Ist Erziehung nicht Manipulation?
Hallo,
Mir kam eben die Frage auf was der Unterschied zwischen Erziehung und Manipulation ist. Ich habe einem Kind ein Spielzeug gekauft, wo das Kind auf bestimmte Formen mit bestimmter Farbe mit einem Hammer schlagen kann. Aber dazu muss es die Formen in passende Löcher stecken um dann mit dem Hammer drauf zu schlagen, was Spaß macht. Das Kind wird eigentlich manipuliert Formen zu lernen, damit es zum Teil kommen kann, der Spaß macht, nämlich mit dem Hammer draufschlagen.
Dann hab ich weitergedacht und eigentlich hört es nicht im Kindesalter auf, oft werden uns Sachen gesagt, die uns Erziehen sollen, also uns eine bestimmte Verhaltensweise oder Denkweise vermitteln, aber die Wahrheit wird uns vorenthalten. Das ist doch einfache Manipulation oder nicht?
1 Antwort
Die knappe Antwort und auf den ersten Blick: Ja, Erziehung ist Manipulation.
Jedoch: Die eigentliche Funktion von "Erziehung" ist Sozialisation, d. h. die Einbindung des Individuums in eine mehr oder minder große Sozialgemeinschaft. Urform: Familie.
Die Tatsache, dass Erziehung (von Kindern ebenso wie Erwachsenen) vorzugsweise den verkürzten und unerläuterten Weg geht, macht die Erziehung zwar (häufig oder überwiegend) zur Manipulation, wohnt der Erziehung jedoch nicht notwendigerweise inne.
Abgesehen davon, dass ich den Begriff "Erziehung" ohnehin problematisch finde, ist aber grundsätzlich erst einmal an der Sozialisation und an sozialer Integration (die naturgemäß IMMER bestimmte Regeln erfordert) nichts Schlechtes.
Was Du weitergehend ansprichst, was dann Verhaltensbeeinflussung durch gezielte Teilinformation bis hin zu Desinformation ist, das ist in der Tat klare MANIPULATION. Die aber ist stets wirksam und auch dann manipulativ, wenn sie z. B. durch Vereine oder Vereinigungen geübt und etwaig gar (auch von einem selbst) willkommen wäre: Wird umfängliche Information vereintelt rsp. unterbunden, dann ist am manipulativen Charakter nicht mehr zu rütteln.
Ich würde aber dennoch auch nicht so weit gehen wie iQhaenschenkl. Der Gesprächsaustausch oder eine Diskussion haben regelmäßig zum Ziel, die Position des Gegenübers im eigenen Sinne zu beeinflussen. Eine solche Beeinflussung kann aber auch das Ziel haben, das Gegenüber lediglich umfänglich zu informieren, um es von einer abwehrenden, grenzziehenden Haltung abzubringen, ohne dessen Wertesystem oder dessen Besitzstand beeinträchtigen zu wollen. Und da sähe ich dann die Grenzen so fließend, dass ich nicht notwendigerweise von Manipulation sprechen würde.
Manipulation ist nämlich im psychologischen Sinne eine Beeinflussung des Denkens und Willens des Gegenübers, vorzugsweise ohne dass sich das Gegenüber dessen bewusst ist. Und diese Komponente – ohne die wahre Zielsetzung oder Absicht zu offenbaren – trifft noch nicht einmal auf die "Erziehung" zu: Ich kann einem Kind oder einer erwachsenen Person die Zielsetzung einer Regel und einer bei Regelbruch fälligen Sanktion sehr wohl – und vorzugsweise ohnehin – offen vermitteln, konterkariere in der Transparenz aber keineswegs das Ziel der Sozialisation!
Und somit in der genauen Betrachtung: Nein, Erziehung ist nicht zwangsläufig Manipulation.