Ist meine Mutter tatsächlich sehr unselbständig?
Meine Mutter fragt mich, wo Zierenberg ist, obwohl dieser Ort nur wenige Kilometer von unserer Stadt entfernt ist und sie durch Google die Entfernung herausfinden könnte. Zudem holt mein Vater sie tagsüber von einer Haltestelle ab, die 800 Meter von unserer Wohnung entfernt ist.
Wenn sie 2 bis 3 Stunden alleine zu Hause ist, ruft sie meinen Vater an und fragt ihn, wann er kommt. Es ist für meinen Vater so gut wie unmöglich, einen Tag lang nicht zu Hause zu sein. Mein Vater hilft ihr auch dabei, Briefe an Ämter zu schreiben.
Dabei hat meine Mutter früher angeblich sogar studiert. Was meint ihr? Sollte sich meine 56 Jährige Mutter für ihr Verhalten schämen? Sie möchte ja nicht mal etwas daran ändern.
7 Antworten
Mit schämen wäre ich erstmal sehr vorsichtig. Denn du kennst ja nicht den Grund, der da dahinter steckt.
Natürlich ist ihr Verhalten nicht gut für euch und für sie. Und natürlich könntet ihr auch einfach aufhören, diese Dinge für sie zu machen, so dass sie gezwungen ist, sich wieder mehr selbst zu kümmern.
Sollte dahinter aber etwas stecken wie eine Angst Erkrankung beispielsweise, dann bräuchte sie erstmal professionelle Unterstützung, bevor sie sich anders verhalten kann.
Redet doch erstmal ernst und ganz ausführlich mit ihr darüber.
In diesem Fall gibt es nur eine Lösung: Dein Vater und Du, ihr müsst beide vollständig aufhören, diese Dinge für sie zu tun. Konsequent und gemeinsam. Wenn sie selbst nichts ändern will, dann ändert euer eigenes Verhalten, denn das könnt ihr.
Ich habe schon lange damit aufgehört, aber mein Vater behandelt sie wie eine Göttin. Auch mit ihm habe ich unzählige Male darüber geredet, aber er nimmt seinen Sohn nicht ernst. Ich muss wohl damit leben.. Aber danke dir für deine Antwort :)
Auf keinen Fall, da gibt es die Geschichte, wo der Enkel die Holzlöffel schnitzt..,
Vieles ist auf Bequemlichkeit zurückzuführen.
Früher war das gar nicht so selten - deine Mutter ist allerdings ein wenig jung dafür, bei den Ü 75 ist das weit verbreitet. Vielleicht hat deine Mutter aber auch ein gut verborgenes Handycap.
Falls nicht: Sowas spielt sich in einer Partnerschaft im Laufe der Jahre ein, dein Vater hat mit seinem Verhalten das schlussendlich auch gefördert.
Schämen braucht sie sich nicht, warum auch?
Aber wenn sie eines Tages plötzlich allein dasteht, wird sie vielleicht ein Problem haben.
Schämen in dem Sinne, dass sie sich als erwachsene Frau wie ein 14 jähriges Mädchen verhält und ihre Fehler nicht mal einsieht. Sie hat sehr wahrscheinlich kein Handicap, sondern ist extrem faul..
Manche Menschen gehen den einfachsten Weg, vielleicht weil sie konfliktscheu sind, vielleicht weil ihnen Selbstbewusstsein mangelt, vielleicht weil ihnen immer jemand sagte, dass sie das nicht richtig machen.
Vielleicht wurde deine Mutter früher mal auf er Strasse belästigt, vielleicht ist sie jemand mit extrem wenig Neugier oder Interesse an der Umwelt - es gibt viele Gründe, warum man ist, wie man ist.
Jedenfalls hat dein Vater offenbar all die Jahre mitgespielt - für deine Mutter gab es nie einen Grund, sich selbst zu überwinden, weil er ihr die Steine aus dem Weg räumt.
Da kann ganz Vieles dahinterstecken. Wenn eine Akademikerin nicht in der Lage ist, selber einen Brief zu schreiben, können auch neurologische Probleme die Ursache sein, schlimmstenfalls sind das Frühsymptome einer Alzheimer-Erkrankung.
Offenbar braucht sie viel Hilfe im Alltag. Das ist ungewöhnlich. Aber warum sollte sie sich dafür schämen? Diese Einstellung find ich beschämend.
Weil sie nichts daran ändern möchte und sich mit 56 Jahren wie ein Kleinkind verhält, obwohl sie geistig offenbar dazu in der Lage ist, etwas an sich zu ändern.
Habe ich schon wirklich unzählige Male getan. Sie nimmt mich gar nicht ernst, liegt auf der Couch, ist ständig am Smartphone und möchte nichts an sich ändern.