Ist es häufig, dass Autisten normale höfliche Umgangsformen wie Begrüßung, Verabschiedung, Ausdrücke wie bitte + danke und Namensnennung komplett ablehnen?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

nein 75%
ja 25%

2 Antworten

Das kommt stark darauf an, wie man "häufig" in diesem Fall definiert. Ich persönlich habe kein Problem mit diesen Dingen, jedoch:

Ich begrüße keine Fremden (z.B. im Fahrstuhl, beim Spaziergang, im Wartezimmer etc.), außer, sie begrüßen mich zuerst. Allerdings denke ich, das hat auch mehr mit meiner Sozialphobie, als mit meinem Autismus zu tun.

Bei sowas wie "Bitte" und "Danke" kann es vorkommen, dass ich nicht bemerke, dass ich es sagen sollte. Es fällt mir erst ein, wenn es zu spät ist. Oder ich weiß es, aber ich kriege es nicht rechtzeitig über die Lippen. Wie als wäre ich zu schlapp dafür, als wäre mein Mund zugeklebt. Das kann auch bei Begrüßungen passieren, insofern sie plötzlich kommen.

Wenn ich weiß, dass ich mich mit jemandem treffen werde und mit wem, dann habe ich damit generell keine Probleme, soweit ich das beurteilen kann. Ich mag z.B. auch Umarmungen mit Leuten, die ich gerne hab.

Zu der Namensnennung: Du meinst, Leute beim Namen zu nennen, oder? Das mache ich sogar hin und wieder relativ häufig. Weiß gar nicht, weshalb.

Aber wenn ich so darüber nachdenke ... Stellen wir uns mal vor, ich und eine andere Person sind in einem Raum. Wir sind entweder alleine oder es sind noch wenige andere Leute im Raum. Wir kennen uns, wir kennen unsere Namen, wir reden nicht mit den anderen, sondern machen unser eigenes Ding. Nun ist es aber so, dass ich die Person etwas fragen will/muss und ich glaube, dann würde ich nicht den Namen der Person sagen, sondern zu ihr kommen und es anderweitig klar machen, dass sie gemeint ist. Also sie mit "du" ansprechen.

Ich weiß auch nicht, doch ich denke, ich würde so handeln. Wobei auch das mehr mit meiner Sozialphobie als mit meinem Autismus zu tun haben könnte (oder mit beidem). Es kann ... beängstigend sein, den Namen von Leuten auszusprechen, die man noch nicht lange und gut genug kennt. Man hat dann die ungeteilte Aufmerksamkeit dieser Person und den Namen - besonders den Vornamen - auszusprechen hat fast schon etwas Intimes.

Keine Ahnung, ist alles sehr situationsabhängig.

Das Problem ist halt, dass es zwar für viele Nicht-Autisten höflich ist, aber für manche Autisten kann das alles sehr anstrengend sein, wenn nicht sogar manchmal unmöglich. Nicht selten können die Autistem, die damit Probleme haben, das nur, weil sie Masking betreiben, was widerum zu psychischen Problemen führt. Ich kann aber auch verstehen, dass es für manche Autisten beruhigend sein kann, denn es ist eine Routine und an diese kann man sich dann halten. Schwierig wird es, wenn das Gegenüber sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht an diese ungeschriebene Routine hält.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
nein

Ich mag solche Routinen. Es gibt mir Sicherheit, wenn Anfang und Ende klar sind.

"Bitte" lasse ich meist weg, formuliere es aber anders freundlich fragend.

Danken tue ich nur, wenn ich dankbar bin.

Namen nenne ich gern.