomen sie statt es, wegen mit Dativ aus Faulheit, aus endloser Dummheit falsche Relativpronomen (z. B. das Buch, wo mein Alter mir besorgt hat)
  • Lauter Abkürzungen wegen Sprachfaulheit, aus primitivsten (Gewalt anwenden statt Gehirn!) Filmen entlehnte Anglizismen als Zeichen von völliger Bildungsferne, Fäkalsprache - am besten anglisiert: Shit u. v. m.
  • Ausnahmslos parataktische Sätze, Begriffe der Gefühlsäußerungen nur aus dem Prostitutions-, Verbrecher- und Gefängnis-Milieu, hirnrissig adaptierte Begriffe der PC- und Smartphone-Sprache - wie es alle Ungebildeten ständig öffentlich machen dürfen - sollen: Z. B. Die Wirtschaft wird heruntergefahren. Die Berufsverbände im Bereich der Pflege verlinken sich. Ein Lockdown der Lebensmittelgeschäfte ist nicht realisierbar.

Am besten ist da, eine Person mit solch einem niedrigsten Sprachniveau schreibt einen Jugendsprache-Roman, wenn sie das könnte ...

mvuty  12.04.2021, 23:50

Endlich mal jemand, der die deutsche Sprache noch zu schätzen weiß. Das gibt mir ein megakrasses Feeling, dass du unsere Language so cool feierst. Keep it going, Digga. Echt fresh! 😉🤡

2
Skoph  13.04.2021, 07:42
@mvuty

Ich weiß nicht, ob ich sie wirklich soooo "schätze".

Pubertäre Jugendsprache ist etwas Natürliches, sie gibt es in jedem Land. Zum meiner Zeit war das bestbürgerliche Spießer erschreckende Jugendwort "schwul" statt "geil". Ständig sprachen wir es aus, selbstverständlich weniger unter uns, mehr vor den Erwachsenen!

Aber die Dummheit, die Bequemlichkeit und das Betrügen hasste ich schon immer. Und Sprache ist davon auch ein Ausdruck.

Ich empfinde zum Beispiel das Gendern für reinen Betrug!

1) Unterstellt man allen Leuten, dass sie zu blöd sind, zu wissen, dass es z. B. Bürger UND ZUGLEICH Bürgerinnen gibt, auch wenn der abstrakte Begriff dafür historisch in männlicher Form entstanden ist.

2) Lügt man absichtlich vor, dass es nur durch den neuen Begriff Bürger*innen keine Diskriminierung der Bürgerinnen in unserem patriarchalisch geprägten Staat mehr gäbe. Die Löhne für Frauen steigen deshalb doch kein bisschen in Betrieben, deren Inhaber ihre ausgedachten, langjährig gültigen Entlohnungsstrukturen niemandem offenlegen müssen! Und gerade dumme Emanzen fallen darauf herein, sind stolz, dass alle jetzt z. B. "die Mitarbeiter*innen unseres Grandhotels" sogar sprechen sollen.

Sprache ist ein Mittel der Mächtigen zum Guten oder zum Bösen, weil sie sie durch Intelligenz und Bildung erlernt haben. Jugendsprache ist nur ein Zeichen der jugendlichen Ohnmacht. Man darf sie also nicht lange pflegen, nicht loben, sondern muss sie schnellstens meiden und missachten und ihren Infantilismus laut erklären, damit sie aus der Sprache der Erwachsenen verschwindet...

Die Wirtschaft ist eben nicht heruntergefahren, auch wenn die Kneipe zu ist. Nein, sondern es werden nur bestimmte Wirtschaftsbranchen, die zu wenig Macht in unserem neokapitalistischen Wirtschaftssystem besitzen, weil sie weniger Steuereinnahmen erwirtschaften - dürfen, zum Stillstand gezwungen. >

Die schon vor Monaten ausgewählten Branchen können wieder durch einen staatlich angeordneten Unternehmensstillstand keinen Umsatz erwirtschaften. < Das wäre die Wahrheit in Sprache dieser (gerade) Ohnmächtigen.

< Nur ein paar Gedanken, denn jetzt bin ich aufgewacht und werde frühstücken... Schönen Tag noch!

0

Die Tatsache, dass die Jugendsprache auf grammatikalischer Ebene vollkommen falsch ist, diskreditiert sie. In der deutschen Sprache gibt es feste Regeln, beispielsweise, wie ein Satz aufgebaut ist und Ähnliches und nach eben diesem Konzept werden literarische Texte verfasst. Natürlich will man auch die Verständlichkeit für jeden Muttersprachler gewährleisten.

Wirklich authentisch können die Jugendsprache nur diejenigen benutzen, die sie tatsächlich sprechen. Das sind in erster Linie Jugendliche, die allerdings selten literarische Werke von bleibendem Wert schaffen, so dass sie keine Verleger finden. Außerdem altert die Jugendsprache rasant. Was gestern noch gesprochene Sprache war, ist heute schon überholt und wirkt lächerlich.

Weil „Jugendsprache“ keine Sprache ist, der hoffentlich nicht für die Nachwelt festgehalten wird, das wäre in dem Ausmaß beschämend.
Außerdem ist diese vermutlich in einem Roman sehr anstrengend zu schreiben und auch zu lesen.
Wofür haben wir denn Grammatik, Rechtschreibung und Syntax, wenn wir das einfach vergessen und ohne jegliche Sinn Wörter aneinanderreihen?