Ist es feige sich nicht zu wehren wenn man geschlagen wird?

11 Antworten

Bei grundlose Angriffe aus dem Hinterhalt und wenn man heftig getroffen ist, denkt man erstmal am Überleben. Das ist menschlich und rechtlich auch richtig.

Es ist nicht falsch sich zu wehren wenn man es KANN. Nur musst man darauf achtne dass es auch angepaßt zum Angriff ist.

In deinen Fall, wenn der Täter bekannt ist und Zeugen aussagen, kann der Angreifer mit ein empfindliche Strafe rechnen. Und einen Therapie. ;-)

Dann kommst Du mit ein zivile Klage und Schmerzensgeld. Wenn Du große seelische oder körperliche Schaden davon dauerhaft trägt, musst er vielleicht auch sein Leben lang bezahlen. Viel Glück und gute Genesung!

Feige ist der, der sich mit Schwächeren anlegt. Viele Dinge regelt das Leben von selbst. Mich hatte ein Typ in der Schule immer wieder auf dem Kieker (er war damals 2 Klassen über mir). Als wir letztens in der Dorfschänke essen waren, hat er uns bedient (er hilft dort aus, lebt sonnst von Harz 4). Da dachte ich mir, man sieht sich immer 2x im Leben.

Wenn er dich Schlägt, dann solltest du auf jeden Fall zurück schlagen. Gut hast zwar das richtige getan aber ganz ehrlich, die meisten interessieren sich nicht dafür sondern wer geschlagen wurde. Dass man wegen das gemobbt wird ist auch ziemlich schlimm. Doch Peinlich ist auch dass man Schwächere schlägt und dann auch noch mehrmals zuschlägt wenn man auf dem Boden ist...

Versuch nächstes mal einfach ihn weg zu schubsen und wenn er weiter wie ein Berserker auf dich drauf geht, dann solltest du meiner Meinung auf jeden Fall richtig heftig zurück schlagen.

hazebuster18  26.01.2015, 05:08

Ps: Nicht du bist Feige sondern die Leute um dich herum die sich nicht mal getraut haben den typen weg zu halten.

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Du hast das Richtige gemacht. Du hattest keine Chance.
Wenn Du Dich gewehrt hättest, wäre es noch viel schlimmer geworden als es war.

Du hast richtig gehandelt.
Mit Feigheit und Weichei hat das nichts zu tun.

Alles Gute!
earnest

Diese Situationen sind zumeist wesentlich "vielschichtiger", als man meint. Zunächst: NEIN! Du musst Dich überhaupt nicht schämen, dass Du Dich hier aufgrund mehrerer Faktoren nicht wehren und statt dessen alles über Dich ergehen lassen musstest! Du wirst Dich aber trotzdem dafür schämen und diese Situation lange nicht vergessen, egal, was man Dir dazu sagen könnte. ;-)

Wenn Mädchen oder Frauen angegriffen werden, motiviert dies zumeist mehrere Jungen oder Männer in der Umgebung nach Sekunden bereits, hier einzugreifen. Zugunsten männlicher Opfer wirkt dieser "Reflex" zumeist nur, wenn diese noch sehr jung sind (junge Teenager) und dem Angreifer körperlich und altersmäßig auffällig unterlegen sind. Jungen und junge Männer erleben daher relativ oft gleich eine doppelt problematische Situation: 1. Sie werden angegriffen und sind gedemütigt, wenn sie sich nicht zur Wehr setzen können oder mögen und 2) Sie erleben eine Demütigung durch die passiv zuschauende Umgebung, die lediglich abwartet, was da nun weiter passiert. Solche Erlebnisse können durchaus nur einige Sekunden dauern, sind aber dann für einen Jungen oder Mann sehr lange nicht vergessen und nur schwer zu verarbeiten.

Tatsächlich lösen derart unerwartete Angriffe nicht nur bei Frauen, sondern genauso oft auch bei Männern einen unmittelbaren Schock aus, der dann unmöglich macht, in den nächsten Sekunden noch klar genug zu denken, die Situation schnell und real zu überblicken und womöglich irgendwelche Abwehr- und Hilfsmaßnahmen zu ergreifen. Deine Reaktion bzw. Passivität war also völlig normal - ein Reflex, der bei Männern, die mit solchen Angriffen nicht täglich konfrontiert sind und daher auch damit nicht rechnen, regelmäßig vorkommt.

Was Dich dazu bewegt hätte, in einer solchen Situation mehr zu unternehmen als Dich zu schützen und abzuwenden, wäre z.B. dies:

1) Du kennst den Angreifer und sein Verhalten bzw. seine Grenzen und Schwächen in solchen Situationen und hattest bereits öfters mit ihm zu tun

2) Du kennst Deine eigene Stärke und Wehrhaftigkeit (bist z.B. trainiert)

3) Du schätzt den Angreifer wohl "motiviert", aber nicht allzu kräftig ein

4) Du hast ausreichend Erfahrung in körperlicher Auseinandersetzung

5) Du hast Beistand in der unmittelbaren Umgebung, auf den Du zählen kannst, sobald Du Dich zu wehren beginnst u. somit das Signal setzt, dass Deine Grenzen überschritten wurden

Ich denke, nichts davon traf hier für Dich zu.

Es ist tatsächlich so, dass Insbesondere Jungen und Männer derartige Erlebnisse wohl verarbeiten, was den reinen körperlichen Angriff und eventuelle Schmerzen und Verletzungen betrifft - sie haben aber immens länger mit der psychischen Seite dieser Sache zu tun - und dies sogar, wenn im Grunde äußerlich betrachtet nichts wirklich Schlimmes geschehen ist u. man mit ein-zwei Prellungen an Oberarm und Schulter davon gekommen ist.

Die als demütigend empfundene Hilflosigkeit aber, die passiven Zeugen, die alles gesehen haben, die persönlich empfundene Unfähigkeit, sich zur Wehr zu setzen, wenigstens einmal zurück zu schlagen sowie die Willkür des persönlichen Angriffs, auf den man in diesem Moment nicht ansatzweise "männlich" und aktiv reagieren konnte... dies sind Erfahrungen, die oft noch lange belasten und im Nacken sitzen. Die psychische Nachwirkung eines solchen Erlebnisses, egal, wie kurz u. "banal" es im Nachhinein gewesen sein mag, ist nicht zu unterschätzen. Sie wird noch verstärkt durch die anschließende Reaktion der Umgebung, die sich darüber lustig macht - weil sie nicht versteht, wieso man nichts unternommen hat, warum man heulen musste o. dass man wie gelähmt war.

Auch der Angreifer hat hier eine "Psychologie": Zumeist steht hinter derart plötzlichen und spontanen körperl. Angriffen Fremder aus nichtigen Gründen eine unsichere und leicht reizbare Persönlichkeit, die eines gelernt hat: Über spontane und unmittelbare körperl. Angriffe den eigenen Selbst-Wert, die Selbstachtung und ein Überlegenheitsgefühl zu pushen und zu stabilisieren. Dies bedeutet tatsächlich, dass man mit einer halbherzigen Gegenwehr den Angreifer eher noch mehr motiviert, hier die letzten Schläge auszuführen, bevor er vom Opfer ablassen kann. Wenn man also zurück schlägt, zwingt man den Angreifer zur Wahrung seines Gesichts, noch kräftiger und öfters zuzuschlagen. Passives Abwarten kann hier also durchaus die Sache zu einem schnelleren und risiko-ärmeren Ende bringen. Du hast hier also womöglich instinktiv richtig gehandelt.

MissMarplesGown  26.01.2015, 08:18

Wenn man sich in solchen Situationen wehrt, muss man damit rechnen, dass man die Sache zunächst verschlimmert - daher ist es dann entscheidend, sich gleich so wirkungsvoll und zielsicher zur Wehr zu setzen, dass der Schock auf die andere Seite wechselt und der Angreifer in einem Überraschungsmoment zum Aufhören gezwungen wird.

Niemand möchte sich hier aber "präparieren", als würde er in der Bronx leben und müsse täglich mit Angriffen rechnen - und doch ist ja allein schon aufgrund des üblen Gefühls, der Entwürdigung und Scham ein Bedürfnis da, nicht noch einmal derartige Situationen zu erleben. Hierzu müsste man aber über lange Zeit seinen Einsatz haben, um eine tatsächlich brauchbare und spontan "abrufbare" Selbstverteidigung zu lernen und zu trainieren.

Gar nicht selten sind solche Erlebnisse der Anlass, damit zu beginnen - nicht, weil die Situation tatsächlich gefährlich gewesen war oder weil man ernsthafte Verletzungen erlitten hat, sondern weil die Scham, die Entwürdigung und somit psychische Verletzung derart prägend war, dass man nächstes Mal wesentlich besser vorbereitet sein möchte. Man möchte sich nie wieder so erbärmlich, schwach und hilflos fühlen.

Ich würde Dir gern tatsächlich zu einem sinnvollen Training von Selbstverteidigungstechniken raten. Jiu Jitsu wäre hier z.B. brauchbar, da sehr realitätsnah und prägend für Persönlichkeit, Courage und Reaktionsvermögen, aber gleichzeitig auch für gute Fähigkeiten zur friedlichen Deeskalation, zur realistischen Einschätzung der jeweiligen Lage und des Gegners und... es beruhigt einfach die Nerven, in solchen Situationen nicht gleich in Panik zu geraten, weil man weiß, was zu tun ist und dies auch gezielt durchsetzen kann. ;-) Der Vorteil: Du kannst mit einem solchen Training auch gleich manche in der Vergangenheit erlebte Situation von Hilfosigkeit rückwirkend verarbeiten.

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1Beamy1  27.01.2015, 02:40
@MissMarplesGown

Zunächst tritt zutage, dass man an sich arbeiten muss. Dabei muss man aufpassen, dass man nicht selbst irgendwann zum Täter wird. Sobald man sich selber wehrt, verliert man schnell das Gefühl, wo die Grenze liegt.

Ist man dann besser als andere?

Ich stelle mal die Frage in den Raum: Wer hier hat eine solche Sittuation am eigenen Leib erfahren müssen?

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MissMarplesGown  27.01.2015, 18:16
@1Beamy1

In verantwortungsvoll angeleitetem Training lernen Schüler, derartige Situationen wesentlich realistischer und ruhiger, weil weniger angstbesetzt wahrzunehmen. Sie lernen Deeskalation VOR körperlichem Einsatz und werden geschult, zunächst Techniken einzusetzen, die zu keiner ernsthaften Verletzung des Angreifers führen würden und ihn - je nach Wahl und Entscheidung - trotzdem kampfunfähig machen. Dies zusammen genommen bewirkt eher, dass sich aus einem Angriff KEINE unnötig eskalierende Schlägerei mit Verletzungen auf beiden Seiten entwickelt.

Ich bin eine Frau und bin nicht Opfer einer Situation wie der oben beschriebenen geworden, ich hatte allerdings meine "eigenen" Situationen der speziellen Art. Zweimal in meinem Leben leider mit Folgen für den Angreifer, da ich "keine Zeit hatte" und körperlich unterlegen war. Frauen werden anders angegriffen und auch die Basissituation, die "Stimmung" sowie die Intention des Angreifers ist hier eine völlig andere.

Ich habe 17 Jahre lang intensiv Kung Fu und traditionelles Jiu Jitsu trainiert und war über einige Jahre Trainierin für Mädchen und Frauen sowie für Männer, in beiden Gruppen gab es ca. 30% Gewaltopfer. In den Männergruppen hatten nicht wenige sehr ähnliche Gewalterfahrungen wie die oben in der Frage beschriebene.

Wer von Grund auf gelernt hat, dass er spontan abwehrfähig und im Ernstfall auch gut kampffähig ist, kann die Nerven bewahren (denn er überschaut die Lage und hat Zeit und Gelassenheit), kann Schläge erfolgreich abwehren, ohne den Angreifer sogleich zu verletzen oder selbst anzugreifen und lernt auch, mit solchen Situationen sowie mit Attacken und einem aggressiven Gegner psychologisch sinnvoll und effektvoll umzugehen.

Ein gutes und verantwortungsvoll durchgeführtes Kampfsport-Training macht friedlich und gelassen, es macht nicht aggressiv, im Gegenteil. Wer aus einem Kampfsport-Training letztlich als aggressive, unbeherrschte, egozentrische und "explosive" Kampfmaschine ohne Gespür für Grenzen und Verantwortung heraus kommt, hatte den falschen Trainer bzw. hat im falschen Dojo gelernt.

Ein Lehren von Selbstverteidigungstechniken ohne Verantwortung bzw. Vermittlung von Verantwortung ist inakzeptabel. Vernünftig trainierte Kampfsportler sind freundliche, aufmerksame, gelassene und schwer provozierbare Menschen. Sie brauchen nicht zuzuschlagen, weil sie wissen, sie "könnten" jederzeit. Sie haben Zeit abzuwarten - wer in Panik gerät und sich massiv bedroht fühlt, hat diese Zeit nicht.

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