Ist es nicht unglaublich respektlos, wenn man einigen Familienmitgliedern nach der Beisetzung nicht die Hand gibt?

3 Antworten

Hallo,

Ich empfinde es als normal nicht jedem die Hand zu geben. Sogar ich als Bestatter kenne nicht alle Angehörigen persönlich, und gebe damit auch nicht jedem auf dem Friedhof die Hand und kondoliere.

Wenn es nun Trauergäste sind die dich gar nicht kennen, woher sollen sie wissen das du ein Enkelkind bist. Zumeist ist es auch so, das die Trauergäste nach dem Abschied am Grab, sich meist in eine Reihe aufstellen (eben auch die, die nicht näher verwandt sind).

Die Frage ist ja, warum es dich so ärgert, warum du dich verachtest (ein sehr hartes Wort) fühlst.

Hier ging es um die Ehre und Achtung für deinen Großvater.....

Die Sache ist kompliziert.

Viele Angehörige wollen gar nicht, dass man ihnen die Hand schüttelt.

Aber wenn sich alle schon aufgestellt haben...?

Es kommt ein wenig darauf an, in welcher Rolle man bei einer Beerdigung ist.

Angehörige, die den Kreis der engsten Trauernden kennen, werden meist allen die Hand schütteln, die sich aufgestellt haben.

Menschen in einer öffentlichen Eigenschaft, muss ja nicht gerade ein Politiker oder ein Vereinsvorsitzender sein, werden vielleicht auch allen die Hand geben.

Menschen, die mit den Trauernden eher flüchtig verbunden sind, werden nur denen die Hand geben, die sie kennen.

Und dann gibt es Menschen, die den Trauernden gut verbunden sind und die selber heftig mittrauern.

Man konduliert ja nicht nur aus Respekt, sondern im Rahmen der Beziehung zu den Trauernden und im Rahmen der eigenen Trauer.

Das Kondolieren ist nicht ein Ritual, zu dem alle Anwesenden verpflichtet wären, sondern eines, in dem jede und jeder auf seine Weise seine Gefühle ausdrücken kann. Und für manche ist dazu wichtig, dass die den anderen kennen. Sie möchten ihre Gefühle und ihrer Trauer teilen und brauchen dazu ein ihnen bekanntes Gegenüber, mit dem sie genau dies tun können.

In diesem Fall war es kein mangelnder Respekt, sondern die Heftigkeit der eigenen Trauer, die diese Geste Dir gegenüber zu schwer machte.

Beziehung und Gefühle kann man nicht nüchtern und neutral einfordern.

Beziehung muss wachsen, Gefühle brauchen Vertrauen, und echte Trauer braucht beides.

Und Respekt braucht auch das Einfühlungsvermögen in die Trauer derer, die an den Angehörigen kondolierend vorbei gehen.

Ich hoffe, es ist verständlich geworden, warum ich der Meinung bin, dass Du überreagierst.

die situation kann man auch anders interpretieren, nämlich: was bedeutet schon ein handschlag, wenn man den quasi wie am fliessband abliefert. es wäre eine hohle geste, wenn man einfach die reihe abarbeitet.

ich denke, du interpretierst das ganze auch zu stark auf deinen selbstwert bezogen.

wenn einer, den du gar nicht kennst, grußlos an dir vorbei geht, dann ist das doch ziemlich normal, oder? dafür braucht man keinen verachten oder ignorieren.

du wurdest in dem moment als unwichtig wahrgenommen; das ist aber nicht das gleiche wie unwürdig oder verachtungswürdig.

die leute haben einfach denen kondoliert, die sie kannten. und den anderen nicht. mit eurem wert hat das gar nichts zu tun.