Ist es normal dass ich mich an fast nichts aus meiner Kindheit erinnern kann?

6 Antworten

Das ist sehr normal. Weil je älter du bist, desto mehr wirst du aus deiner Jugend verdrängen. Es ist kein wirkliches Vergessen, weil durch diverse Trigger können bestimmte Erinnerungen wieder hervor geholt werden.

Ich habe nur begrenzt Erinnerungen an die Zeit vor meiner Schulzeit. Aber es sind mehr Erinnerungen als an die Zeit der Grundschule.

ZB weiß ich noch, das mein Cousin im Keller hinter mir her gelaufen ist mit einem Weberknecht in der Hand und jagte mich. Das ist das erste mal das ich Angst vor Spinnen hatte und deshalb erinnere ich mich daran.

Ich kann kein Blut sehen. Auch da gabs eine Episode aus meiner Kindheit. Wir durften mit 3 Jahren schon alleine durchs Dorf. Die Eltern wussten immer durch welchen Stall man hüpfte. Wir waren immer in einer Traube Kinder unterwegs. Ich saß auf dem Dreirad, barfuß. Und mein Zeh ist bei jedem treten über den Asphalt geratscht und das hat geblutet wie Sau....

Als mein Vater vor 4 Jahren starb war das ein Trigger, welcher eine Erinnerung hervor holte, welche ich 35 Jahre verdrängt hatte. Als ich 5 Jahre alt wurde hatte meine Mutter die Verwandtschaft eingeladen. Ich durfte am Kindertisch sitzen und die großen saßen am Extratisch. Und als wir da so saßen brachte meine Mutter einen Topfkuchen herein. Der war komplett mit Schoko überzogen und hatte bunte Streusel auf der Schokolade. Ich war enttäuscht, weil ich lieber von der Sahnetorte essen wollte. Meine Mutter sagte, ich soll nicht so undankbar sein, mein Vater hätte diesen Kuchen extra nur für mich gemacht.

Ich hatte aber auch gute Erinnerungen. Mein bester Freund Bernd, den nannte ich immer Berndchen. Ich weiß noch wie ich immer quer über die Straße seinen Namen brüllte. Dann ging die Gardine am Fenster gegenüber weg und er hat gewunken. Wenn ich dann zu ihm rüber ging sagte seine Mutter immer, Ach da kommt Fräulein Tong Tong mit der Klapperbüchs. Dann hat sie uns zu seiner Oma geschickt, die meist im Stall war und gemolken hat. Dort bekamen wir dann nach dem Filtern eine Tasse frische Milch. Jeder hatte einen Blechbecher. Meiner war rot mit weißen Punkten und seiner war grün mit weißen Punkten. Die hingen da jeden Morgen an der Wand und die Oma nahm sie von der Wand ab und gab uns frische Milch. Nach dem Trinken brachten wir sie ins Haupthaus und dann gabs kein Halten mehr. Die Kuhweiden und Heuboden wurden unsicher gemacht. Meine ersten 6 Jahre waren sehr glückliche Jahre.

Ab der Grundschule wurde es streckenweise anders. Aber auch da habe ich nur begrenzt Erinnerungen.

Aber das muss auch so sein. Unser Gehirn ist wie ein USB Stick. Unwichtiges wird aussortiert, anderes komprimiert und irgendwo abgelegt. Und anderes ist dauerhaft präsent. Aber man verlegt nicht nur Ereignisse aus der Kindheit. Ich arbeite schon seit 20 Jahren im Kindergarten. An viele der Kinder erinnere ich mich nicht mehr. An die schwierigen Kinder erinnere ich mich sehr lange. Oder an Kinder mit ungewöhnlichen Namen.

Ob das normales weiß ich nicht, aber ich habe auch eigentlich kaum oder keine guten Erinnerungen an meine Jugend. Vielleicht auch weil ich ein paar Jahre im Heim war...

Ist normal, man Erinnert sich oft nur an prägnante Ereignisse. Irgendwelche Random Sachen die einem aus irgend einem Grund im Kopf geblieben sind. Ich weiß zum Beispiel noch ganz genau wie ich an einem Tag in den Kindergarten gekommen bin und wie ich dort begrüßt wurde, obwohl es nicht mal was besonderes war.

Wehre es andersrum das du doch an schlechtes nicht erinnern kannst dann hätte ich gesagt Schutzmechanismus ich habe diesen Schutzmechanismus auch aber in beide seiten schlimmes wird versucht immer zu vergessen zu verdrängen und normale sachen werden dazu auch oft vergessen aber ich arbeite dran

Ich würde sagen ja. Ich glaube kaum jemand weiß noch was von seiner Kindheit. Außer besonders prägende Ereignisse, die können extrem gut oder extrem schlecht gewesen sein. Wenn du älter wirst, erinnerst du dich auch an deine Zeit als Jugendlicher kaum noch