Ist Gerechtigkeit subjektiv (Philosophie)?

6 Antworten

Dass das Gerechtigkeitsempfinden subjektiv ist, sieht man z.B. an Menschen in Russland, die den Krieg in der Ukraine für gerecht halten.

Gerechtigkeit ist dazu auch kulturabhängig.

In manchen Ländern wird z.B. noch die Todesstrafe als gerecht empfunden,

wobei ich das in manchen Fällen nachvollziehen kann.

1. Jeder Mensch hat unterschiedliche Erfahrungen, Werte und Überzeugungen, die seine Wahrnehmung der Welt und damit von Gerechtigkeit beeinflussen können. Was für dieeine Person gerecht erscheint, kann für eine andere halt ungerecht sein.

Auch kann Gerechtigkeit in verschiedenen Kontexten unterschiedlich interpretiert werden. Beispielsweise kann in einem Unternehmen eine gleichmäßige Bezahlung als gerecht angesehen werden, während in einem Sportwettbewerb eine Leistungsbezogene Bezahlung als gerechter empfunden wird. Daher kann Gerechtigkeit nicht objektiv definiert werden, sondern ist oft von individuellen Standpunkten und Erfahrungen geprägt.

Gerechtigkeit ist ein Konzept, das sich auf die faire und angemessene Behandlung aller Menschen bezieht. Es geht um die Verteilung von Ressourcen, Chancen und Strafen in einer Gesellschaft, um sicherzustellen, dass jeder Mensch gleiche Rechte und Möglichkeiten hat.

2. Gerechtigkeit bezieht sich für mich auf die Einhaltung von Gesetzen und Regeln, um die Rechte und Freiheiten jedes Einzelnen zu schützen. Sie bezieht sich auch auf die Wahrung der Würde und des Wohlergehens aller Menschen, indem Diskriminierung und Ungerechtigkeit vermieden werden. Die verschiedenen Systeme von Gerechtigkeit (Leistungsgerechtigkeit, Bedarfsgerechtigkeit...) haben dabei allesamt Vorteile und Nachteile, sodass eine ausgewogene Mischung, je nach Einzelfall, erforderlich ist.

Es gibt dafür ein Gedankenexperiment:

Stell dir vor du bist Student und reichst deine Hausarbeit ein und der Professor bewertet deine Hausarbeit als "mangelhaft" weil ihm die Farbe deiner Mappe nicht gefällt. Den Inhalt hat er sich daher erst gar nicht angeschaut. Ist das gerecht?
Wenn Gerechtigkeit absolut subjektiv ist, dann kann man gar nicht prüfen ob es jetzt wirklich gerecht war oder nicht. Das wäre letztendlich eine Frage der Meinung und da der Professor die Autorität hat, hast du dann eben Pech gehabt aber du wärst kein Opfer von absoluter Ungerechtigkeit

Hallo ekoelendne85737,

wie man Begriffe wie "gut", "schlecht" oder "böse" als von der Betrachterin oder vom Betrachter abhängig sehen kann, so mag es auch eine solche Gerechtigkeit geben. Dabei wäre etwas dann "gerecht", wenn es eigenen Bedürfnissen folgt oder diese auch befriedigt - unabhängig davon, ob eine dazu dienende Person das als "gerecht" empfindet oder nicht.

Wir nehmen - wieder - die universale Liebe zur Hand, denn damit erhalten wir ein objektives Maß, das nicht von einer persönlichen Wahrnehmung oder Ansicht abhängt. Ohne auf die Herleitung einzugehen, schafft Liebe in Einheit gleichermaßen für alle Fülle und größtmöglichen Freiraum.

Letzteres ist mit dem Gleichermaßen das absolute Maß. Jetzt können wir Gerechtigkeit in der Begriffsbildung erweitern und sagen: "gerecht" ist es immer dann, wenn in Einheit in einer gewissen Umgebung Fülle und Freiraum für alle gleichermaßen geschaffen und bewahrt wird, außerhalb der Umgebung dies von dieser Umgebung zumindest geachtet ist.

Vielleicht wird dies auch dem Wortstamm "recht" gerecht, wo wir "recht" als genau diese gemeinsame Fülle und den gemeinsamen Freiraum in aller Einheit sehen dürfen. Doch mag dieses "recht" dann bereits in Richtung dieses Maßes schielen - und suggerieren, dass es keinen Freiraum für "anders" mehr gäbe. Das sei aber nicht der Fall.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Gerechtigkeit ist ja abhängig von Kontext. Ändert sich dieser hat das Einfluss auf die Gerechtigkeit.

Klassisches Beispiel: zwei Menschen arbeiten in der gleichen Firma den gleichen Job. Es ist nur gerecht, wenn sie gleiches Gehalt beziehen. Wenn jetzt allerdings eine Person konstant bessere Leistungen erzielt, wäre es dann nicht ebenso gerecht, das höher zu entlohnen?

Je nach Perspektive ist ein Ansatz zwingend ungerecht.


Pyramesse27806  18.03.2023, 07:58

Leistungsgerechtigkeit. Und wie ist es in der Justiz. Bitte hierbei die Existenz von Imperativen beachten.

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Pyramesse27806  18.03.2023, 09:19
@LilaInPink

Der Begriff Gerechtigkeit findet Verwendung in der Justiz, bei der Entlohnung und bei diversen Verteilungen. Also gibt es eine Zuordnung in verschiedenen Bereichen. In der Justiz müssten eigentlich die jeweiligen Imperative für eine Untat bestraft werden. Weil diese Anwendung von Gerechtigkeit aber unmöglich ist, wird in der Regel ein Mensch bestraft um damit den Versuch zu unternehmen Angst vor Strafe aufrecht zu erhalten, also reine Abschreckung vor weiteren Ungerechtigkeiten. Ganz aus dem Ruder läuft es, wenn Institutionen bestraft werden so wie VW. Von Gerechtigkeit in der Justiz ist also keine Spur.

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Pyramesse27806  18.03.2023, 13:12
@LilaInPink

Imperative sind die wesentlichen Inhalte einer Handlung, ohne die diese nicht stattfinden kann. Immer mit dabei sind das Können, also Fähigkeiten und Mittel, die günstigste Gelegenheit, ein Mindestzeitfaktor und das Dürfen, nämlich im Falle bei fehlendem Risikokalkül in Sachen Strafe. Mögliche Imperative sind Absichten, Sollvorgaben, äußere Umstände und so weiter. Ein Richter müsste eigentlich bei einer Verhängung einer Strafe zwar nicht gerecht ist, den Angeklagten zu verurteilen, aber das das zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung zwingend notwendig ist. Gerechtigkeit in der Justiz ist also objektiv, aber nicht umsetzbar.

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LilaInPink  18.03.2023, 15:36
@Pyramesse27806

Achso, verstehe. Naja, im Grunde wollte ich mit meiner Antwort umgangssprachlich bleiben 😁

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Pyramesse27806  19.03.2023, 06:38
@LilaInPink

Subjektivismus oder Objektivität sind Betrachtungsweisen. Welche die richtige Sicht ist hängt vom Sachverhalt ab. Inflation ist subjektiv, also gibt es dort viele Wahrheiten. Die Frage von Mitschuld und Mitverantwortung obliegen immer den jeweiligen Imperativen. Dort gilt nur eine objektive Wahrheit. Welche Imperative, das sei ersteinmal dahingestellt.

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