Ist jemand von euch Apotheker oder Pta?

1 Antwort

Hi,

mein erster Tipp ist, lass dich nicht aus der Ruhe bringen. Viele Leute kennen die Situation schon oder haben in der Zeitung darüber gelesen oder in den Nachrichten davon gehört.

Wenn ich sehe, dass das Medikament aktuell nicht lieferbar ist, kommunizieren ich das auch direkt und sage dem Kunden zum Beispiel "Ich sehe, dass ihr Medikament aktuell nicht lieferbar ist. Ich gucke aber mal, wie ich Sie versorgen kann".

Wenn nur der Rabattartikel oder bei Präparaten ohne Rabattartikel die preisgünstigen Artikel nicht lieferbar sind, musst du nach Rangfolge teurer beliefern, also mit preisgünstigen Artikeln oder Artikeln oberhalb des Preisankers.

Nehmen wir jetzt einmal an wir haben ein Medikament, Ramipril 10mg 100 St. N3, bei dem weder der Rabatt, noch etwas preisgünstiges oder teureres lieferbar ist. Ich würde folgendermaßen vorgehen:

- gibt es eine lieferbare N2 oder N1 mit 10mg? Wenn ja, kann ich diese abgeben und zwar so, dass ich die 100St. nicht überschreite. Ich könnte also 2x 50 St. N2 oder 5x 20 St. N1 abgeben.

-gibt es überhaupt keine Packungsgröße in 10mg, dann gucke ich nach einer geringeren Stärke, zum Beispiel 5mg. Hier darf ich sogar 2x 100St. abgeben (4x 50St. oder 10x 20St.) , damit der Patient auf seine Gesamtmenge kommt. Man muss natürlich dann darauf hinweisen, dass die Menge der eingenommenen Tabletten jetzt abweicht und 2x 5 mg statt 1x 10mg genommen werden müssen.

- man kann auch ein Präparat in einer höheren Stärke abgeben. Hier zum Beispiel 20mg. Das Präparat muss natürlich in dem Beispiel teilbar sein, darauf musst du dann achten. Zudem muss man beachten, dass man dann auch nur maximal eine N2 mit 50 St. abgeben darf, damit die Gesamtmenge der ursprünglichen Verordnung nicht überschritten wird.

Dann kannst du gucken, ob du deinen Patienten mit einer anderen Darreichungsform versorgen kannst (hier muss aber das Rezept geändert werden) und zum Beispiel statt eines Safts eine Tablette (oder eben anders herum) eingenommen werden kann.

Manchmal ist es auch sinnvoll, die PKA zu fragen. Nicht alle Medikamente sind über den Großhandel zu bekommen. Einige werden über eine spezielle Plattform vertrieben. Wenn wirklich nichts lieferbar ist kann die PKA auch mal beim Hersteller nachfragen. Manchmal ist noch etwas direkt lieferbar oder zumindest kann man erfragen, wann man mit einer voraussichtlichen Lieferung rechnen kann.

Wenn Kombinationspräparate verordnet sind hat man die Möglichkeit (auch hier nach Rezeptänderung durch den Arzt) beide Wirkstoffe einzeln abzugeben.

Es gibt auch sonst noch die Äquivalenzdosistabellen für verschiedene Arzneimittel, zum Beispiel Antibiotika oder Lipidsenker. Anhand dieser Tabellen kann man beispielsweise entnehmen, wie viel mg Simvastatin 20mg Atorvastatin entsprechen. Natürlich kannst du selber nicht einfach einen anderen Wirkstoff abgeben, aber du kannst dem Arzt entsprechende Vorschläge machen was er verschreiben kann, um seinen Patienten zu versorgen.

Die Tabellen kannst du hier finden:

https://www.abda.de/fuer-apotheker/arzneimittelkommission/hinweise-und-materialien-fuer-apotheken/pharmakovigilanz-1/

Generell finde ich das DAP ganz nützlich. Hier findet man oft Handlungsempfehlungen und Entscheidungsbäume, die sehr übersichtlich sind. Zum Beispiel auch zu deiner Fragestellung:

https://www.deutschesapothekenportal.de/rezept-retax/retax-arbeitshilfen/lieferengpass-und-akutversorgung/austauschregeln-bei-nichtverfuegbarkeit-nach-129-abs-2a-sgb-v-albvvg/