Jahrelange Identitätskrise?
Hallo. Seid dem ich 11 Jahre alt bin, wechsel ich jede Woche meine "Persönlichkeit", das heißt, dass ich mir ständig neue Vorbilder suche und diese dann nachahme.
Ich hab schon gehört, dass so etwas ein Teil der Pubertät ist, aber mittlerweile bin ich 18 Jahre alt und es zieht mich echt runter, dass ich meine eigene Persönlichkeit/Identität noch nicht gefunden habe und nach ca. eine Woche mich nicht mehr wohlfühle mit meinem nachgeahmten Charakter. Ist das noch normal?
9 Antworten
Man kann sich nie wirklich wohl fühlen, solange man versucht jemand anders zu sein, als man ist. Also höre auf damit, zu versuchen jemand anderes zu sein, und finde heraus, wer du denn bist. Das ist übrigens nicht eine Aufgabe, die man erledigt und das war’s dann, kann dauern.
Hallo!
Das muss nicht schlimm sein und als Krise würde ich es auch nicht bezeichnen, weil "Krise" immer so negativ klingt. Ich sage es mal so - man braucht vielleicht manchmal auch solche Vorbilder/Lehngestalten, damit man sich sicherer im Alltag fühlt. Solange du damit klarkommst, es nicht als Belastung empfindest und es dir vielleicht auch tatsächlich zu helfen vermag, sehe ich kein Problem. Rede dir da auch nix ein "von wegen" und geh' deinen Weg.
Nehme einmal an, die wird sich auch im Laufe des Lebens immer und immer wieder ändern. Und da bist Du in guter Gesellschaft.
Lk 2,52 Und Jesus nahm zu an Weisheit, Alter und Gnade bei Gott und den Menschen.
Schlimm ist es eigentlich nur, wenn Menschen sich nicht weiterentwickeln.
Ich bin mittlerweile 51 und wenn ich wollte, könnte ich mir heute noch eine "Identitätskrise" attestieren. Nicht alle Menschen haben einen eindeutigen Charakter oder sind als solches "charakterstark". Gerade Künstler haben häufig eine "ungesicherte Identität" und gehen kreativ mit ihrem Leben um; erfinden sich immer wieder neu.
Überhaupt ist es so, dass Menschen mit geregelten, eindeutigen Identitäten automatisch selbstunkritischer sind. Sie nehmen sich für bare Münze und filtern (unbewusst) die Feedbacks von aussen zugunsten ihres Charakters.
Eigentlich sollte egal sein, ob charakterstark oder nicht - man gestaltet sein Leben einfach ein bisschen nach anderen Gesichtspunkten.
Letzlich ist jeder ein Unikum. Das wäre dann die variable Form von "genau definiert".
Von Vorbildern kannst du zwar was lernen, was für dich brauchbar ist.
Aber deine Persönlichkeit bildest du dir nur, wenn du du selbst bleibst, dazulernst und wächst.
Du brauchst nur dich selbst übertreffen. Kein anderer werden. Nicht mal dich mit anderen vergleichen. Sondern zu dir selbst stehen.
Du selber sein, das ist deine Persönlichkeit.
Vorbilder nehmen, kann dir helfen. Aber doch nicht, dass du sie nachahmst und selber so bist. Das ist falsch.